Wem gehört die Stadt?

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Angesichts der horrenden Wohnungspreise stellen sich immer mehr Menschen die Frage, wer in ihrer Stadt eigentlich das Sagen hat.

Angesichts der horrenden Wohnungspreise stellen sich immer mehr Menschen diese Frage. In der reichen Hauptstadt ist der Verkaufspreis für noch nicht gebaute Wohnungen laut „Observatoire de l’habitat“ zwischen 2011 und 2016 von 5659 auf 7587 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Das ist ein Plus von 25 Prozent. Im ärmeren Esch/Alzette ist mit einer Verteuerung von 23 Prozent ein ähnlich hoher Anstieg zu beobachten.

Lag der Quadratmeterpreis für ein noch nicht gebautes Apartment 2011 in der Minettemetropole bei 4363 Euro, waren es im Jahr 2016 bereits 5668 Euro. Insbesondere bei neuen Studios liegt der Verkaufspreis weit über dem Durchschnittswert. So werden für Wohnungen von 24 Quadratmetern bis zu 188.000 Euro verlangt (7.800 Euro pro Quadratmeter).

Uni macht die Stadt attraktiv

Nun ist allgemein bekannt, dass Esch auf bestem Wege ist, Universitätsstadt zu werden, und infolgedessen die Nachfrage nach Mietwohnungen steigen wird. Die Universität zieht neue Betriebe an und die Stadt wird zunehmend attraktiv für Investoren, für die Esch bislang nichts weiter als ein schwarzes Loch war. Dank der Universität eröffnen sich neue Geschäftsfelder.

Diese Entwicklung kann positiv sein, wenn sie gesteuert und geregelt wird. Ansonsten birgt sie die Gefahr einer fortschreitenden Gentrifizierung. Ein Beispiel: Die Differenz zwischen dem Quadratmeterpreis für bereits existierende Wohnungen (mit vermeintlich minderwertiger Bausubstanz) und noch nicht gebaute (vermeintlich hochqualitative) Wohnungen liegt in Esch bei 1599 Euro. Damit sind noch nicht gebaute Wohnungen um 28 Prozent teurer als bereits existierende (in der Hauptstadt sind es nur 12,5 Prozent).

Die Stadt gehört den Investoren

Wem gehört die Stadt? Zurzeit lautet die Antwort: den Privatinvestoren, Immobilienhaien sowie den Versicherungen und Banken, die die Kredite vergeben. Die Stadt gehört weder der Gemeinde noch ihren verschuldeten Bürgern. Mit der Weiterentwicklung von Belval werden sich die Besitzverhältnisse nicht ändern. Im Gegenteil.

Die Bauträgergesellschaft Agora, die vom Stahlgiganten ArcelorMittal gegründet wurde und an der der Staat die Hälfte der Anteile hält, hat den Wohnungsbau auf Belval den Privatinvestoren überlassen. Die Anzeigenseiten sind voll mit Apartments, die schon gekauft werden können, obwohl die Bauphase gerade erst begonnen hat.

Gemeinde hat kaum Mitspracherecht

Das wirklich Perverse an der Neugestaltung der Industriebrachen ist aber, dass die Gemeinde, auf deren Gebiet ein neues Viertel entsteht, kaum Mitspracherecht bei der Gestaltung und Entwicklung dieses Viertels hat. Auch auf dem ehemaligen Industriestandort Esch-Schifflingen werden ArcelorMittal und der Staat nun wieder gemeinsam über die zukünftige Entwicklung der Stadt Esch entscheiden.

Vertreter des Schöffenrats dürfen zwar an den Arbeitsgruppen teilnehmen, doch die Entscheidungsmacht behält der Verwaltungsrat der Agora, in dem der Staat und ArcelorMittal jeweils vier, das Gemeindesyndikat Pro-Sud aber nur zwei der insgesamt zehn Mitglieder stellen.

Stahlunternehmen als Grundstücksspekulant

Würde die Stadt der Gemeinde gehören, würde sie die Federführung bei der Planung und Entwicklung der neuen Viertel übernehmen. Das Stahlunternehmen würde nicht als Grundstücksspekulant auftreten und die Gelände, die es damals für einen Apfel und ein Ei erworben hat, zu einem angemessenen Preis zurückgeben. Auch würde es seine umweltpolitische Verantwortung übernehmen und ohne Wenn und Aber für die Dekontaminierung des verseuchten Bodens sorgen. Der Staat würde seinerseits der Stadt bei der Entwicklung der Infrastruktur helfen und ihr mit finanziellen Zuschüssen zur Seite stehen.

