Recht auf Hinterfragen

Recht auf Hinterfragen
(AFP/John Macdougall)

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Zum Tode Umberto Ecos

Umberto Eco ist tot. Womit die Welt einen großen Intellektuellen verloren hat. Einen, der es verstand, seine Gelehrtheit in Unterhaltung zu überführen.
Ein immer wiederkehrendes Thema bei Eco war die Verschwörungstheorie. Eco ging es dabei vor allem um den Komplott als erzählerisches Mittel. Er war kein Paranoiker, glaubte nicht an eine von obskuren Mächten gelenkte Welt. Doch Eco war ebenso wenig leichtgläubig. Es ging ihm dabei nie um eine Vereinfachung komplizierter Zusammenhänge mittels verschwörungstheoretischer Erklärungsansätze. Es ging ihm aber immer um eins: das Recht auf Hinterfragen.
Mit Eco verschied nun die letzte intellektuelle Instanz, die dieses Hinterfragen der offiziellen Geschichtsschreibung salonfähig machte. Ecos Tod wird so doppelt bedauerlich. In Zeiten von „Lügenpresse“ und sorglos über Internet vertriebenen Halb- oder Unwahrheiten wurde die „Verschwörungstheorie“ – die Skepsis, dass die Öffentlichkeit nun mal doch hier und da von den Mächtigen an der Nase herumgeführt werden könnte – von Spinnern gekapert.
Das Hinterfragen wurde erst banalisiert, in der Folge diskreditiert.
Die Graustufen sind verschwunden. Entweder man vertraut den „Mächtigen“ und hinterfragt nichts. Oder man sieht, wohin der Blick auch geht, nur „Komplott“. Doch Wahrheitsfindung verlangt eine viel subtilere Herangehensweise. Scheuklappen hindern da nur. Paranoia ist unnötig, eine gesunde Skepsis aber bleibt unabdingbar.

Armand Back
aback@tageblatt.lu