Luxemburger im Zweiten Weltkrieg

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Ein Gastbeitrag von Mil Lorang.

In diesem Beitrag soll die Einstellung der Luxemburger Normalbürger zum Nazi-Okkupanten während der Besatzungsjahre 1940-1944 kritisch hinterfragt werden. Nicht wie es die Historiker tun, durch Erschließen und Aufarbeiten von Archivmaterial, sondern aufgrund von Gesprächen mit und Berichten von Zeitzeugen.

Einige dieser Zeitzeugen sind sogar zum Hobby-Historiker geworden. Haben auf eigene Faust Recherchen angestellt, Erlebnisse später anhand von offiziellen Berichten und unzähligen Privatgesprächen rekonstruiert. Sie haben einzelne Bilder zu einem kohärenten Film zusammengefügt.
Bei den Recherchen stießen wir auf die Arbeit eines solchen wertvollen Erzählers. Roger Hilbert aus Mersch, Jahrgang 1931, hat viele Artikel über die Kriegsjahre verfasst und veröffentlicht. Ein Teil davon ist 2012 in einer gut dokumentierten 72-seitigen Broschüre unter dem Titel „Mersch im Zweiten Weltkrieg (1940-1945)“ erschienen (http://bit.ly/1RJfFwy).
Hilbert schreibt: „Des Öfteren hörte ich im Radio eine unangenehme, hysterisch schrille Stimme. Dieses Sprachorgan gehörte, Aussagen der Eltern zufolge, einem gewissen Herrn Hitler, allmächtiger Herr und Meister von Großdeutschland“ (1939).

Und: „Meteorologisch war der 10. Mai (1940) ein herrlicher Frühlingstag. Die graue Morgendämmerung wich bald einem glashellen Maimorgen … Dann plötzlich brauste es mit Gewalt über den Dächern. Flugzeuge flogen in geringer Höhe über Mersch, lange, laufende Schatten auf die Straßen projizierend.“ … „Ab und zu rasseln leichte Panzer vorbei, die Luken der Türme sind geöffnet, Soldaten in schwarzer Uniform schauen hochnäsig auf uns herab.“ Weiter: „Niemand wagt sich an diesem Freitagmorgen allzu weit von seinem Haus weg. Lust zum Arbeiten verspürt sowieso niemand.“

Von der Militär- zur Zivilverwaltung

Vom 10. Mai bis Anfang August 1940 unterstanden die luxemburgischen Behörden der deutschen Militärverwaltung. Ab 25. Juli 1940 übernahm Gauleiter Gustav Simon die Zivilverwaltung in Luxemburg, unterstand aber noch dem Militär. Er wurde durch „Führererlass“ vom 2. August 1940 zum Chef der Zivilverwaltung (CdZ) – Gebiet Luxemburg bestimmt. Ab dann unterstand er unmittelbar Adolf Hitler. Ziel war es, Luxemburg in das Deutsche Reich einzugliedern.

Jetzt begann für die Luxemburger eine schwere Zeit.
Nach Hilbert war Simon kein Freund der Militärs. Er notiert: „Von ihm (Simon) stammt die ironische Bemerkung: ‚Noch zwei Wochen Feldkommandantur, und Luxemburg wäre für das Deutschtum auf ewig verloren gewesen.’“ Die Kommandanten hätten tatsächlich mit der Bevölkerung sympathisiert und in Tagesbefehlen sogar geraten, „so wenig als möglich in Verwaltung und Wirtschaft des Landes“ einzugreifen. „Lediglich aktiver Widerstand wurde nicht geduldet und dementsprechend geahndet.“

Hilbert zufolge soll im August und September 1940 „ein Hagel von Verordnungen und Verboten auf die Zivilbevölkerung niedergegangen sein“. „Ab sofort war es strengstens untersagt, patriotische Lieder zu singen, nationale Abzeichen zu tragen, französische und welsche Alltagsredewendungen zu gebrauchen.“

„Entwelschung“ und Verdeutschung

Am 6. August 1940 wurde die deutsche Sprache zur alleinigen Amtssprache in Luxemburg. Das Luxemburgische wurde mit dem plattdeutschen Dialekt gleichgestellt. Hochdeutsch war fortan nicht nur die Gerichtssprache, sondern auch die einzig zugelassene Sprache für Schriftverkehr, Presse, Ortsbezeichnungen, Aufschriften usw. Das deutsche Schulsystem wurde eingeführt.