Würde die Stadt den Bürgern gehören, würden Staat und Gemeinde sie nicht nur mitbestimmen lassen, sondern ihnen das Viertel zur Verfügung stellen, um ihnen neue und erschwingliche Formen des Zusammenlebens und des Wirtschaftens zu ermöglichen. Vielleicht müssen die Bürger sich ihre Stadt einfach zurückerobern. Mit ihrer Arbeitskraft haben sie sie erschaffen, entwickeln sie weiter und halten sie am Leben. Das alleine schon macht die Bürger zu den rechtmäßigen Besitzern.

GuyT
1. August 2017 - 20.49

Die Studenten scheint es nicht nach Esch zu ziehen, weil diese lieber Im Umkreis oder sogar in der Stadt wohnen. Jedenfalls wurden die Bemühungen in Esch heruntergeschraubt Studentenwohnungen zu schaffen.

GuyT
1. August 2017 - 20.46

Dieser TB Artikel ist hervorragend geeignet dazu , dass die Linksradikalen ihre kommunistischen Verstaatlichungs -und Enteignungsphantasien hier darlegen und man dann auch ihre Kommentare zu anderen Themenbereichen einordnen kann.

Jeannosch
28. Juli 2017 - 6.57

Werter Luc Laboulle,dem Tageblatt kann man noch immer einiges linksgerichtete Gedankengut zuordnen, das ist auch gut so.Leider ordnen die meisten Menschen den Sozialusmus oder Kommunismus in die Schublade einer DDR oder UDSSR Diktatur,wobei ich der Meinung bin, dass sozialistische wie kommunistische Ideen den Weg zu einer gerechteren, freien Welt ebnen.Leider wurde in der Vergangenheit die Begriffe Sozialusmus,Kommunismus zwecks Erhaltung der Macht mißbraucht, einziges Manko , sozialistische, wie kommunistische Theorien wurden nicht der Moderne angepasst oder haben sich nicht weiterentwickelt.Der Kapitalismus allerdings hat sich den Gegebenheiten angepasst, wie eine Schlange windet er sich durch alle Bereiche, speist den Bürger mit Krümeln ab, hält ihn so still.Allerdings muß ich hervorheben , in der DDR wie anderen sogenannten sozialistischen Staaten hatten alle Bürger eine Wohnung zu gerechtem Mietpreis.Wenn auch viele andere Menschenrechte mit Füßen getretn wurden hatten diese Systeme erkannt, daß Wohnung, Gesundheits-, wie Altersversorgung , das Recht auf Arbeit ,Menschenrechte sind.

Jeannosch
27. Juli 2017 - 19.26

Mit Verzicht auf drei Jahre Ferien kauft man kein Haus, die Mehrzahl der Arbeitnehmer kommt nie in den Genuss einer 50000€ Karosse, auch Zuwanderer haben das Recht auf Wohnraum zu sozialen Preisen.Eine gerechtere Welt wird nur durch Umverteilung des Besitzes geschafft.

Jeannosch
27. Juli 2017 - 16.42

In einigen Jahren steht kein Baugrund mehr zur Verfügung, ergo müssen Lösungen her um zukünftige Generationen Wohnraum zu beschaffen.Es liegt also nahe Immobilienbesitz zu enteignen, die Eigentümer zu entschädigen und so auf lange Sicht ,Wohnraum zu sozialen Mietpreisen für alle Bewohner Luxemburgs zu erschaffen.Wir sollten uns auch Gedanken machen über Mehrgenerationshäuser, bisher in Luxemburg verpönt, bilden diese gerade die Möglichkeit gegenseitiger Nachbarschaftshilfe zwischen junger und alter Generation.Finanzieren könnte der Staat dies durch die Rentenbeiträge, diese wären abgesichert, nicht in dubiose Fonds investiert und würden die Rentenfortzahlungen durch die Mieterträge absichern.Nur eine Umverteilung des Privatbesitzes erschafft eine gerechtere Welt.

