Babylonische Verhältnisse

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Immer wieder wird über die Wichtigkeit von Mehrsprachigkeit in Luxemburg geredet. Zum Teil bilden sich heftige Gegenreaktionen zur Sprachdreifaltigkeit Luxemburgisch, Französisch und Deutsch. Die eine Gruppe orientiert sich an der realen Situation der in Luxemburg gesprochenen Sprachen – und da nimmt das Französische (bedingt durch Zuwanderer und Grenzgänger) eine sehr wichtige Stellung ein.

Die anderen richten sich nach einer idealisierten Form des Luxemburger Nationalstaats, in dem die Bevölkerung entweder luxemburgisch ist und spricht oder sich anzupassen hat. Beide Sichtweisen lassen außer Acht, dass die politisch gewachsene Entwicklung der Sprachsituation in Luxemburg für keinen „Teil“ der Bevölkerung wirklich von Vorteil ist, wenn es um die Schulbildung geht.

Während der luxemburgisch geprägte Teil am Anfang der Schulzeit durch die deutsche Instruktionssprache einen Vorteil hat, können später Probleme entstehen, wenn die Instruktionssprache Französisch wird. Umgekehrt sieht es bei der frankofonen Bevölkerung aus, hier entstehen durch die erste Instruktionssprache Deutsch schon Startschwierigkeiten in der Grundschule.

Völlig vergessen wird dabei die portugiesische Bevölkerungsgruppe, deren Muttersprache weder das Luxemburgische noch das Französische ist. Anstelle dieser Problematik zu begegnen, wird über Vergangenes statt über Ist-Zustände diskutiert.

plappermäulchen
21. September 2017 - 15.38

Ich gebe dem Journalisten recht. Wenn ich den Minister Meisch höre (man könnte meinen, den Leuten französisch aufzuzwingen wäre sein liebstes Hobby), spüre ich wie meine Haare sich auf dem Kopf sträuben. Télé Luxembourg anschauen: Wie oft werden dort Interviews geführt, in welchen Promis sich so gewählt ausdrücken ... Lieblingszitat ... "vu que dass". Da stellt man sich doch so manche Frage, oder nicht? Im täglichen RTL-Geplapper hört man "nation branding", ein Platz ist eine *location*, *Spring Box*, *space mining* ... englisch wird auch im luxemburgischen Sprachgebrauch immer moderner. Fakt ist, dass sich viele luxemburgischen Schüler mit der französischen Sprache schwer tun, und deshalb oft schlechte Noten haben. Hinzu kommt, will man ein Handwerk erlernen, es sehr schwierig ist, ohne Französichkenntnisse in einem in Luxemburg ansässigen Betrieb eine Lehrstelle zu finden, weil zumeist französischsprachige Arbeiter dort beschäftigt sind. Fakt ist auch, dass so mancher Jobsuchende im Beruf Verkäufer, Rezeption und ähnlichem zurückgewiesen wird, wenn es an portugiesischen Sprachkenntnissen fehlt, entstammt doch ein grosser Teil von potenziellen Käufern dieser Nation. Ich bin bestimmt kein Rassist, aber das ist trauriger Alltag in Luxemburg. Und wiederum frage ich mich, warum in der gesamten EU die Augen zugemacht wird vor der Realität. Englisch ist nun mal weltweit die verbreiteste Sprache, warum lernen nicht in der gesamten europäischen Union die Kinder in der Grundschule genau diese? Es würde viele Barrieren einreissen ... Aber ein fortschrittlicher Wandel ist nicht in Sicht, eher ein Rückschritt ...

Jeannosch
21. September 2017 - 13.34

Lieber Marius Sie polarisieren.Glauben Sie in Deutschland wären die Schüler besser ausgebildet.Der Spiegel hatte desöftern über dieses Thema geschrieben.Den Lehrern den Schwarzen Peter zuschieben ,lächerlich.Eher sollte man die Fehler bei den überforderten Eltern, der digitalen Technologie suchen.Wenn man den Kindern das selbstständige Denken durch das Zuhilfestellen von jeglichem modernen Schnickschnack wie IPad und co abnimmt, den Füller ausmustert, Bücher als antiquiert erklärt, braucht man sich nicht über den Wissenszustand unserer europäischer Jugend zu beklagen.

Kater Fritz
21. September 2017 - 13.25

@ Marius Dass das PISA-Resultat und die Leistungen der Schüler sehr stark vom Lehrpersonal abhängen habe ich nie bestreitet. Ich warte immer noch darauf, dass sie mir erklären was sie mit der Aussage "Dort werden Sprachen unterrichtet von Menschen, welche die jeweilige Sprache, die sie unterrichten selbst erlernt haben" sagen wollen. Und inwiefern steht die mangelnde Lesekompetenz der Schüler bzw. die Lehrkompetenz der Lehrer im Zusammenhang zur lapidaren Behauptung des Artikels? Sind etwa alle Portugiesen, also 17% der Gesamtbevölkerung, so schlecht und unfähig in allen Sprachen, dass sie die PISAstudie einer ganzen Nation in den Keller ziehen? Mir erschließt sich einfach ihre kausale Verkettung nicht.

Kater Fritz
21. September 2017 - 12.46

@ Marius Wenn man das schon wieder liest...jetzt betreibt man schon Nation Branding nur weil ein legitimer Anspruch auf die Landessprache und Verteidigung hiesiger Kultur hervorgehoben wird (die SIE ja überhaupt erst angefechtet haben, indem sie sie ihrer Existenzberechtigung berauben wollten)... Lassen Sie mich raten; in Ihren Augen ist jede luxemburgische Fahne auch sofort mit diktatorischem Populismus gleichzusetzen?

Marius
21. September 2017 - 12.19

HH, sie haben wieder nicht richtig aufgepasst. Es geht hier nicht um die Abstammung des Lehrers, noch um seine sprachwissenschaftlichen Kompetenzen. Letztere sind übrigens im normalen Schulbetrieb bis 15 Jahre, vollends irrelevant. Während ihrer Schulbildung scheint ihnen so manches entgangen zu sein. Aus der letzten Pisastudie von 2016 geht erneut hervor, dass Luxemburg, in allen Bereichen sehr schlecht abgeschnitten hatte, weit unter dem OECD Durschnitt. Am Leseverstehen ist es am dramatischsten, dort rutschten die hiesigen Schüler wieder um 5 Plätze nach hinten. Irgendwann werden sie zum Schlusslicht. Nun sind die Luxemburger Schüler nicht dümmer als Schüler anderer Nationen. Es kann also nur an den Kompetenzen und dem pädagogischen Geschicks des Lehrpersonals liegen. Es wäre eine plausible Erklärung. PS: Einer meiner Freunde meint, Luxemburg hätte das best bezahlte Lehrpersonal und die dümmsten Schüler. Dem kann ich leider nicht zustimmen.

Hannes
21. September 2017 - 11.47

Schade es werden immer mehr franzoesische Woerter im Luxemburgischen aufgenommen

Kater Fritz
21. September 2017 - 11.05

Darüber hinaus wird hier im Artikel der portugiesische Anteil der Bevölkerung zu Unrecht als totale Migrations- und Integrationsversager dargestellt. Auf welche Zahlen will der Autor sich hier berufen, um so lapidar/pauschal behaupten zu können, dass eine solch signifikante Zahl an portugiesischsprechenden Mitbürgern dermaßen Probleme hat irgendeine der 3 zur Verfügung stehenden Sprachen zu erlernen, dass deren schulische Karriere mehr darunter leidet, als es für die luxemburgisch- oder französischsprachigen Schüler (immer noch) der Fall ist? Ich kann zumindest aus meinen Erfahrungen herleiten dass bisher kein portugiesisch-sprechender Schüler es in irgendeiner Hinsicht schwerer im Schulsystem hatte als es Italiener, Spanier, Zuwanderer aus der Ex-Jugoslavie oder sonst wer hatte. Woran das lag? Weil diese - im Gegensatz zum Autor - bereits im jungen Alter verstanden haben, dass Anpassung an das lokale System die höchste Priorität hat - was heutzutage ja außerhalb meines Verständnisses mehr und mehr als Unzumutbarkeit verflucht wird - Und genau so pauschal erlaube ich mir dann hier zu sagen, dass auch unsere portugiesischen Mitbürger sowohl in der Lage sind, vor allem aber auch aus Eigeninitiative sich dazu bereit erklären jede Sprache zu erwerben, die ihnen angeboten wird. Kurz: Wo ist das Problem???

Serenissima
21. September 2017 - 10.51

Seit jeher haben wir in unserem kleinen Grenzland Mehrsprachigkeit gehabt, nur dass im Laufe der letzten Jahren die Zahl der Umgangssprachen eben noch größer geworden ist; aber ohne Zweifel ist das positiv und weit entfernt von sogenannten babylonischen Verhältnissen......das Land ist eben weltoffen. Aber was wir jedoch haben sollten das ist eine Koine; vernacular language, lingua franca die alle verstehen die hier wohnen : das sollte auch wenn es einigen Leuten nicht so in ihren sogenannten elitären Kram passt eben Luxemburgisch sein....es sollte auch wie das Maltesische, oder Gälisch bei der EU angemeldet werden als die Landessprache der Luxemburger......

Jeannosch
21. September 2017 - 10.41

Lieber Marius, nun wollen wir der Anglikanisierung mal keinen Vorschub leisten, "Nation Branding" oder "Spring Box" ein Frevel unserer globalisierten Welt.Als Kulturinteressent wird Ihnen Gollo nicht entgangen sein, auch wenn "de Summer um Stausee eriwwer ass", lehnen Sie sich in den Liegestuhl zurück und genießen die Literaten und Liedermacher unserer Großregion.Da verblassen das Hochdeutsche, das Französische im Gegenlichts unserer Mundart, des Platt.Nicht dass ich jene Literaten, Liedermacher verschmähe die sich des Hochdeutschen, des Französischen hingeben, ich bewundere sie."Losse mer de Kierech am Dueref stoan", und vergraulen anderen Sprachen nicht ihre Daseinsberechtigung.Katalanen, Basken, Bretonen,.........Luxemburger haben ein Anrecht auf ihre Muttersprache.Vorweg hier handelt es sich nicht um Nationalismus, sondern um kulturelle Idendität."Wat zwee puer Schong sin."Lieber Marius," mir schwäetze an babbelen wéi mir wellen, nolauschteren muss keen."

Kater Fritz
21. September 2017 - 9.35

Einfach erstaunlich wie solch ein kleiner Artikel (BILD-Verhältnisse?) so dermaßen vor Einfältigkeit triefen kann. Jetzt ist Mehrsprachigkeit also nicht mehr ein Segen sondern im Rahmen einer "Babylon"-Metapher also negativ, als Fluch anzusehen? Der Autor bevorzugt also ein monolinguales System? Gut, dann müssen wir uns ja nur noch auf eine Sprache einigen, und weil werter Autor ja so sehr auf die statistisch-demografische Relevanz verweist die ihr innewohnt, müsste dann ja folgerichtig die Luxemburgische Sprache an erster Stelle stehen. Dann geht es zwar sowohl auf Kosten der Deutschen als auch der Franzosen und immer noch der Portugiesen, aber Letztere machen ja (laut neuesten Zahlen) sowieso nur 17% der Bevölkerung aus. Also passen sich alle schön an - wie es in den Nachbarlämdern ja an sich nicht anders ist -, die durch die Landessprache gefestigte sozio-kulturelle Integrität steht in Einklang zur Nationalität und somit wären alle glücklich. Es könnte manchmal doch so einfach sein... P.S. Zitat von Marius: "Na ja, die Schule. Dort werden Sprachen unterrichtet von Menschen, welche die jeweilige Sprache, die sie unterrichten selbst erlernt haben. Also keine optimale Herangehensweise um dem Luxemburger Schüler auf kürzestem Weg eine Fremdsprache beizubringen. " - Inwiefern steht die nationale Abstammung des Lehrers in Zusammenhang mit seinen pädagogischen und sprachwissenachaftlichen Kompetenzen? Verstehe ich Sie also richtig, dass laut Ihnen Französisch also nur noch von Franzosen, Deutsch nur noch von Deutschen und Luxemburgisch nur noch von Luxemburgern unterrichtet werden darf? Na dann...

Marius
20. September 2017 - 14.09

Die Closener sucht händeringend nach Mitarbeitern, um ihren "nation Branding" zu vervollständigen. Da kommen Leute wie sie, wie gerufen. Ihr Talent ist in dieser Hinsicht bemerkenswert. Warun hatten sie sich nicht beworben?

Marius
20. September 2017 - 13.54

Der Fruppsi einmal jährlich auf dem Ballermann? Einfach hinreissend!

Mel C.
20. September 2017 - 13.33

Also ich finde die lux. Sprache toll.

Fruppsi
20. September 2017 - 13.33

Ach wissen Sie, ich gehe eigentlich nie ins Ausland, höchstens 2 wochen nach Spanien. Und dort spreche ich deutsch.

Fruppsi
20. September 2017 - 13.31

Es gibt fast keine frankophone Bevölkerung und die Franzosen die hier sind gehen sowieso in ihre eigenen Schulen.

Jeannosch
20. September 2017 - 12.26

Lieber Marius, komm gehen Sie mit auf eine Rundreise durch das nahe Grenzgebiet und sie werden sich wundern wieweit unsere Mundart verbreitet oder in naher Verwandschaft zum Platt der Grenzregionen steht.Durch die Eifel, den Hunsrück, nach Diedenhofen zur "Areler Knippchen" verwenden Schriftsteller, Musiker diese von Ihnen belächelte Mundart noch immer oder immer mehr."Esou schwätzen, wei d'Schness mir gewues ass", war in der nahen Grenzregion für mich bisher nie ein Problem, eher fand ich Zustimmung, die Verbundenheit zum Platt stärkt. Und sollten Sie lieber Marius über Geld und Zeit verfügen, unternehmen Sie eine Reise nach Siebenbürgen , sogar dort wird unsere schrullige Ausdrucksweise verstanden.

Marius
20. September 2017 - 11.41

Vergessen sie doch die Luxemburger Mundart, denn damit kann keiner etwas wirklich anfangen, es sei denn man möchte den RTL Journal anschauen, oder etliche dämliche Posts auf Facebook lesen. Einige Km weiter an der nächsten Grenze schmunzeln unser Deutschen und Französischen Nachbarn über unsere schrullige Ausdrucksweise. Na ja, die Schule. Dort werden Sprachen unterrichtet von Menschen, welche die jeweilige Sprache, die sie unterrichten selbst erlernt haben. Also keine optimale Herangehensweise um dem Luxemburger Schüler auf kürzestem Weg eine Fremdsprache beizubringen. Wo man auch hinschaut ist das kleine Grossherzogtum voller Widersprüche.