Eine umfangreiche „kulturelle Umbildung“, die sogenannte „Entwelschung“, wurde eingeleitet, die wegen der ablehnenden Haltung der Bevölkerung allerdings nicht so leicht und so schnell vonstatten ging, wie anfangs gedacht. Die Luxemburger wollten an ihren französischen Vornamen, an ihrem „Merci“, „Pardon“ und „Au revoir“ („auvoir“) festhalten, sowie am Tragen des „Bérêt“. Anfang 1941 ordnete der Gauleiter dann offiziell die Verdeutschung von Vor- und Familiennamen an. Aus Roger wurde Rüdiger, aus Pierre Peter. Mitte August 1940 wurde ein deutsches Sondergericht gebildet, das Deutsche Recht wurde eingeführt.

Am 22. August 1940 wurde der Bevölkerung die Auflösung der Abgeordnetenkammer und des Staatsrats bekannt gegeben. Deren Befugnisse wurden mit Wirkung zum 1. Januar 1941 auf den CdZ übertragen.

Die öffentlichen Verwaltungen wurden verdeutscht. Staatsbeamte, Lehrer usw. wurden in drei-wöchige Lehrgänge nach Deutschland, in Moselstädte, entsandt, um „deutsches Beamtentum“ zu erlernen. Der deutsche Gruß, „Heil Hitler“, galt ab sofort in den Schulen und öffentlichen Verwaltungen. Es sollte allerdings bis zum 1. April 1941 dauern bis der deutsche Verwaltungsaufbau mehr oder weniger abgeschlossen war. Die höheren Positionen im öffentlichen Dienst wurden nach Hilbert von „Reichsdeutschen“ bekleidet, wobei die luxemburgischen Beamten eher eine untergeordnete Rolle spielten.

Die luxemburgischen Beamten mussten „Verpflichtungserklärungen“ unterschreiben. „Sonderdienststrafgerichte“ wurden eingesetzt, um Zuwiderhandlungen zu bestrafen. Durch Verordnung vom 31. März 1941 „drohte die sofortige Entlassung jedem, der nicht die nötige Gewähr bekundete, d.h. der nicht der VdB (Volksdeutsche Bewegung) beitrat“, berichtet Hilbert.
„Die Herren der Stunde waren nun die Ortsgruppen-Zellen- und Blockleiter“, schreibt Hilbert. „Zahlreiche Vereinigungen – Volksdeutsche Bewegung (VdB), Sturmabteilung (SA), Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps (NSKK), Hitler-Jugend (HJ), Bund Deutscher Mädel (BDM) usw. – erfassten die Einwohner politisch. Wenigstens der Deutschen Arbeitsfront (DAF) musste der Schaffende beitreten, um sich die Gunst der Herrschenden nicht ganz zu verscherzen.“
Die VdB war eine nationalsozialistische Organisation, die der Ansicht war, die Luxemburger gehörten zur „germanischen Rasse“ und deshalb als Ziel den Anschluss Luxemburgs ans Deutsche Reich verfolgte. So lautete denn auch ihr Motto: „Heim ins Reich.“

Die VdB entstand aus der schon im Jahre 1934 als Gegenstück zur „Alliance française“ gegründeten Gedelit (Luxemburger Gesellschaft für Deutsche Literatur und Kunst). Die Gedelit wurde nach 1935 unter Leitung des Athenäumprofessors Damian Kratzenberg zu einer Keimzelle der nationalsozialistischen Indoktrinierung.

Nachdem die Deutschen einmarschiert waren, gründete Kratzenberg zusammen mit Sympathisanten am 13. Juli 1940 die VdB. Die Gedelit blieb als Kulturverein bestehen und spielte weiterhin in der Verbreitung von nazistischer Propaganda eine Rolle.