Robert
27. Juli 2017 - 16.21

Marius hat recht: dem Tageblatt hätte ich nie zugetraut, dass es "die Bürger" aufrufen würde, als "rechtsmässige Besitzer" "die Stadt" von den folglich unrechtmässigen Eigentümern "zurück zu erobern". Ich hielt das Tageblatt für eine Zeitung, die für progressive Gerechtigkeit eintritt, aber nicht für ein Kampfblatt, das den Besitz anderer "erobern" will. Soll auch noch Blut fliessen?

Luc Laboulle
27. Juli 2017 - 14.16

Sehen Sie doch weiter unten. Andere Leser haben sich bereits Gedanken gemacht und Ihre Fragen zur Genüge beantwortet.

Robert
27. Juli 2017 - 12.00

Na ja.. Da sind ein paar gute Ideen, aber nichts Bahnbrechendes. - Die Immobilienpreise steigen, weil die Nachfrage höher ist als das Angebot. Also: Einwanderung stoppen (geht nicht; wir sind in der EU), oder privates Bauland beschlagnahmen, weil billig kriegt man es nicht. Oder hohe Subsidien aus der Staats-und/oder Gemeindekasse. Die wiederum zu finanzieren wären. Dann müssten Sie allerdings diejenigen nennen (Einkommen über xy Euro), welche zu zahlen hätten. Tageblatt, du spitzt den Mund, dann pfeife doch!

Luc Laboulle
27. Juli 2017 - 9.57

Kaufen Sie die heutige Ausgabe des Tageblatt am Kiosk Ihrer Wahl oder bestellen Sie Ihr Abonnement (Print und E-Paper) gleich online (wenn Sie es nicht bereits getan haben).

Fettes Marc
27. Juli 2017 - 7.46

Die Kids der Bonzen, der sogenannten Leistungsträger.

Marius
27. Juli 2017 - 0.00

@Marta. Die Enteignung von Privatbesitz in der EU ist schon längst im Gange. Noch nicht gemerkt? Hinter der Manipulation des Zinses verbirgt sich das Ziel einer finanziellen Repression, das heißt, die bewusste Enteignung des kleinen Sparers und der Lohnabhängigem durch Inflation. Angepeilt durch die EZB sind 3 %, gewünscht wären 6 %. Zusätzlich noch ein Negativzins von etwa 1- 2 %. Das sind keine sozialistischen Träumereien, sondern handfeste kapitalistische Realität zur Rettung des Euros, der Pleitestaaten, Schrottbanken und Multis. Doch aber nicht um Wohnraum zu finanzieren, da irren sie gewaltig, damit wird niemand sich die Finger schmutzig machen. Mietpreise und Wohnraum werden weiterhin geregelt durch Angebot und Nachfrage und sporadischen Blasen am Immobilienmarkt. Der Aufschrei ist groß, aber es wird sich gar nichts am Problem ändern lassen.

Jocelyne Kulang
26. Juli 2017 - 23.45

Kartellbehörden nutzen nur wenig, sie verhängen in verschiedenen Fällen angebliche hohe Bussgelder die wiederum schlussendlich der Endkunde zahlen wird. Also außer Spesen nix gewesen mit Kartellbehörde. In Deutschland ist diese Behörde wie letztlich eine TV-Reportage bewies sehr aktiv, die Geschädigten, in der Regel der Endkunde bekommt keinen Cent von den Bussgeldern zu sehen.

Marius
26. Juli 2017 - 23.25

Das hätte ich dem TB nie zugetraut.

Marius
26. Juli 2017 - 23.22

Unter den gegebenen Umständen, wird sich in Esch niemals ein richtiges Studentenleben entwickeln können. Sicherlich eine der traurigsten Unis weltweit. Wer möchte da schon studieren.

Robert
26. Juli 2017 - 22.26

Präzisieren Sie bitte das alternative Modell des Tageblatt. Sie wollen ja helfen. Dann aber nicht nur mit einem vagen Satz, sondern mit einer klaren Forderung.

Haber
26. Juli 2017 - 22.07

"Nun ist allgemein bekannt, dass Esch auf bestem Wege ist, Universitätsstadt zu werden,..." Ech huet eng Uni, also brauch se net nach eréischt eng Universitéitsstad ze ginn, si ass eng.

Fettes Marc
26. Juli 2017 - 16.33

Um sich mal mit den "Immobilienhaien" auseinandersetzen zu können, wäre vielleicht auch eine Kartellbehörde nützlich, wie es sie in anderen Ländern so gibt. Das widerspräche allerdings dem ultraliberalen Geist, der derzeit in Luxemburg vorherrscht.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
26. Juli 2017 - 14.23

@ MartaM & Jaennosch Stalin und Mao lässt grüssen!

