Whistleblowers und Experten

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Der feine Unterschied.

Seit gestern ist es offiziell. Luc Frieden ist als Vorsitzender des Verwaltungsrats der BIL bestätigt worden. Frieden tritt damit in die Dienste jener Finanzsupermacht Katar, mit der er während seiner Amtszeit als Finanzminister in engem Kontakt stand. Stichwort Cargolux, KBL und natürlich BIL.

Lucien Montebrusco
lmontebrusco@tageblatt.lu

Natürlich hat sich die BIL mit Luc Frieden keinen Fehlgriff geleistet. Frieden ist ein Profi. Er kennt sich mit Zahlen aus. Schließlich hatte er über Jahre die Oberhoheit über die öffentliche Kasse seines Landes. Er kennt das komplizierte Räderwerk eines staatlichen Haushaltes, kennt die Finessen der Luxemburger Fiskalgesetzgebung, an der sich seit seinem Ausscheiden aus der Regierung nichts Wesentliches verändert hat.

Luc Frieden weiß zum Beispiel, wer die größten Steuerzahler sind, welche Unternehmen aus dem In- und Ausland viel Gewinn erwirtschafteten, aber dank gescheiter Finanzkonstrukte wenig Steuern zahlten. Was im Büro 6 der Steuerverwaltung („Tax
Rulings“) ablief, war ihm bekannt.

Die vor Gericht stehenden Antoine Deltour und Raphaël Halet lüfteten diesen Schleier, unter den Frieden längst Einblick hatte. Verglichen mit Frieden sind Deltour und Halet die reinsten Messdiener.

Aber ab einer bestimmten Stufe in der Hierarchie werden Personen nicht mehr prosaisch Whistleblower oder schlimmer noch „Geheimnisverräter“ genannt. Sie sind dann Experten.