Lieber streiten statt streiken

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Lucien Montebrusco über Luxemburger Betreuer im Aufstand.

Wenn in Sozialeinrichtungen gestreikt wird, sind deren Bewohner und Kunden an erster Stelle betroffen. Sie müssen sich länger gedulden, wenn sie etwa Hilfe beim Anziehen, beim Waschen oder beim Essen benötigen. Die Mitarbeiter dieser Einrichtungen wissen von ihrer großen Verantwortung im Umgang mit den meist gesundheitlich angeschlagenen Personen. Wenn sie diese, ihre Schutzbefohlenen, verlassen, tun sie dies nicht unüberlegt oder leichtsinnig.

Glücklicherweise haben Arbeitsniederlegungen in Luxemburg Seltenheitswert. Im Pflege- und Sozialsektor ist der heute Morgen in Bettemburg begonnene Streik sogar eine Premiere im Großherzogtum. Dass wir, anders als in Frankreich oder Belgien, von harten Arbeitskämpfen weitgehend verschont bleiben, ist auf die dem Land eigene Streitkultur zurückzuführen. Ihr ist es zu verdanken, dass in der Vergangenheit Lösungen auch für zu Beginn unlösbar erscheinende Probleme gefunden wurden – und zwar am Verhandlungstisch. Natürlich half die eine oder andere Aktion der Gewerkschaften dabei, die Haltung der Gegenseite aufzuweichen.

Dieses Modell blieb beim aktuellen Konflikt im Sozial- und Pflegesektor, insbesondere mit fünf Senioren- und Pflegehäusern, bisher wirkungslos.

Die Argumente beider Seiten mögen überzeugen. Doch das Beharren auf festgefahrene Positionen schadet vor allem einer Personengruppe: jener, wegen der Häuser wie „An de Wisen“ in Bettemburg errichtet wurden.