EditorialZwangsgeld für Eso-Quatsch: Warum muss die Allgemeinheit für Homöopathie bezahlen?

Editorial / Zwangsgeld für Eso-Quatsch: Warum muss die Allgemeinheit für Homöopathie bezahlen?

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380.000 Euro hat Luxemburgs staatliche Gesundheitskasse CNS in den vergangenen sechs Jahren für die Erstattung homöopathischer Mittel rausgehauen. Und trotz lautstarker Diskussionen in Deutschland und der Ankündigung der französischen Regierung, Schluss mit der Kostenerstattung für Zuckerkügelchen zu machen: Die Luxemburger Regierung denkt gar nicht daran, mit dieser Praxis aufzuhören.

Besonders kurios wird es, wenn man sich die gesetzliche Grundlage anschaut. Eigentlich steht im Sozialgesetzbuch, dass die Krankenkasse nur für Behandlungen und Medikamente zahlen darf, die „wirksam“ sind und deren Wirksamkeit auch mit „wissenschaftlichen Daten“ belegt ist. Das – da sind wir uns hoffentlich alle einig – ergibt einen gewissen Sinn.

Und damit wäre die Homöopathie als erstattbares Arzneimittel definitiv aus dem Spiel – denn die Wirkung der Zuckerkügelchen geht nicht über den Placebo-Effekt hinaus, wie Tausende wissenschaftliche Studien (und der gesunde Menschenverstand) besagen.

Doch Gesetze sind offenbar nicht immer rational. Und der kuriose „Homöopathie-Paragraf“, der sich 2004 auf Druck einer Bürgerinitiative nachträglich ins Sozialgesetzbuch geschlichen hat, ist dafür ein herrliches Beispiel. Die Ausnahme-Regelung liest sich ungefähr so: „Selbstverständlich dürfen nur und ausschließlich Medikamente verschrieben werden, die Menschen helfen – und Globuli.“

Wir wollen mehr Gesetzes-Ausnahmen! Wie wäre das: „Die Höchstgeschwindigkeit auf Luxemburgs Autobahnen beträgt 130 km/h – außer für Porsche Cayennes!“ Oder: „Die Promillegrenze liegt bei 0,5 – außer am Wochenende!“ Oder: „Alle Unternehmen, die in Luxemburg ihren Firmensitz haben, müssen hier auch manierlich Steuern und Abgaben zahlen – außer denen, die ganz nett fragen!“

Das Ministerium für Soziale Sicherheit ist sich der Irrationalität seines Esoterik-Paragrafen übrigens absolut bewusst. „Ja, die Dinger wirken nicht – deshalb gibt’s ja die Ausnahme!“, lautet die Auskunft der Behörde (etwas zugespitzt). Und dann folgt das Totschlag-Argument: Die Homöopathie macht einen vernachlässigbaren Anteil bei den Ausgaben des Riesenladens CNS aus: Zwischen 50.000 und 60.000 Euro pro Jahr blättert die Gesundheitskasse für Globuli und Tinkturen hin – das sind gerade mal 0,02 Prozent des Gesamtbetrags für Medikamente. Peanuts also! Da wird man doch mal ein Auge zudrücken können!

Nein, darf man nicht. Wer sein eigenes Geld für Traumfänger, Orgonit-Säulen und Heilkristalle aus dem Fenster werfen möchte, kann das gerne tun. Aber warum muss die Allgemeinheit die Hirngespinste einiger weniger bezahlen – und dem Eso-Quatsch dadurch auch noch Legitimität verschaffen?

Dass darüber in den Nachbarländern diskutiert wird, ist mehr als überfällig. Dass diese Diskussion in Luxemburg nicht einmal stattfindet, ist erschreckend.