Kratzenberg wurde als „Hauptkollaborateur“ Luxemburgs nach dem Krieg zum Tode verurteilt und am 11. Oktober 1946 um 5.00 Uhr morgens von einem Exekutionspeloton in der Nähe der Heiliggeist-Kaserne erschossen.

Die VdB war die mitgliederstärkste Nazi-Bewegung in Luxemburg. Ihr waren alle anderen politischen Gruppierungen wie SA, NSKK, NS-Frauenschaft, HJ, BDM, DAF usw. angeschlossen. Obwohl offiziell die Mitgliedschaft freiwillig war, wurde trotzdem Druck ausgeübt, um der VdB beizutreten.
Zeitzeugenberichten zufolge sollen die meisten Luxemburger der VdB aus Angst oder Zweckopportunismus beigetreten sein. Hilbert betont, dass eine VdB-Mitgliedschaft wenig über die wahre politische Gesinnung der Person aussagte. Es gab aber auch Luxemburger, die einen Beitritt kategorisch ablehnten und lieber ein schwereres Leben in Kauf nahmen. Bei erwiesener Deutschfeindlichkeit wurde man wieder ausgeschlossen. Hilbert spricht von einer „groß angelegten Säuberung Ende Oktober 1941“.

Luxemburger Jugend für Hitler?

Dem Merscher Zeitzeugen Roger Hilbert zufolge stieg die Mitgliederzahl der VdB „nach verschiedenen Manipulationsübungen von 6.000 (im September 1940) auf 71.768 Mitglieder“. VdB-Mitglied war nicht synonym mit Parteigenosse der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei), die erst im September 1941 offiziell in Luxemburg aktiv wurde.

Die Mitgliedschaft in der NSDAP geschah nur über Antrag und Annahme, bemerkt ein anderer Zeitzeuge. Mitgliedschaft in der VdB war Voraussetzung, um in die NSDAP aufgenommen zu werden. Nach Angaben des Internetportals „Rheinische Geschichte“ traten bis September 1944 „etwa 4.000 Luxemburger in die Partei ein“. Ist das die Liste der Luxemburger, die Kollaborateure aus Überzeugung waren, die Liste des harten Kerns der Kollaboration?

Die Jugend wurde von den Nazis in Luxemburg folgendermaßen organisiert. Das „Jungvolk“ erfasste alle Kinder der Altersstufe 10-14 Jahre, die Hitlerjugend (HJ) alle männlichen Jugendlichen von 14-18 Jahren und der Bund Deutscher Mädel (BDM) alle Mädchen von 14-18 Jahren. Die Mitgliedschaft im „Jungvolk“ soll Hilbert zufolge für alle Schüler obligatorisch gewesen sein, während sie in der HJ und im BDM freiwillig gewesen sein soll.
Die HJ galt als Vorstufe für den Wehrdienst. Im „HJ-Wehrertüchtigungslager“ Ansemburg mussten die Mitglieder Lehrgänge absolvieren. Aus einem offiziellen Schreiben, das Hilbert zitiert, geht hervor, dass sich viele Jugendliche Dienstversäumnisse zuschulden kommen ließen und die abenteuerlichsten Ausreden gebrauchten, um dieses Verhalten zu entschuldigen.

Ende 1941 soll die HJ knapp 10.000 Mitglieder gezählt haben und der BDM etwa 7.500. Hilbert betont, dass die Mitgliedschaft keinen politischen Akt darstellte, „vielmehr eine Nötigung“. Die hohe Zahl der HJ-Mitglieder sei dadurch zu erklären, „dass allen Jugendlichen der Zugang zu gewissen Schulen verwehrt wurde, wenn sie den Beitritt zur HJ verweigerten“.

