Erdogan sucht den Bruch

Erdogan sucht den Bruch
(Yasin Bulbul)

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Beleidigungen gehen weiter

Der türkische Präsident scheint es auf einen Bruch mit den Europäern abgesehen zu haben. Denn sein derzeitiges Verhalten kann nicht allein darauf reduziert werden, dass er sich zu Hause gerne mit aller Wucht der Verteidigung türkischer Interessen auch im Ausland inszenieren möchte.

gkemp@tageblatt.lu

Die infamen und mittlerweile auch persönlichen Beleidigungen und Beschimpfungen gegen europäische Staaten und ihre politischen Vertreter, die Unterstellungen, nazistische Methoden zum Gebrauch zu bringen, zeigen, dass der türkische Staatspräsident nicht an einem ernsthaften, vernünftigen Dialog interessiert ist. Und da ihm die Worte offenbar nicht ausreichen, hofft er auch, auf Taten setzen zu können, sobald das türkische Parlament seiner Forderung nachgekommen ist und die Todesstrafe wieder eingeführt hat.

Unter ein solches Gesetz würde er bereitwillig seine Unterschrift setzen, wiederholte Erdogan am Wochenende. Dabei weiß er ganz genau, dass dies das Ende der Beitrittsverhandlungen mit der EU bedeuten würde. Nicht wenigen in Europa wäre das nur recht.

Nur, ein solcher Bruch mit Europa würde auch seinen Widerhall in der türkischen Bevölkerung finden, wo viele auf die EU setzen, um die schleichende gesellschaftspolitische Rückentwicklung aufzuhalten. Würden die Bande gekappt, könnte dies die Stabilität im Lande gefährden. Um auch auf eine solche Situation vorbereitet zu sein, dürfte Erdogan seine neue Verfassung durchbringen wollen.