Pleitegriechen und edle Retter

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Griechenland hat harte, entbehrungsreiche Jahre hinter sich. Ein siebenjähriges Kind kennt sein Land nur als eines der Krise, der Einschnitte, des Sparens. Nun gibt die EU-Kommission das herbeigesehnte Signal. Athen hat demnach seinen Haushalt so weit in Ordnung gebracht, dass Brüssel ein Ende des Defizitverfahrens in Aussicht stellt. Stimmen die anderen EU-Staaten zu, bedeutet das für Griechenland eine Rückkehr an den Kapitalmarkt. Athen kann sich dann mittels Anleihen neues Geld besorgen.

Es wäre eine Rückkehr zu mehr staatlicher Souveränität – die bitter erlitten wurde: durch Lohn- und Rentenkürzungen, durch Privatisierungen. In keinem anderen Land der EU ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie in Griechenland. Keine andere Nation musste einen dermaßen hohen finanziellen Aderlass an sich erdulden. Dabei ist Griechenland neben Italien der EU-Staat, der am meisten dem Druck durch die Migration von Süden nach Norden ausgesetzt ist und war.

Als Pleitegriechen wurden sie beschimpft. Der deutsche Finanzminister hörte nicht auf, zu drohen. Die Griechen mussten aus Berlin oder Brüssel Stammelsätze über sich ergehen lassen wie „Am 28., 24.00 Uhr, is over“. So, als würden sie nichts kapieren. Eine Nation am Pranger. Die Griechen? Alle dumm und faul und vor allem: selber schuld, kollektiv wie individuell. Die anderen, besonders die Deutschen – edle, selbstlose Helfer wider Willen, alles dem europäischen Gemeinwohl geschuldet.

Dass das Ganze so nicht stimmt, ist längst klar. Nun ist es mit Zahlen belegt. Berlin hat mit seinen Hilfen einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro gemacht. Eine Überweisung nach Athen wäre möglich. Sie wird nicht stattfinden. Die Summen sanieren den deutschen Haushalt. In der Griechenland-Krise wurde deutsches Steuergeld nicht gerettet – es wurde vermehrt.

GuyT
17. Juli 2017 - 11.03

Island hat im Gegensatz zu Griechenland das EU Heilrezept verschmäht und den Euro verweigert und seine Zahlungsunfähigkeit selbst in die Hand genommen Während man in Griechenland die Gläubiger rettete indem dem EU Steuerzahlen die Schulden übertragen hat, am Euro festhielt und so das griechische Volk und deren Volkswirtschaft ruinierte, zog sich die isländische Demokratie blendet aus der Krise indem, man den habgierigen Gläubiger marktwirtschaftlich korrekt ihrer Verantwortung überlies. Im Endresultat: Das BIP von 2008 bis 2016 stieg in Island um +56% und brach in Griechenland um -27% ein.

Werner B.
13. Juli 2017 - 9.46

Sieben magere Jahre folgen sieben fette Jahre folgen sieben magere Jahre und wer den Antizyklus nicht beherrscht, muss eben zyklisch leben.... dass wussten schon die alten Ägypter unter Jakob dem Träumer.

MartaM
13. Juli 2017 - 8.02

Trotz dass Deutschland seine Ausstehenden Kriegsschulden an Griechenland noch nicht beglichen hat, hat Deutschland einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro mit der Griechenlandkrise gemacht. Schöner kann Kapitalismus nicht sein.