Er untermauert die Lustlosigkeit der luxemburgischen Jugend für nationalsozialistisches Gedankengut mit einem Zitat aus einer NSDAP-Jugendbewertung vom 25. August 1944. Der zuständige „Bannstreifendienstführer“ berichtet: „Aufgrund meiner bisherigen Tätigkeit kann ich feststellen, dass die Luxemburger Jugend allem ablehnend gegenüber steht, was an irgendeine Faser am Deutschtum oder wie es hier heißt, am Preußentum, erinnert. Die Beteiligten mussten durch Notdienstverpflichtungen herangezogen werden.“

„(…) nicht alle können Helden sein“

Die zwei folgenden Sätze sind besonders aussagekräftig, vor allem für die Eltern der Jugendlichen und die gesamte luxemburgische Bevölkerung: „Es muss also hier nicht nur gegen (antideutsche) Bestrebungen der Eltern, sondern gegen die durchwegs deutschfeindliche Bevölkerung vorgegangen werden.“ Was Hilbert zum Kommentar veranlasst: „Die Jugend konnten die Nazis nicht motivieren, dafür sorgten schon allein die Eltern.“
Die generelle Einstellung der luxemburgischen „Normalbürger“ gegenüber der deutschen Besatzung resümiert Hilbert so: „Einerseits musste man rein äußerlich die ‚Gewähr bieten‘, wollte man nicht Kopf und Kragen riskieren, andererseits ballte man tagtäglich die Faust in der Tasche. … für die meisten Luxemburger galt die Parole, so gut wie möglich unbeschadet über die Runden zu kommen – nicht alle können Helden sein.“
Und trotzdem gab es von Anfang an (und während der ganzen Besatzungsperiode) aktive Resistenz. Hilbert schreibt: „Hinter der Hand wurde auch schon von Resistenzgruppen gesprochen: LPL (Lëtzebuerger Patriote Liga), LVL (Letzeburger Vollekslegio’n), LRL (Letzeburger Ro’de Lé’w) usw.“
Allerdings: „Regelrechte Kampfhandlungen, wie etwa im französischen Maquis, gab es natürlich hierzulande nicht. Dafür eigneten sich die Landschaftsverhältnisse und die Größe des Landes kaum.“

Am 23. März 1944 entstand eine größere Widerstandsorganisation, die „Unio’n“. Diese sollte nach der Befreiung durch die Amerikaner am 10. September 1944 zur Dachorganisation der Luxemburger Resistenzler werden. Auf die Aktivitäten der luxemburgischen Widerstandsbewegung kann in diesem Beitrag nicht näher eingegangen werden.

Zu der Merscher jüdischen Bevölkerung findet man in Roger Hilberts Notizen folgende Stellen: „Auch die in der Gemeinde sich befindlichen Juden wurden erfasst und mussten der Verwaltung in Luxemburg gemeldet werden. In der Merscher Gemeinde (in Hotels, Privathäusern, im Kloster, etc.) waren damals 46 Juden angemeldet. Eigene Häuser besaßen aber nur die jüdischen Familien Jos Bermann, Sally Koppel und E. Salomon.“

… am 30. Oktober 1940 wollte die VdB den Juden zeigen, woher der neue Wind wehte. Ein Stoßtrupp erstürmte die Häuser der jüdischen Familien Salomon, Koppel und Bermann, zertrümmerte in „heldenhafter“ Manier verschiedene Möbel und stahl wertvolle Gegenstände. Die Nacht-und-Nebel-Aktion wurde von der Gesamtbevölkerung stark kritisiert und so verhängte der implizierte VdB-Chef zunächst ein Schankverbot für alle Gaststätten, in denen Juden bedient wurden. „Judenfreunde oder notorisch deutschfeindliche ‚Elemente‘ wurden nach Luxemburg gemeldet.“ Leider konnte die Solidarität der Merscher mit der jüdischen Bevölkerung nicht verhindern, dass am 16. Oktober 1941 der Ortsgruppenleiter Robert Argendorf, genannt „Boy“, an den Chef der Zivilverwaltung nach Luxemburg meldete: „Mersch ist judenrein.“

Es gab sie, die „Gielemännercher“, die böswilligen Denunzianten. In jedem Dorf, in jeder Stadt gab es sie. Es gab die fanatischen Schlägertrupps, die „Weißhemden“ genannt wurden. Es gab die Freiwilligen in der Wehrmacht, im „Reichsdeutschen Arbeitsdienst“ (RAD). Es gab die für die deutsche Rüstungsindustrie arbeitende luxemburgische Großindustrie.

