Besser als sein Ruf

Besser als sein Ruf

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unterschätztes Handwerk

Am Freitag hat Francine Closener, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, den „Pakt pro artisanat“ mit der „Chambre des métiers“ und der „Fédération des artisans“ (FdA) unterzeichnet. Ziel ist es, den Handwerksbetrieben zu helfen und sie fit zu machen für die Zukunft.

Rund eine halbe Million Euro hat die Regierung für den Pakt eingeplant. Weitere Gelder für konkrete Projekte werden folgen. Dies kommt zu den rund elf Millionen Euro an Hilfen hinzu, die das Wirtschaftsministerium pro Jahr an Handwerksbetriebe verteilt.

Der Sektor habe die Hilfen verdient, unterstrich Closener am Freitag. Und sie hat recht. Kaum ein anderer Sektor trägt so viel zur nationalen Wirtschaft bei wie das Handwerk. Das Handwerk steht für rund 7.000 Unternehmen und für 90.000 Mitarbeiter. Es erwirtschaftet zwar weniger Gewinn als der Finanzsektor, zählt aber deutlich mehr Beschäftigte. Zudem ist das Handwerk ein Wachstumssektor. Seit mindestens 20 Jahren schafft es jedes Jahr neue Arbeitsplätze – derzeit mehr als 2.000 neue Jobs pro Jahr.

Und die Jobs im Handwerk haben für Staat und Mitarbeiter einen großen Vorteil. Der Sektor reagiert im Falle einer Wirtschaftskrise nämlich anders als Großbanken oder multinationale Konzerne. So hat der Sektor auch während der Finanzkrise weiter Personal eingestellt. Zudem sind diese Unternehmen meist fester im Land verankert als Großbanken oder multinationale Konzerne. Ihre Kunden sitzen in Luxemburg – eine Heizung kann nicht von China aus installiert werden.

Wenn sich die Politik in Luxemburg nun mit der Frage beschäftigt, welches Wachstum – und welche Art Unternehmen – wir in Luxemburg in Zukunft haben wollen … das Handwerk verfügt über die besten Ausgangsbedingungen.
Dass es sich dabei um alte, langweilige und dreckige Jobs handelt, sind Vorurteile. Unter
den 90.000 Arbeitsplätzen findet sich alles wieder: vom Informatiker zum Maurer.

Wer, wenn nicht das Handwerk, soll die neuen Passivhäuser für Luxemburg entwerfen und bauen? Wer, wenn nicht das Handwerk, soll in Zukunft die mit dem Internet verbundene Waschmaschine oder Heizung überwachen und warten?
Die Zukunft ist nicht nur ein Spielraum für die Hightech-Konzerne aus Silicon Valley. Und das Handwerk in Luxemburg bereitet sich aktiv auf diese neue Welt vor. Sie hat – mit der Unterstützung des Staates – bereits drei Kompetenzzentren zur Fortbildung ihrer Mitarbeiter aufgebaut. Gleichzeitig wird dort an neuen Produkten und Produktionsprozessen geforscht.

Dass in den kommenden zehn Jahren vielleicht 47.000 Mitarbeiter um ihre Jobs zittern müssen, weil geschätzte 3.000 Firmenchefs in Rente gehen und die Nachfolge schwierig zu organisieren ist, ist eine Schande. Doch welcher gelernte Schreinermeister hat zu Beginn seiner Karriere das notwendige Kapital, um eine bestehende Schreinerei mit Mitarbeitern zu übernehmen? Gerade bei Luxemburger Immobilienpreisen.

Es ist demnach im Sinne der Zukunft des Landes, das Handwerk zu unterstützen.