Extrawurst für Globuli: Regierung will homöopathische Mittel weiter erstatten

trotinette josy
6. August 2019 - 14.17

Anekdoten? Nët schlecht! Quantenheelung? Quatesprong jo, awer nët bei jiddferengem. Wat huet dann elo erëm eng Sekt mat Naturwëssenschaft ze dinn ? Alles wat een nët mat sengem Spatzegehier versteet, gëtt ët oder därf ët einfach nët ginn! Ausserdeem si Pharmalobby an Homöopathie zweeërlee verschidde Puer Schong!

titi
6. August 2019 - 14.07

Weshalb ist hier kein Miteinander resp. Nebeneinander möglich? Weshalb immer schwarz und weiss ? Chemie gegen Natur? Das ist doch absurd. In der Natur gibt es Heilpflanzen gegen jede Krankheit. Natürlich hat die Medizin Riesenfortschritte gemacht. Natürlich verdanken wir der Forschung und der Wissenschaft enorm viel. Ohne die traditionelle Medizin geht es nicht und das ist auch nicht die Frage. Die Frage ist ob beide, Homöopathie und konventionelle Medizin sich nicht ergänzen können und sollen. Es gibt natürliche Präparate die langfristig genauso wirkungsvoll sind wie chemische Arzneien. Es gibt Heilpraktiker die genauso erfolgreich sind wie ihre Kollegen, " die Götter in weiss ". Nur die Pharmalobby hat eine Riesenmacht, weil Riesengelder im Spiel sind. Und das ist nicht nur eine Lobby, sondern eine regelrechte Mafia, die vor nichts zurückschreckt.

titi
6. August 2019 - 11.06

Sie haben vollkommen Recht @ Herr Schmit. Aber es ist einfach müssig und sinnlos zu versuchen verschiene Fanatiker zu Vernunft zu bringen, geschweige denn sie von etwas Offenkundigem zu überzeugen. Sturheit ist nicht unbedingt ein Zeichen von Intelligenz und Geistesgrösse

de bouferpapp
6. August 2019 - 10.56

@ GuyT. Vollkommen recht. Nur gibt es immer Leute, die in einem gewissen Sinne obrigkeitshörig sind, sich nicht informieren und glauben die Wahrheit gepachtet zu haben. Sie machen sich lustig über die Menschen, die alternative Wege gehen und glauben sich ihnen überlegen, weil sie blind an die herkömmliche Medizin glauben, obschon bewiesen ist, dass die meisten àlteren Menschen medikamentös in den Pflege-und Altenheimen zu Tode gepflegt werden. Es wird immer Pseudointellektuelle geben, Allesbesserwisser, die sich nicht in Frage stellen und glauben, sich über ihre Mitmenschen erheben zu müssen. Und wenn es ihnen dann an Argumenten fehlt, greifen sie zu Ironie oder Zynismus. Und es hat keinen Sinn, sich mit solchen peinlichen, sich den andern überlegen wähnenden Zeitgenossen, auf eine Diskussion einzulassen. Sie wussten, wissen und werden stets alles besser wissen.

GuyT
25. Juli 2019 - 12.29

Die Studie beweist nur eine Korrelation und keine Kausalität. Kurz die Patienten die sich Aerzte mit alternativen Touch aussuchen entsprechen nicht den Otto Normalpatient denn sie sind besorgter um ihre Gesundheit , ernähren sich gesünder, nicht hypochondrischer und..... Zudem sind diese Aerzte einfach tendenziell bessere Zuhörer und auch empathischer. Einen Grund Placebo Medikamente von der Krankenkasse übernehmen zu lassen ist das jedoch nicht.

Herr Schmit
25. Juli 2019 - 10.40

Nein, das denke ich nicht. Ich will damit nur sagen dass es mir lieber ist Globuli oder sonstige alternative Heilmethoden werden von der CNS mitfinanziert, anstatt dass die Pharmaindustrie durch jahrelange Symptombehandlung Geld mit chemischen Substanzen verdienen kann. Schliesslich hat die ja kein Interesse an gesunden Mernschen... Gerade Hautkrankheiten und Asthma sind gute Beispiele dafür bei denen Menschen jahrelang Cortison verschrieben bekommen anstatt nach den wirklichen Ursachen für diese Symptome zu suchen (das heisst selbstverständlich nicht dass im Notfall nciht auch mal Cortison etc. eingesetzt werden muss).