Aktive und passive Resistenz

Es gab aber auch in viel größerem Ausmaß die antideutsche Gesinnung der Bevölkerung und die aktive und passive Resistenz. Es gab die abgeblasene Volksbefragung von 1941 (die dazu dienen sollte, den Luxemburgern ein Bekenntnis zum Deutschtum abzuringen, die aber Stichproben zufolge zu einem massiven Bekenntnis für das Luxemburgertum geführt hätte), und es gab den Streik von 1942 gegen die Zwangsrekrutierung. Wie viele Kollaborateure zählte das Land? 10 Prozent der Bevölkerung? Mehr? Weniger? Kann man das heute, mehr als 70 Jahre danach, noch wissenschaftlich genau ermitteln? Aufgrund von welchen Fakten? Von blanken Mitgliederzahlen? Was sagen diese Zahlen wirklich aus? Wie viele Dokumente wurden von den VdB-Sektionen bei der „Libération“ verbrannt? Wie groß war das Ausmaß des Phänomens der „militanten Kollaboration“? Nur auf Mersch bezogen sagt Hilbert: „Zum harten Kern aller politischen Gliederungen zählten hier kaum mehr als 20 bis 30 Leute, alle anderen waren kleine Mitläufer, die sich als willenlose Handlanger erwiesen.“

Nach den Recherchen des Historikers Emile Krier wurden ab April 1945 insgesamt 9.546 strafrechtliche Untersuchungen gegen mutmaßliche Kollaborateure durchgeführt. „In 5.242 Fällen erging ein Urteil, wobei es zu 2.275 Verurteilungen kam“ (In: „Luxemburg am Ende der Besatzungszeit und der Neuanfang“, Universität Mainz, 1997). Zwölf Todesurteile wurden gefällt, wovon acht vollstreckt wurden. Dazu kamen noch die umstrittenen „politischen Säuberungsaktionen“ im öffentlichen Dienst und bei verschiedenen Berufsgruppen. Hier nennt Krier die Zahl von 25.000 Dossiers, die bis Mitte September 1946 zusammengestellt waren. In 870 Fällen kam es zu Beanstandungen, 231 Beamten wurden aus dem Amt entlassen. Bevor man nun mit dem Blick von heute alte, unvollständige, Papiere analysiert und deutet, sollte man sich vielleicht in diesem Fall des Risikos eines Generalverdachts, ja vielleicht sogar einer kollektiven Schuldzuweisung bewusst sein.

Offizielle Entschuldigung

Wichtig war die offizielle Entschuldigung bei der jüdischen Bevölkerung. Diese Menschen sind nicht im Kriegsgeschehen umgekommen. Sie wurden vernichtet, weil sie Juden waren. Sie fielen einer wahnsinnigen Rassenideologie zum Opfer. Einer Ideologie, die in Gesetze gegossen wurde.

Gesetze, die zwischen September 1940 und September 1944 auch in Luxemburg mit der aktiven Hilfe von luxemburgischen Beamten, beseelt von einer Art vorauseilendem Gehorsam, zur Anwendung kamen.

Schließen wir diesen Beitrag mit dem Hinweis auf einen großen Menschen, der drei Jahre lang in vier verschiedenen Konzentrationslagern unter den schlimmsten Bedingungen verbrachte, dem Tod ständig in die Augen schauend.
Der österreichische Nervenarzt und Psychologe jüdischer Konfession, Viktor Frankl, hielt am 25. März 1949 vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien eine Gedenkrede für die in den Jahren 1938-1945 verstorbenen Mitglieder. Er betonte zum Schluss seiner Rede, dass Schuld immer persönlich sei, nicht kollektiv sein kann. Er fragte sich, ob diejenigen Menschen, die zwar nichts Böses getan haben, aber aus Angst oder anderen Gründen so manches unterlassen haben, sich auch persönlich schuldig gemacht haben. Und er sprach dann diesen außergewöhnlichen Satz: „Wer aber einem solchen Menschen zum Vorwurf machen will, dass er ein Feigling war, der müsste zuvor für seine eigene Person unter Beweis gestellt haben, dass er selber in der gleichen Situation ein Held gewesen.“