Für das Ende der Malaria

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Niemand sollte an einer vermeidbaren Krankheit sterben, findet Maha Barakat.

Niemand sollte an einer vermeidbaren Krankheit sterben. Dennoch fallen jährlich zwei Millionen Kinder vermeidbaren Krankheiten zum Opfer. Viele sind zu arm, um sich eine geeignete Behandlung leisten zu können. Die Mehrheit dieser Todesfälle wäre entweder mit verfügbaren Medikamenten behandelbar oder überhaupt vermeidbar gewesen.

Von Maha Barakat*

Eine dieser Krankheiten ist Malaria, eine lebensbedrohliche, von Stechmücken übertragene Krankheit. Vor weniger als einem Jahrhundert lebten Familien überall – auch in Nordamerika und Europa – in Angst vor einem Mückenstich. Malaria forderte nicht nur das Leben von Kindern und Erwachsenen, sondern sorgte auch für den Fortbestand der Armut und eingeschränktes weltweites Wirtschaftswachstum, wodurch Millionen Menschen gehindert wurden, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Heute haben über 30 Länder den Malaria-Erreger eliminiert und mindestens zehn weitere sind auf Kurs, dies bis 2020 zu erreichen.
Trotzdem bleibt Malaria eine der führenden Todesursachen für Kinder unter fünf Jahren in Afrika südlich der Sahara, wo alle zwei Minuten ein Kind daran stirbt. Malaria ist außerdem teuer und kostet der Wirtschaft Afrikas jährlich etwa 12 Milliarden Dollar.

Trotz jahrzehntelanger intensiver Bemühungen im Bereich Forschung und Entwicklung – über 20 mögliche Impfstoffe werden derzeit untersucht – gibt es immer noch keine kommerziell verfügbare Impfung gegen Malaria. Dennoch kann eine Reihe präventiver Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer Verringerung des Infektionsrisikos beitragen. Dazu gehören der Einsatz von mit Insektiziden imprägnierten Bettnetzen, das Besprühen von Innenwänden mit Insektiziden und der Schwerpunkt auf prophylaktische Maßnahmen für die am stärksten gefährdeten Gruppen der Bevölkerung.

Ausbreitung des Erregers

Derzeit bietet sich eine günstige Gelegenheit, auf bereits Erreichtem aufzubauen, indem wir jene Initiativen und Forschungsanstrengungen herausstellen und unterstützen, mit denen Malaria ausgerottet werden könnte. So haben beispielsweise Wissenschaftler des Malaria Research Institute der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health entdeckt, wie sich die Resistenz gegen den Malaria-Erreger in einer Mückenpopulation ausbreiten kann.

Diese Erkenntnisse könnten der Entwicklung sich selbst ausbreitender Malaria-Kontrollstrategien den Weg ebnen und die Notwendigkeit der ständigen Anwendung von Insektiziden sowie die Abhängigkeit von Bettnetzen mindern. Eine weitere wichtige Initiative, die Unterstützung verdient, sind die Richtlinien zur „Vektorkontrolle“ der Weltgesundheitsorganisation, in denen Strategien zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Mücken, Fliegen und Käfern dargelegt sind.

Der Plan der WHO sieht eine neue Strategie vor, die Vektorkontrolle weltweit durch Erweiterung der Kapazitäten, verbesserte Überwachung und Koordination sowie integrierte sektor- und krankheitsübergreifende Maßnahmen zu stärken. Globale Gesundheitsinitiativen sollten die Anstrengungen jener Länder unterstützen, wo Malaria endemisch vorkommt, um Strategien der Vektorkontrolle zu entwickeln und zu verbessern.
Außerdem müssen wir berücksichtigen, wie sich eine weltweit veränderte Umwelt auf das Auftreten von Malaria auswirkt.

So schafft beispielsweise die Entwaldung günstige Bedingungen für Stechmücken, weil sich
in diesen Gebieten Rinnen und Tümpel bilden, in denen sich weniger saures Wasser ansammelt, das der Entwicklung der Mückenlarven förderlich ist. Länder mit fortschreitenden Waldgebietsverlusten weisen daher tendenziell auch eine höhere Zahl an Malariafällen auf. Außerdem führt Entwaldung zu einer verminderten Aufnahme von Regenwasser im Boden, wodurch die Wassermengen in stehenden Gewässern steigen.
In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind wir der Ansicht, dass die Ausrottung von Krankheiten von zentraler Bedeutung für die globale Entwicklung ist.

Wenn Menschen die Möglichkeit erhalten, ein gesundes Leben zu führen, können sie eine Ausbildung bekommen, zur Wirtschaft beitragen und sich um ihre Familien kümmern, wodurch ein Multiplikatoreffekt entsteht, der Wohlstand und Entwicklung weiter vorantreibt.

Überdies glauben wir an einen ganzheitlichen Ansatz. Dazu zählen die Sicherung finanzieller Zusagen, die Förderung von Forschung und Innovation durch Infrastrukturentwicklung sowie regelmäßige Zusammenkünfte weltweit führender Institutionen, um die Dynamik zu erhalten und Ideen auszutauschen. Im Bereich der Ausrottung von Krankheiten kommt der Kooperation entscheidende Bedeutung zu. Aus diesem Grund spendete der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Muhammad bin Zayid, 30 Millionen Dollar an Roll Back Malaria – dem wichtigsten globalen Aktionsrahmen im Kampf gegen Malaria.

Aussichtsreiches Kapitel zur Ausrottung

Ich bin stolz, Vorstandsmitglied bei Roll Back Malaria zu sein, denn ich glaube, dass vielfältige Führungsperspektiven von entscheidender Bedeutung für die Problemlösung bei der Bekämpfung der Krankheit sind, insbesondere da wir am Beginn eines aussichtsreichen neuen Kapitels zu ihrer Ausrottung stehen. Da immer mehr führende Kräfte Maßnahmen im Bereich globale Gesundheit unterstützen, sind daran mittlerweile Bevölkerungen auf der ganzen Welt beteiligt. Das ist von Bedeutung, denn Partnerschaftsprogramme wie Roll Back Malaria müssen global agieren, um möglichst viele Menschenleben zu retten.
Wir hoffen, die globale Zusammenarbeit noch weiter zu verstärken, wenn diese Woche
in Abu Dhabi über 200 führende Persönlichkeiten aus dem Bereich Krankheitsausrottung zu einer Konferenz mit dem Titel „Reaching the Last Mile“ zusammenkommen. Dieses Treffen ist dazu bestimmt, einen Austausch über Erkenntnisse und bewährte Verfahren zur geografischen Lokalisierung, Bekämpfung oder Ausrottung vermeidbarer Krankheiten zu ermöglichen. Gesprochen wird außerdem über Innovationen, mit denen man Malaria letztlich weltweit eliminieren könnte.

Im 20. Jahrhundert gelang es uns erstmals in der Geschichte, eine Krankheit auszurotten, nämlich die Pocken. Die vollständige Ausrottung, Beseitigung oder Bekämpfung einer Krankheit ist ein komplexes Unterfangen, und das gilt ganz besonders für Malaria. Vor wenigen Jahren glaubten wir, die Ausrottung von Malaria sei außer Reichweite, aber gemeinsam haben wir auf der Welt enorme Fortschritte erzielt. Zwischen 2000 und 2015 konnten durch Interventionen im Bereich öffentliche Gesundheit 6,2 Millionen Menschen gerettet werden, wovon es sich bei 5,9 Millionen um Kinder unter fünf Jahren handelte.
Bis 2020 werden jährlich geschätzte 6,4 Milliarden Dollar benötigt, um den weltweiten Kampf zur Ausrottung der Malaria zu finanzieren. Die Bewältigung dieser Aufgabe wird schwierig werden, aber gemeinsam können wir eine Zukunft ohne diese Krankheit schaffen – eine glücklichere und stabilere Zukunft für Millionen gefährdeter Menschen und mit besseren Chancen für künftige Generationen.

Maha Barakat ist Vorstandsmitglied bei der Roll Back Malaria Partnership

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier
Copyright: Project Syndicate, 2017
www.project-syndicate.org