Von Ohrfeigen und Kinnhaken

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Mit einer „osmanischen Ohrfeige“ zu drohen, mag amüsant klingen und den Nationalstolz vieler Türken erwecken – doch der jüngste Ausreißer von Präsident Recep Tayyip Erdogan verdeutlicht, wie sehr sich die Türkei wegen seines Größenwahns, allem voran aber wegen seines politischen Fehlkalküls, ins Abseits manövriert. Nun könnte man einwenden, dies sei im Trumpschen Zeitalter nichts Neues, da Rhetorik wichtiger sei als konkrete Politik, sprich eh nichts passieren wird. Doch dies könnte sich schnell als arge Fehleinschätzung herausstellen. Denn die Türkei legt sich mehr als offen mit den USA in Syrien an.

Der Fairness halber sollte man Folgendes vorwegschicken: Es gibt nicht einen einzigen Staat, der lobenswerte Ziele in dem kriegsgebeutelten Land verfolgt. Dieser sinnlose Stellvertreterkrieg dient auf einer ersten Ebene einzig und allein den Machtgelüsten der USA sowie Russlands und ihrer jeweiligen Vasallen, die nun aufmüpfig werden: Israel ist dabei, in einen direkten Krieg mit Syrien verwickelt zu werden, während die Türkei zahlreiche Soldaten im Zuge der Operation „Olivenzweig“ verliert und noch nicht einmal wirkliche Fortschritte auf syrischem Boden gegen die Kurdenmiliz YPG verbuchen kann.

Und eins sollte man auch nicht vergessen: Selbst wenn die Terrormiliz IS in der Region vorerst außer Gefecht gesetzt wurde, sind alle anderen Fragen des Syrien-Kriegs ungelöst: Bleibt Assad? Welche Verfassung für das Land? Wird das „Arabisch“ aus „Arabische Republik Syrien“ gestrichen und das Land seine ethnische Vielfalt im Namen tragen? Wird der Iran eine dauerhafte Präsenz im Land haben? Kann Russland sich als neue Macht in der Region durchsetzen? Lassen sich die Amerikaner von den Russen vertreiben? Ist der kurdische Traum von Rojava in Nordsyrien dauerhaft umsetzbar?

Gerade an diesen Fragen zeigt sich, dass all die Widersprüche, die sich im Laufe der Jahre vor unseren Augen langsam und kontinuierlich aufgebaut haben sowie absehbar waren, nun ihr hochexplosives Potenzial entfalten. Jeder will das Ruder an sich reißen und so viel Profit wie möglich aus der Endphase des syrischen Kriegs schlagen. Als wäre es also nicht schlimm genug, dass die Zivilbevölkerung in Syrien zunächst im Kampf gegen Assad, dann gegen den IS zwischen die Fronten geraten ist, kommt es nun noch schlimmer: Die Syrer werden mittlerweile selbst in die Kriegsspielchen der Alliierten hineingezogen (auch wenn die Verbündeten sich bereits ständig in den Rücken gefallen sind).

Eine direkte Konfrontation zwischen zwei NATO-Staaten, wie sie nun zwischen den USA und der Türkei in Manbidsch droht, ist deshalb mehr als nur der übliche mörderische Wahnsinn des Syrien-Kriegs. Gerade deswegen sollte sich Erdogan stets bewusst sein, dass in diesem Krieg, der kein Gut und kein Böse mehr kennt, auf eine osmanische Ohrfeige schnell ein amerikanischer Kinnhaken folgen und Mitleid aus Russland ausbleiben könnte.

Koneczny
14. Februar 2018 - 19.20

@ Jemp.... Wat maachen d'Türken an Bulgarien? do ass mir eppes entgaang.... Kanns de mir dat wgl matdeelen? Merci

Jemp
14. Februar 2018 - 15.33

Welchen Mist Erdogan auf Zypern und in Bulgarien veranstaltet, davon hört man nichts. Obschon ja beide zur EU gehören. Die Türkei in ihrem augenblicklichen Zustand taugt nichts für die EU, kapiert man das denn nicht? Warum fasst man Erdogan mit Samthandschuhen an? Weil die Amerikaner auch einen Psychopathen als Präsident gewählt haben? Wird das inzwischen zur Mode? Solche Länder gehören auf die Liste der wenig vertrauenswürdigen Staaten, mit denen man möglichst wenig zu tun haben sollte.

Koneczny
14. Februar 2018 - 14.58

@ DS: ==> (Dir.... ) möglich aus der Endphase des syrischen Kriegs schlagen.... ?????? Endphase vum Krich a Syrien ??? Vun wat dreemt dir Nuets. Dat ass just den Ufank vun engem gréisseren Konflikt. Ech wëtten mat iech, dass d'Amerikaner schons laang am Iwerleeën sinn wéi se den ERDOWAHN kënnen lassginn. D'USA brauchen an der Türkei en zouverlässegen Partner an keen wéi den Erdogan. Spéidstens wann den ERDOWAHN sech mat Zypern / Griechenland uleet, muss d'NATO Faarf bekennen.

Lucas
14. Februar 2018 - 10.48

Und dieses Land, die Türkei, soll Voll-Mitglied der EU werden? Zuerst Visa-, also Reisefreiheit, für all seine Bürger zugestanden bekommen? Das Land bringt doch nur weiteres Unheil, da wo es sich einmischt. Jetzt ist auch schon Zypern dran! Der Beitritt wäre eine Schande für ganz Europa! Erdogan sieht sich doch als Befreier, Beschützer der Muslime, weltweit. Soll die EU mit hinein gezogen werden, um deem NATO-Partner immer und überall beizustehen, im Falle einer selbst verschuldeten Gefahr? Die Russen sind geographisch unsere europäischen Nachbarn. Nicht die Türken! Das sind keine Europäer! Und es ist längst nicht mehr das Land, das es bei den Beitrittsgesprächen am Anfang war.