Neue Ideen brauchen Bestand (I)

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Besonders in den vergangenen 17 Jahren hat sich Esch rasant entwickelt. Dieser Prozess folgt inhärenten wirtschaftlichen und sozialen Tendenzen. Unsere Stadt ist international geworden, bietet ein umfassendes kulturelles Angebot, beliebte Naherholungsgebiete, eine renommierte Universität und anerkannte Forschungseinrichtungen.

Obwohl sich die Stadt Esch inmitten eines Strukturwandels befindet, ist sie erneut zu einem bedeutenden Arbeitspol erstarkt, beherbergt zahlreiche regionale und national bedeutsame öffentliche Einrichtungen und hat an Attraktivität für private Firmen gewonnen. Daneben setzen zahlreiche soziale Projekte wie u. a. der „Escher Geméisguart“, BENU oder „Transition Minett“ auf Nachhaltigkeit, versinnbildlichen den ökologischen Aspekt und öffnen einen alternativen Zugang zum Arbeitsmarkt.

Eine vielseitige Herausforderung

So weit, so gut! Doch der Aufschwung – Esch zählt momentan rund 34.500 Einwohner – stellt die Stadt vor große Herausforderungen und entscheidende Fragen bezüglich ihrer künftigen Entwicklung und Planung müssen beantwortet werden: Wie begegnen wir dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum? Wie sichern wir den Erhalt der Lebensqualität, verbessern sie gar? Wie gehen wir mit der Flächenknappheit um und gewährleisten gleichzeitig attraktive Freiräume?

Wie vermeiden wir soziale Gettoisierung und wodurch können wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken? Wie machen wir aus Natur- und Klimaschutz eine vordringliche Aufgabe und tragen dabei der Veränderung der Lebensstile Rechnung?

Es gilt also, vielfältige Aufgaben zu meistern. Bei der Ausarbeitung des neuen Bebauungsplans (PAG) besteht die Herausforderung darin, allen Aspekten gerecht zu werden, denn ohne Zweifel sind durchdachte Stadtentwicklung und Stadtplanung, also die räumliche Planung und langfristig angelegte Siedlungsentwicklung, entscheidend für die Lebensarten in unserer Stadt. Esch soll sich allerorts zu einer attraktiven Stadt entfalten, in der die Menschen gerne leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen. Und dabei hat die Minettemetropole einen großen Vorteil, denn wohl kaum eine andere Gemeinde hat mehr Entwicklungspotenzial als die zweitgrößte Stadt des Landes.

Eine Stadterweiterung wird durch die Konversion von Industriebrachen wie etwa der Areale von „ArcelorMittal Esch-Schifflingen“, der Brachfläche „Lentille Terres Rouges“ und des „Crassier Terres Rouges“ möglich. Ein Beispiel für eine solche Revitalisierung einer ehemaligen Industriefläche ist das neue Viertel Belval.

In den vergangenen Jahren entstanden auf dem Gelände einer stillgelegten, doch nun restaurierten Hochofenanlage ein Universitätscampus für Lehre und Forschung, eine ganze Reihe von staatlichen Verwaltungen konnte untergebracht werden, modernste Forschungszentren fanden ihr Zuhause, Betriebe aller Art ließen sich nieder.

Lokale, Restaurants und zahlreiche Wohnungen haben aus einer Brache einen belebten Stadtteil gemacht. Die Konversionsfläche steht nun symbolisch für die angestrebte Entwicklung von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Wissensregion.

Aufgrund des Baus des neuen „Südspidols“ ergeben sich weitere umstrukturierbare Flächen in Form von bestehenden Gebäuden wie die Krankenhauseinrichtung „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM). Auch das Gebäude der „Clinique Sainte-Marie“ wird bald zur Verfügung stehen. Der Denkprozess hat bereits begonnen und auch hier soll ein Mehrwert für Esch geschaffen werden.
Weiter stellt sich die Frage nach der Weiterentwicklung des „Schlassgoart“, der Umnutzung der Fläche „Cactus Lalleng“, wenn dann das Projekt „Op der Haart“ realisiert ist, der Bestimmung des „Bridderhaus“ und weiterer Gebäude mehr.

Womöglich könnte sich hier genügend Raum für langersehnte Einrichtungen wie ein Kultur- oder Vereinszentrum, für ein lokalhistorisches Museum, für Künstlerwohnungen, für Kreativwerkstätte oder für Start-ups finden.

Stadtplanung fördert die soziale Kohäsion

Es stellt sich die Frage, wie man den Ansprüchen aller gesellschaftlichen Gruppen gerecht werden und Esch den Erfordernissen funktional anpassen kann. So ist es wesentlich, in den Bauleitplänen, die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen und demografisch nachhaltige Kriterien festzulegen, dies auch im Hinblick auf die zukünftigen Generationen.

Dazu gehört neben dem Schaffen von attraktiven Freiräumen, gemütlichen Plätzen zum Verweilen, Spiel- und Abenteuerarealen, auch die Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudebestands, der Erhalt der historischen Bausubstanz und der Stadtstrukturen sowie die Stärkung der Identität der Stadtviertel.

Auch sollte ein besonderes Augenmerk auf die Jugendlichen gerichtet werden. Sie sollen bei der Auswahl ihrer privilegierten Freizeitaktivitäten und deren Austragungsorte mit eingebunden werden.

Nach dem Prinzip des „design for all“ ist die Stadtlandschaft barrierefrei zu gestalten. Auch das Wohnraumangebot ist diesem Prinzip anzupassen, damit ältere Menschen und Menschen mit Bewegungs- und/oder Sinneseinschränkungen ein in die Gesellschaft integriertes Leben führen können.

Neue Gewerbegebiete sind stärker mit den Stadtvierteln zu vernetzen und die gewohnte Trostlosigkeit durch attraktive Außenräume zu ersetzen. Zu vermeiden sind überdimensionale Einkaufszentren, nicht zuletzt, um der einheimischen Geschäftswelt eine Chance zu geben.

Die Nahversorgung und die einheimische Geschäftswelt sind wieder in den Vordergrund zu stellen, dementsprechend ist die Entwicklung von gigantischen Einkaufszentren einer besonderen Prüfung zu unterziehen und sollte nicht nur reinen ökonomischen Kriterien folgen.

Taina Bofferding

Pendeler
22. September 2017 - 20.41

sidd gudder Ding mat Bofferding :-)

Jean Bodry
21. September 2017 - 11.27

Nei Iddien brauchen Bestand an politeschen Verstand! Taina du bass um gudde Wee!