Und nun der Norden

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Wir leben in einer Welt, in der Nationalisten, Demagogen, Obskurantisten und Faschos Oberwasser zu haben scheinen. Reaktionäre vergiften die Köpfe der politisch Unbedarften zusehends mit ideologischem Müll.

Immer mehr große Kälber scheinen sich ihre Metzger selber wählen zu wollen.
Und doch gibt es noch hin und wieder Lichtblicke: Die Entscheidung der Iren, einen weiteren Schritt in die Moderne zu wagen, indem sie beim Referendum vergangene Woche für die Legalisierung der Abtreibung stimmten, ist so einer.

Aller guten Dinge sind drei: Erst setzte sich das irische Volk für die Einführung eines modernen Scheidungsrechtes ein, dann beschloss es, Homosexuelle als vollwertige Menschen zu betrachten, indem es für das Recht auf Ehe für alle stimmte, und nun dürfen endlich auch die irischen Frauen – und nicht irgendwelche Pfaffen – darüber entscheiden, ob sie Kinder gebären wollen oder nicht.

Wenn eine Gesellschaft entscheidet, dergestalt das Joch des religiösen Obskurantismus abzuwerfen, kann das jeden aufgeklärten Menschen nur freudig stimmen. Dabei ist es ja nun nicht so, dass die Iren kollektiv vom Glauben abfallen würden. So schnell werden die Bewohner der grünen Insel wohl nicht zu einem einig Volk von Atheisten und Agnostikern mutieren.

Wozu denn auch? Man kann nämlich durchaus auch als guter Katholik in gut protestantischer Tradition die Bevormundung durch die Pfaffen abschütteln und sich in Gewissensfragen als Geschöpf im direkten Dialog mit seinem Schöpfer auseinandersetzen.
So wie im Übrigen im Marienlande Luxemburg schon in den Sechzigerjahren ansonsten kirchentreue Katholikinnen sich mit großer Selbstverständlichkeit die Pille verschreiben ließen, sobald sie selbst der Ansicht waren, dem allerhöchsten Auftrag „Seid fruchtbar und mehret euch“ in gottgefälligem Umfang Folge geleistet zu haben.

Zum christlichen Glauben bedarf es der kulturellen Hegemonie des Pfaffentums in keiner Weise: Cut out the middlemen!

Doch leider besteht die irische Insel nicht nur aus der aufgeklärten Republik: In den neun Grafschaften Nordirlands herrscht in Sachen Aufklärung noch immer finsterstes Mittelalter.
Diesmal indes brought to you by eine protestantische Mehrheit. Im Gegensatz zum Rest des UK riskieren in Ulster Frauen, die eine Schwangerschaft beendet haben, sowie Menschen, die sie dabei unterstützt haben, noch immer bis zu lebenslange Haft.

Deshalb sind es nun die nordirischen Frauen, die der Solidarität des zivilisierten Teils Europas bedürfen, um ihr Land aus den Klauen des weltanschaulichen Höhlenmenschentums zu retten. Und Polen? Ja natürlich, selbst Polen dürfen wir in dieser Frage auf keinen Fall verloren geben.

Scholnier
30. Mai 2018 - 14.02

Nun mag ich Ihnen zustimmen das Joch einer beherrschenden Kirche abzuwerfen, doch als bekennender Atheist und Humanist ( wobei das Wort " Human" in unserer Welt immer mehr an Stellenwert verliert) kann ich mich mit einer kompletten Legalisierung der Abtreibung, einer Abtreibung ohne Vorgespräche, ohne Restriktionen nicht anfreunden. Nun mag ich alter Nörgler dem Verfallen sein, das Leben wohl schon im Mutterleibe beginnt, das Gegenteil wurde bisher nicht bewiesen, ich froh des Lebens bin und nicht abgetrieben wurde und somit wohl das Problem der Legalisierung der Abtreibung wohl nicht kirchlicher Natur ist, sondern die Diskussion wohl eher auf wissentschaftlicher, wie philosophischer Denkweise geführt werden sollte.Ich mag es einfach nicht der katholischen Kirche den Vorrang zugeben, für sich alleine das Recht in Anspruch zu nehmen , sich in ihrer Wischiwaschiweise zu diesem Thema zu äussern.Da scheint mir dieses Thema doch zu komplex es altem dogmatischem Humbug zu unterwerfen.

Epikur
30. Mai 2018 - 10.06

Jesus von Nazareth, falls es ihn gab, hat das damalige Priestertum kritisiert. Der Mënsch soll ohne Vermittler zu Gott beten. Die vermeintlichen Nachfolger des hebräischen Wanderpredigers schufen die allmächtige Priesterkirche des Vatikans. Sie wurde zu einem Machtapparat ohne Spiritualität und hat mit ehrlicher Frömmigkeit nichts zu tun. Ein solches System müssen sogar gläubige Christen ablehnen.