„Soyons fous“

„Soyons fous“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Erbe des Surrealismus

Sie wollten, wie schon die Dadaisten vor ihnen, die Grenzen der Kunst sprengen und etwas absolut Neues schaffen: die Surrealisten. Lüttich zelebriert noch bis zum 31. August den Ober-Surrealisten Salvador Dalí in einer Riesenausstellung.

Claude Molinaro
cmolinaro@tageblatt.lu

Was bleibt heute von der „Verrücktheit“ der damaligen Avantgarde?

In den Zwanzigerjahren führten Veranstaltungen der Avantgardisten hin und wieder zu Schlägereien und polizeilichen Aufführungsverboten. Die Künstler hatten damit ihr Ziel erreicht. Und heute? Nun, ob es einem gefällt oder nicht, wenn eine Frau ihre Vagina in einem Museum entblößt – guter Geschmack hin oder her –, das muss jeder selbst wissen. Da vor allem der Betrachter entscheidet, was er als Kunst empfindet, ist es sinnlos, darüber zu diskutieren, was Kunst soll, darf oder muss. „Les goûts et les couleurs …“

Wie damals die Surrealisten „schockieren“ auch heute noch Künstler den guten Geschmack. Das ist gut so. Denn gäbe es keine Werke wie Erdogan-Lieder und -Gedichte, bräuchten wir keine Meinungsfreiheit. Wie ernst es eine Gesellschaft mit diesem doch so demokratischen Prinzip meint, zeigt sich erst, wenn man die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet.