Klimatischer Knoten

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Die Klimadiskussion ist eigentlich ein zu ernsthaftes Thema, um es den Menschen zu überlassen. Sascha Bremer

Der Mensch begeht Fehler, unentwegt. Leichtgläubig, wie er ist, nimmt er lieber eine Halbwahrheit an, als die Fakten zu überprüfen. Er zeichnet sich darüber hinaus oft durch einen hohen Grad an Geltungsbedürfnis aus. Viele Mitglieder dieser Spezies möchten immer recht behalten, obwohl sie gar nicht recht haben.

Wie gut, dass es da die Wissenschaft gibt. Sie liefert uns Menschen die Gewissheiten, die wir brauchen, um im täglichen Leben Halt zu finden. Durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse können unsere Politiker (jeglicher Couleur) genau die richtigen Entscheidungen treffen, um unsere Gesellschaften mit stetigem Schritt in Richtung Fortschritt zu führen.

Moment mal … Die Wissenschaftler sind doch auch Menschen wie du und ich, oder? Sie begehen doch auch dieselben Fehler wie wir, haben dieselben Makel. Muss ihre Produktion dann nicht auch genauso fehlerhaft sein wie ihr Wesen? Wem kann man eigentlich noch glauben, wenn nicht den Wissenschaftlern?

Das ist eigentlich die Krux der Moderne, uns wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Entgegen der landläufigen Meinung liefern die Wissenschaften nur äußerst selten unumstößliche Wahrheiten. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind auch nicht da, um an sie zu glauben, folglich soll man nicht an die Wissenschaftler und die Wissenschaft glauben, man soll mit ihnen denken.

Leider ist das Denken ein Luxus, den wir uns immer weniger leisten. Es mag ja auch etwas größenwahnsinnig anmuten, angesichts der Komplexität der Klimaverhältnisse – um nur bei diesem Thema zu bleiben – überhaupt zu versuchen, sich ernsthaft an das Problem gedanklich heranzuwagen. Deshalb lassen wir lieber für uns denken und glauben danach an das, was uns konsensfähig erscheint.

Dieses Verhalten hat aber zur Folge, dass wir das Feld denen überlassen, die oft ein bloß pekuniäres oder anders geartetes Interesse am Ausgang der Diskussion haben. Auf der Strecke bleibt die Aufklärung. Wie so oft ist Luxemburg führend in diesem Bereich.

Die Tatsache aber, dass – nicht nur hierzulande – die Protagonisten der diametral entgegengesetzten Positionen in der Klimadiskussion sich gegenseitig die Daten um die Ohren hauen, ist ein Armutszeugnis des öffentlichen Diskurses. Die Debatte, wer, wo, wie und wann recht hat, verschleiert lediglich die Einsätze der Klimadiskussion und die Interessen, die hinter ihr stehen. Übrigens wird so auch momentan die Debatte in Kopenhagen geführt.
Hinter den Hardlinern der „Klimaskeptiker“ stehen oft die Interessen der Industrie und der großen Volkswirtschaften. Doch so mancher Spekulant sieht auch im Handel mit den CO2-Emissionsrechten ein Bomben-Geschäft. Politisch ist sowieso für jeden was drin. Die einen schlagen daraus Kapital, dass sie die Welt retten wollen, die anderen, dass sie die Menschen vor den Umweltdiktatoren schützen.

Diskurs statt Unterhaltung

Was sollte man angesichts dieses Schlamassels tun, geschweige denn denken? Wir Menschen müssten eigentliche mittlerweile – die Weltkriege und die Atombomben sind Beweis genug – begriffen haben, dass wir imstande sind, uns selbst auszuradieren. Die Antwort auf die Frage „Lieber das Klima retten oder für Wirtschaftswachstum sorgen?“ darf sicherlich nicht einseitig ausfallen. Die Lösung für dieses, und alle anderen Probleme, kann nur über einen ernsthaften in der Öffentlichkeit geführten Diskurs zustande kommen. Wenn allerdings die Polit-Unterhaltung (jeglicher Couleur) weiter die Sphären der Öffentlichkeit bestimmt, kann es passieren, dass einem längerfristig die Zuhörer „wegschmelzen“. Der Planet und die Umwelt hätten dann endlich Ruhe.