Politik offensiv und zügiger umsetzen!

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In Luxemburg hat man zu lange auf den Individualverkehr gesetzt. Die politisch Verantwortlichen sind nun gefordert, die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen und neue Projekte und Konzepte zeitnah umzusetzen.

Von Roland Schreiner, Präsident der „Actioun Öffentlechen Transport“

Dass in der Verkehrspolitik dringender Handlungsbedarf besteht, ist nicht neu, soll Luxemburg in den kommenden Jahren nicht endgültig im Stau ersticken. Und dass die Lösung darin besteht, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen zu reduzieren und mehr Menschen auf die Schiene, den Bus und das Fahrrad zu bekommen, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Viel zu lange wurde aber nur in den Straßenbau investiert, während der öffentliche Transport eher stiefmütterlich behandelt wurde. Der Nachholbedarf ist also groß. Die kürzlich vom Nachhaltigkeitsminister vorgelegten Zahlen bestätigen eigentlich nur die seit Jahren gewonnenen Erkenntnisse.

Mobilitätskonzepte für die Zukunft gab es auch schon viele. Nicht nur die aktuelle Regierung mit ihrem MoDu 2.0, sondern auch die vorherigen haben solche vorgelegt. Sie alle zielten in die richtige Richtung, stellten sie doch die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs in den Mittelpunkt ihrer jeweiligen Strategien. So weit, so gut!
Sieht man sich aber die tagtägliche Realität auf unseren Straßen an, so scheint es so, dass alle noch so gut gemeinten und richtigen Konzepte von der rasanten Entwicklung überholt werden. Die Umsetzung der angedachten Maßnahmen hält nicht Schritt mit dem Tempo des verkehrspolitischen Wachstums. Auch hier besteht akuter Handlungsbedarf!

Wie auch immer, ein gut funktionierender öffentlicher Transport ist eine wichtige Voraussetzung für die soziale Organisation und wirtschaftliche Entwicklung. Er trägt dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und die Mobilitätsbedürfnisse der bei uns wohnenden und arbeitenden Personen zu befriedigen. Durch die Reduzierung der CO2-Emissionen leistet er einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele. Die Prioritäten im Transportbereich müssen also zielorientiert ausgerichtet sein. Der politische Wille zu einem weiteren Ausbau des öffentlichen Transportes ist in der Regierungserklärung dokumentiert und wird hoffentlich auch in den Wahlprogrammen der Parteien zum Ausdruck kommen.

Das derzeitige „Modal Split“ trägt in der Tat der rasanten Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung in keinster Weise Rechnung. Wir benötigen deshalb im Bereich der Attraktivität, der Qualität, der Organisation sowie der Infrastrukturen einen weiteren Qualitätssprung im öffentlichen Transportwesen. Dazu bedarf es einer kohärenten Transportstrategie mit der Bahn als Rückgrat, die allen Herausforderungen in puncto Mobilität in einem regionalen, nationalen und grenzüberschreitenden Kontext Rechnung trägt. Die entsprechenden Rahmenbedingungen müssen natürlich von der Politik geschaffen werden.

Zu lange diskutiert und zerredet!

Die viel zu lange diskutierte und zerredete Einführung eines Tramkonzeptes auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg ist natürlich zu begrüßen. Es macht aber nur wirklich Sinn, wenn es auch weit über den Rand der Hauptstadt ausgedehnt wird. Zu bedauern ist, dass die Gelegenheit verpasst wurde, ein hybrides Bahnsystem einzuführen, das die Pendler aus allen Regionen ohne Umsteigen zu ihrem Arbeits- und Wohnort bringen würde.

Die rasche Verwirklichung der von der Regierung angekündigten Bauvorhaben zum Ausbau der Bahninfrastruktur sind unerlässlich. Andere wären notwendig, wie der Bau einer neuen Bahnverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Findel, der zweigleisige Ausbau des oberen Teils der Nordstrecke oder der Bau einer leistungsfähigen Bahnverbindung zwischen Esch und Luxemburg. Letztere soll nun in Form einer schnellen Trambahnlinie bis 2035 (!) verwirklicht werden. Und dass die Bahnlinie Ettelbrück-Diekirch sowie alle anderen Eisenbahnantennen erhalten werden müssen, erklärt sich von selbst.

Aber auch die grenzüberschreitende Mobilität ist ein wesentliches Element für die weitere, soziale und kulturelle Entwicklung unseres Landes. Die Organisation des öffentlichen Transportes in der Groß- und Grenzregion weist aber in puncto Investitionen, Infrastrukturen, Informationspolitik, Transportangebote und -tarife erhebliche Defizite auf. Deshalb ist es notwendig, den Vorschlag des Wirtschafts- und Sozialrates der Großregion aufzugreifen, einen grenzüberschreitenden Verkehrsverbund mit Mobilitätszentrale und einheitlichen Fahrscheinen und Tarifen zu schaffen. Auch muss das CFL-Netz besser an die europäischen Hochgeschwindigkeitsnetze angebunden werden.

Die Schaffung weiterer attraktiver Direktverbindungen zu den deutschen Ballungszentren Rhein-Ruhr und Rhein-Main sowie der Ausbau der Strecke Luxemburg-Lüttich zu einer attraktiven Verkehrsverbindung zwischen dem TGV-Est und dem TGV-Nord oder Thalys sind Projekte, die es unbedingt weiter zu verfolgen gilt.

Die konsequente Förderung des öffentlichen Transportes im Rahmen eines integrativen Mobilitätskonzeptes, zu dem auch die „sanfte“ Mobilität gehört, ist die Grundvoraussetzung für die Umsetzung einer wirklich nachhaltigen Transportpolitik. Die politisch Verantwortlichen sind deshalb gefordert, auch in Zukunft die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen und die Projekte und Konzepte zügiger als bisher umzusetzen.

roger wohlfart
31. Juli 2018 - 19.42

In Luxemburg wurde das Kind seinerzeit mit dem Bad ausgeschüttet. Wir hatten bis Mitte der 1960er Jahre eine gut funktionierende Tramlinie in der Hauptstadt, die beispielsweise von Bahnhof Luxemburg bis Heisdorf (!) fuhr. Auch im Süden gab es solche Tramverbindungen. Auf einmal war die Tram hinderlich, nicht mehr in und wurde durch Busse ersetzt, die die Luft verpesteten und die Strassen verstopften. Wir hinken dem sogenannten Fortschritt und der damit einhergehenden Entwicklung immer nur hinterher. Es wird gebaut auf Teufel komm raus aber es fehlt an den nötigen Infrastrukturen. Hauptsache es " wachstumt "!