Die Zukunft, die keiner kennt (II)

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Trotz des Aufschreis der Politik und der Wissenschaft, dass der Mensch sein Verhalten ändern soll, scheitert dieser aber schon an den vermeintlich einfachsten Dingen.

Von Torsten Schockmel, Verwaltungs- und Finanzdirektor von Südstroum

Lesen Sie hier den ersten Teil des Forumbeitrags.

Er tut sich schwer, seine Gewohnheiten zu ändern, die ihm mehr Bequemlichkeit versprechen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass viele Dinge ständig verfügbar sind. Und zwar dank Internet und ausgefeilter Logistik, die Wartezeiten reduzieren. Viele in unserer Gesellschaft haben es verlernt, zu warten und zu verzichten. Es soll bestmöglich alles gleich verfügbar sein. Dazu tragen perfekt organisierte Stromnetze bei. Denn ohne Strom steht alles still.

Deshalb ist es zurzeit zweifelhaft, dass die erneuerbaren in naher Zukunft die umweltbelastenden Energien aus der Welt schaffen können. Der Mensch ist nämlich noch nicht bereit, seine Bequemlichkeiten aufzugeben. Das sieht man schon an ganz banalen Gewohnheiten: Wie viele Menschen lassen im Winter oder im Sommer im Leerlauf den Motor ihres Wagens arbeiten, nur damit man innerhalb des Autos die richtige Temperatur hat? Wer ist bereit, auf Urlaub mit Flugzeug oder Schiff zu verzichten?

Aber wie sollen die Konsumenten zum Umdenken bewegt werden? Durch Strafen? Oder dadurch, dass die Politik über ihre Köpfe hinweg entscheidet? Wie würde der Mensch reagieren, wenn er nicht sein Abendprogramm im Fernsehen sehen kann, weil gerade nicht genügend Strom vorhanden ist und andere einen Vorrang beim Verbrauch haben? Oder weil der Strom zu dieser Zeit einfach zu teuer ist und nur die gut betuchten Bürger sich diesen leisten können? Dann gäbe es vielleicht noch „Brot“, aber keine „Spiele“ mehr. Auch in Luxemburg wird wohl jeder eine gelbe Weste im Auto liegen haben …

Die Industrie verfolgt wirtschaftliche Ziele

Da aber in Luxemburg nur weniger als ein Sechstel des gesamten Stromverbrauchs auf die Haushalte entfällt, müssen auch das Gewerbe und die Industrie mit ins Boot genommen werden, um etwas zu ändern. Auch diese müssen bereit sein, die Tatsache zu akzeptieren, dass die Natur ihre Launen hat, und die Stromproduktion dadurch nicht ständig laufen kann. Kaum vorstellbar, dass die Gewerbe- und Industriekunden das in Kauf nehmen. Denn auch hier gilt: Was passiert, wenn die Sonne nicht scheint, kein Wind weht, kaum Fließwasser vorhanden ist und die Stromspeicher leer sind? Das wird zu einem wirtschaftlichen Kollaps führen. Nur wer dann bereit ist, hohe Preise zu zahlen, könnte seine Produktion weiterlaufen lassen.

Es ist auch schwer vorstellbar, dass man technische und wirtschaftliche Modelle aufbauen kann, die alle Launen der Natur berücksichtigen. Es läuft also darauf hinaus, dass wir ohne die alteingesessenen unökologischen Kraftwerke mittelfristig nicht auskommen werden. Wir müssen somit hoffen, dass die Wissenschaft ein Wunder vollbringt, um diese Lücke zu schließen.

Am Ende wird das wirtschaftliche Problem zur Bremse. Nichts finanziert sich von selbst. Wer ist bereit, den ganzen technischen Wandel zu finanzieren? Die große Mehrheit der Bürger, die sich jeden Tag abrackert, damit sie sich mit übersichtlichem Einkommen die Bequemlichkeiten des Lebens leisten kann? Die Industrie, die dem Preisdruck auf dem Weltmarkt unterliegt? Es steht noch ein Berg unbeantworteter Fragen vor
uns.

Raus aus der Sackgasse

Der Wandel hin zur ausschließlich erneuerbaren Energieproduktion wird wohl länger dauern, als es vielen lieb ist. Es genügt nicht, dass sich Politik und Wissenschaft der Dringlichkeit bewusst sind. Die Wirtschaft und die Bürger müssen dabei mitspielen.
Die Menschen müssen bereit sein, ihre Gewohnheiten zu ändern und etwas von ihrer Bequemlichkeit aufzugeben. Aber sie müssen auch bereit sein, das neue System mitzufinanzieren, ohne aber in Armut zu geraten. Sonst ist es nicht zu schaffen.

Wir dürfen auch nicht darauf warten, dass der Nachbar sich zuerst bewegt. Es genügt nicht, dass man in den sozialen Medien den Aufruf eines Kindes an die Politik, das fordert, endlich etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, „liked“. Jeder von uns muss aktiv mitwirken, sonst kommen wir aus der Sackgasse nicht raus.

Wir dürfen auch nicht darauf hoffen, dass die Wissenschaft den Schlüssel zum Erfolg liefert. Wo dem Konsumenten eine Lösung geboten wird, die keinen Verlust an Bequemlichkeit und Gewohnheit bedeutet und dann auch noch ohne hohe Kosten finanzierbar ist. Diese Lösung ist nämlich noch nicht in Aussicht. Dem Planeten läuft aber die Zeit davon. Sein Fieber steigt.

Anmerkung: In Luxemburg laufen bereits Studien in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern, ILR, Ministerium und BET, wie die zukünftige Stromversorgung hierzulande funktionieren soll. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Ladung von vielen Elektroautos und vielen privaten Stromerzeugern, die ins Stromnetz integriert werden müssen.

 

Die Zukunft, die keiner kennt

Jacques Zeyen
24. Dezember 2018 - 11.59

Wenn der Wind nicht weht,die Sonne nicht scheint und kein Wasser fließt,dann ..Ja was dann?

Grober J-P.
23. Dezember 2018 - 10.49

Solarenergie kann man speichern. Wenn Enovos oder Südstroum meinen Strom nicht mehr annehmen kauf ich mir nach und nach Akkus.

roger wohlfart
21. Dezember 2018 - 17.55

Gemeinschaftssinn und Solidarität in Luxemburg, wo jeder tüchtiger sein will als der andere?!