Wachstumsfragen

Wachstumsfragen
(Alain Rischard/editpress)

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Die Zukunft des Landes

Nein, einen Vergleich der Eröffnungszeremonie der „Oekofoire“, die gestern ihre Tore schloss, mit der Flower-Power-Bewegung der 1960er Jahre wollen wir wirklich nicht anstellen, und doch: Nachdem die 14-jährige Schülerin Karma (Nomen est omen) mit einem Gedicht über Wünsche, Träume und Engagement den Ton vorgegeben hatte, kam auch während der Ansprachen der Präsidentin des „Mouvement écologique“, Blanche Weber, und von Umweltministerin Carole Dieschbourg eine gewisse „We shall overcome“-Stimmung auf. Besonders Letztere verzichtete, wie sie betonte, auf die – in ihrem Manuskript eigentlich vorgesehenen – Schuldzuweisungen an die Vorgängerregierungen in puncto Umwelt und Naturschutz (besonders gemeint war der Schutz des Wassers) und rief dazu auf, gemeinsam für den Erhalt unseres Lebensraumes einzutreten. Ihr Vorgänger im Amt, Marco Schank, der zugegen war und wohl einer der Adressaten der nicht formulierten Kritik gewesen wäre, nahm dies wohl mit Erleichterung auf; wer will schon miese Kritik hören …

Dieschbourg hatte wohl einen optimistischen Tag erwischt; sie lobte nicht nur ausführlich die Arbeit der eigenen Regierung, die viel Geld in Naturschutz (u.a. eben in den Nachholbedarf bei den Kläranlagen) investiere und mit neuen Programmen (wie etwa die Klimabank) in dem Öko-Bereich punkten würde, sondern auch die Fortschritte auf internationaler Ebene, die sie u.a. bei der Pariser Klimakonferenz feststellte.
Dass sie dabei versäumte, auf die vom „Méco“ gestellten Fragen nach dem immer noch ausstehenden Bericht zum Tanktourismus und dem „PIB du bien-être“ zu antworten, fiel angesichts solcher Erfolgsmeldungen kaum noch ins Gewicht … Dass dabei nicht alles so rosig ist, wie die grüne Regierungsvertreterin es darzustellen versuchte, ist allein schon dadurch offensichtlich, dass die Regierung – im Gegensatz zu einer breiten Front von Nichtregierungsorganisationen, inklusive der Gewerkschaften, Konsumentenschutzvereinigungen und Bauernverbände – sich nicht gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA stellt.

Eine (weitere) große Kundgebung gegen diese Abkommen kündigte Weber für den 8. Oktober an. Die streitbare Präsidentin fand denn auch mehr als einen Kritikpunkt an der Arbeit der Koalition, auch wenn sie einräumte, dass manches besser wurde. So können die weiteren Straßenbaupläne von Minister Bausch der Umweltorganisation so gar nicht gefallen, auch wenn noch mehr Geld in den öffentlichen Transport investiert wird.
Der größte Stein des Anstoßes ist und bleibt die Frage nach der Zukunft des Landes, die im Herbst während einer größeren Konferenz diskutiert werden soll. Allein schon der Titel der Veranstaltung „Welches Wachstum für Luxemburg?“ missfällt der Organisation, die immer wieder betonte, dass nur Wachstum die Lösung nicht sein kann und oft mehr Probleme schafft als löst.
Doch diese Sicht der Dinge ist im Anschluss an eine Wirtschaftskrise mit ihren sozialen Auswirkungen und den dadurch hervorgerufenen Existenzängsten wohl nur schwer zu vermitteln, und so bleibt es vorerst bei der Hoffnung … „we shall overcome … some day“.