Jacques Zeyen
24. Juli 2019 - 19.14

Richtig.Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.Fragen sie mal Hautkranke oder Allergiker wie sie ohne Cortison draufwähren. Denken sie wirklich ein Globuliapostel könnte einem Asthmatiker helfen?

Zahlen
24. Juli 2019 - 15.53

"bei de’ieren a bei babien fonktione’iert ett…….!?" Nee, d'Eltere mengen dat nëmmen.

Zahlen
24. Juli 2019 - 15.53

Natierlech! Wann een 10 Paracetamol-Codein-Tabletten den Dag hëlt amplaz bei den Zänndokter ze goen, dat mécht d'Liewer net laang mat. Mä dat ass net dem Medikament seng Schold.

Zahlen
24. Juli 2019 - 15.51

Nee. Dat si keng Studien, dat sinn Anekdoten.

Herr Schmit
24. Juli 2019 - 15.41

Ich sehe das Problem eher in den teuren Medikamenten à la Cortison, Paracetamol etc., bei denen die "Wirkung" zwar bewiesen ist, doch in vielen Fällen als reine Symptombehandlung eingesetzt wird, ohne dass die Ursache für Beschwerden/Krankheiten je gefunden wird. Es wäre in dem Zusammenhang interessant zu wissen wieviel Geld gespart werden könnte wenn sich mehr Ärzte die Mühe machen würden Ursachenforschung ze betreiben anstatt reine Symptombehandlung.

Jacques Zeyen
24. Juli 2019 - 14.20

Dass kleine altbewährte Hausmittelchen helfen ist ja bekannt und auch gut so.Wenn aber seriöse Krankheiten zuerst (oft bis es zu spät ist) mit "Hokus-Pokus" behandelt werden wird es diskutabel und dass dieser dann auch noch von Kassen bezahlt werden soll ist fraglich. Ich selbst laufe seit Jahren mit einem chronischen Husten herum,weil mir damals statt Antibiotika eben irgendwelche Tröpfen verschrieben wurden. Dieser Fall ist in keiner Statistik aufgenommen.

DanV
24. Juli 2019 - 11.35

@ Tobias Senzig Sie haben's ja mächtig auf die Homeopathie sitzen. Wie wäre es mal mit "Leben und leben lassen" statt dieser aggressiven Antihaltung? Nicht dieser Homeopathie-Paragraph ist irrational, sondern Ihre Aufgeregtheit zu diesem Thema. Statt sich auf Studien zu versteifen, sollten Sie mal auf die Menschen hören. Nicht alles, was funktioniert ist auch durch Studien beweisbar. Der menschliche Körper reagiert nun mal leider nicht immer so, wie die Wissenschaft es will. In der Zwischenzeit weiß man doch, dass sogar Doppelblindstudien durch die Haltung der Prüfer verfälscht werden können. Deshalb: lieber ein paar Mittel zuviel auf der Liste als zuwenig!

HeWhoCannotBeNamed
24. Juli 2019 - 9.47

Das Menschenbild, das hier vermittelt wird, unterliegt den mechanistischen Ansichten eines Vesalius, Descartes oder Julien de la Mettrie – leider auch mit einer Portion Intoleranz und Fundamentalismus (andere Ansichten werden als “Quatsch” abgetan). Dass die Definitionen von “gesund” und “nicht-gesund” und auch die ätiologie von Gesellschaft und Kultur beeinflusst werden, wird übersehen und alles in ein rein materialistisches Weltbild gepresst. Es ist nicht so sehr die Unmut über die öffentlichen Ausgaben zu diesem Zweck, die mich stört (es könnte auch MICH stören, bin ich doch nicht gerade der Globuli-Nascher), aber das einseitige Menschenbild stößt mir auf – zumal die populäre Unterscheidung zwischen “medizinisch-wissenschaftlich” und “homöopathisch-irrationaler-Humbug” nicht so leicht zu belegen ist wie es anfangs scheint… interessant dazu ein Kommentar vom französischen Forscher Philippe Huneman : https://www.philomag.com/les-idees/lhomeopathie-est-elle-soluble-dans-lesprit-scientifique-36502 Wollt ihr alles von einer Rückerstattung ausschließen, was einem wissenschaftlichen Test nicht standhält?