Marc
26. Juli 2017 - 13.32

Virwaat sollen Leit dei sech ggfalls iwwer Generatiounen eppes ugeschaaf hun elo enteegent ginn ? Well emmer mei Leit an eist Land kommen an durvir d'Gesetz vun Noofro an Ugebuet spillt ? Waat sinn daat dann vir verstebsten kommunestesch Ideen ? Verteischt op een Haus spuren an dann ereischt een Auto vun 50000 oder mei kaafen resp 3x Joer an d'Vakanz.

Luc Laboulle
26. Juli 2017 - 13.08

Tatsächlech kléngen se marxistesch... ;-)

Luc Laboulle
26. Juli 2017 - 13.03

Ob das Tageblatt auf kommunistischem Kurs ist? Nein. Aber wir helfen gerne bei der Suche nach alternativen Zukunftsmodellen.

Jeannosch
26. Juli 2017 - 13.01

Um zukünftigen Generationen genügend Wohnraum zu sozialen Preisen anzubieten,muss ein neues System von Mietwohnungsbau geschaffen werden und wir kommen an einer Enteignung privaten Eigentums nicht vorbei.

MartaM
26. Juli 2017 - 12.57

Um unseren Nachfahren gesicherten Wohnraum zur Verfügung zustellen, komm wir nicht um eine Enteignung von Privatbesitz rum, umso Wohnraum zu sozialen Mieten anzubieten.

Rosch
26. Juli 2017 - 12.44

@Robert. Zumeist, aber nicht nur ! In einer bestimmten Grenzortschaft (wahrscheinlich aber in allen) kaufen ausländische "Leute mit Geld" alte Immobilien auf, sanieren und vermieten die. Schwarz versteht sich ! Denn im Gegensatz zu den Banken und der Zins-Abschlagssteuer, auch Quellensteuer genannt, gibt es keine interstaatliche Meldepflicht für Immobilien, deren Besitzer und deren Mieter bzw. über die Höhe der Mieteinnahmen. Sehr beliebt ist auch der Trick, für die Miete (gegen kleine Preisminderung) BARZAHLUNG zu verlangen. Die Mieteinnahmen haben also die schwindenden "schwarzen" Zinseinnahmen ganz geschmeidig abgelöst. Wo ein Wille ist gibt es auch einen Weg. Den Luxemburger Behörden ist es egal, und die deutschen Finanzämter stecken den Finger in den Mund. Und "wir" sind wieder das böse Steuerparadies. Wie gehabt. Dabei sitzen die Steuerhinterzieher ausnahmslos alle jenseits der Grenze oder arbeiten mit fiktiven Firmen bzw. Adressen.

Robert
26. Juli 2017 - 12.16

Die Investoren sind zumeist Bürger und Mitbürger, Luxemburger, Erben. Ist das Tageblatt auf kommunistischen Kurs? Soll das Privatvermögen verboten werden?

Eremit
26. Juli 2017 - 11.07

Denken, dass déi héich Wunnéngspräiser Strategie sinn well mer jo oppe Grenzen hunn a soss déi hallef Welt géing "op Besuch" kommen.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
26. Juli 2017 - 9.09

"Immobilienhai" ist eine Verunglimpfung und könnte rechtlich belangt werden. Wir leben in einer freien Marktwirtschaft in der der Preis von der Nachfrage reguliert wird! Um die Preise zu senken muss das Angebot erhöht werden. Siehe die Benzinpreise. Nach Überflutung des Marktes mit Erdöl, sind die Preise an der Zapfsäule gefallen. In Luxemburg sind die Gemeinden selbst schuld. Würden sie die erlaubte Bauhöhe in ihren Gemeinden verdoppeln oder verdreifachen so könnte ganz rapide das Angebot die Nachfrage übertreffen! Tun sie aber nicht da sie die Gemeindeinfrastrukturen dann wesentlich vergrössern müssten! Da stellen die Gemeinden sich aber quer. Nur sehr wenige PAG's erlauben höhere Gebäude!

Cheste
26. Juli 2017 - 8.52

Nanana letzt 2 Sätz kléngen dach kommunistesch... ;)

Fettes Marc
26. Juli 2017 - 8.00

Wer nur ultraliberale Politik betreibt, bekommt auch nur ultraliberale Resultate.