rz
23. Juli 2019 - 20.07

keng wirkung-placebo.....!? bei de'ieren a bei babien fonktione'iert ett.......!? waat soll dann lo di polemik ge'int homeopathie! ett kann een grad su gutt chemotherapien a fro stellen! wivill leit helleft daat dann, a wivill leit stiewen trotzdem resp. hunn eng miserabel liewensqualite'it domat..... mee jo, daat ass gepre'iften pharmamedizin, gell....

Jacques Zeyen
23. Juli 2019 - 19.36

D'Zeugen Jehowa's hun och eng gewëssen Zoustréimung. Schon eppes vun Quantenheilung héieren? Googeln.

eFeSPe
23. Juli 2019 - 18.57

Zwee Auszich aus Studien,déi den Här Senzig net liest : * 400.000 Menschen in Europa und den USA sterben jährlich an den Nebenwirkungen konventioneller Arzneimittel (= dritthäufigste Todesursache nach Krebs und Herzkrankheiten). *Die bislang aussagekräftigste Studie zur Frage der Kosteneffizienz von Komplementärmedizin wurde 2014 veröffentlicht. Sie vergleicht über einen Zeitraum von 6 Jahren Daten von ca. 1,5 Mio. Versicherten in den Niederlanden, die von Ärzten mit bzw. ohne Zusatzausbildung behandelt wurden. Ergebnis: Patienten, die von Ärzten, die Naturheilkunde und Homöopathie einsetzen, versorgt werden, verursachen weniger Kosten, nämlich 25,5 Mio. € weniger für die etwa 19.000 Versicherten, die nur komplementärmedizinisch behandelt wurden. Diesen Patienten geht es tendenziell besser als rein konventionell behandelten. Ihre Sterblichkeit ist deutlich niedriger.

Jacques Zeyen
23. Juli 2019 - 17.38

D'Pharmalobby ass dach voll op den Eso-Quatsch opgesprong.Do gin Milliounen verdéngt well näischt drastécht. Wat kascht dann ee Flakon D100 Verdënnung vun irgendeppes? An deem Flakon ass nach nëtt emol méi een Atom vun der Ur-Tinktur. Matt Handoppleeën a Forschettenbéien ass och scho vill Geld verdéngt ginn. Just daat soll jiddereen selwer bezuelen. Mam Alk hutt dir allerdéngs Recht. Wien seng Gesondheet bewosst ruinéiert soll dofir riicht stoen. Dat ass kéng Krankheet,dat ass Dommheet. A lo kommt mir net matt schwéirer Kandheet etc.

jm
23. Juli 2019 - 16.59

Ech gin dem Ronald ganz recht. Zumools et och aaner Etuden gin déi der Homéopathie eng gewessen Zustömmung betrein

ronald
23. Juli 2019 - 15.52

Wann déi 0,02% vum CNS Budget och nëmmen e puer Leit gesondheetlech Besserung oder Heelung brengen dann ass dat eng enorm Quote par rapport zu denen Sommen déi iwert CNS fir reckfälleg Alkoholiker ëmmer nees sënnlos verpolfert ginn, mam Resultat NULL. An et ass schons étrange dass eng zimlech agressiv Anti-Globuli Presse-Kampagne momentan iwert e puer europäesch Länner schwappt. D'Pharmalobby lässt grüßen! Ce dont acte.