Soziale Kälte

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Sollte die "Wanteraktioun" nicht das ganze Jahr über dauern, fragt sich unser Editorialist Luc Laboulle.

Am 1. Dezember beginnt die „Wanteraktioun“ des Familienministeriums. Bis zu 200 Menschen können in den nächsten fünf Monaten im „Centre d’accueil de nuit“ auf Findel übernachten und bekommen mittags eine warme Mahlzeit im Tageszentrum in Bonneweg angeboten. Nun ist es aber bereits seit einigen Wochen vor allem nachts bitterkalt, so dass das Leben auf der Straße für viele Menschen nicht nur unerträglich, sondern lebensbedrohlich geworden ist. Theoretisch könnte die „Wanteraktioun“ schon früher beginnen, doch laut Familienministerium ist die Bedingung dafür, dass die Temperaturen auch tagsüber unter den Gefrierpunkt sinken.

Eine Privatinitiative sammelt seit Tagen über Facebook „200 Schlofsäck, fir de Wanter z’iwwerstoen“, um Obdachlosen zu helfen, die (noch) nicht an der „Wanteraktioun“ teilnehmen können oder dies nicht wollen.

Nachtaufnahme wenig attraktiv

Denn nicht jeder Mensch, der auf der Straße lebt, will auch im „Centre d’accueil de nuit“ übernachten. Aussagen von Sozialarbeitern zufolge ist es dort häufig laut und dreckig, Diebstähle sind an der Tagesordnung. Auch kommt es öfters zu Auseinandersetzungen zwischen den Gästen. Insbesondere nachts fehlt es an geschultem Betreuungspersonal. Die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste, die das „Centre d’accueil de nuit“ überwachen, sind nicht ausgebildet, um Konflikte wirksam zu schlichten, sondern tragen durch ihr Verhalten eher noch zur Eskalation bei.

Zudem sind die Stellen in der „Wanteraktioun“ bei Erziehern nicht besonders beliebt. Zwar stellt das Familienministerium den Hilfsorganisationen Caritas, „Croix-Rouge“ und Inter-Actions zusätzliche finanzielle Mittel für Personal zur Verfügung, doch viele der Arbeitsverträge sind auf fünf Monate befristet.

Wäre eine Ausdehnung der „Wanteraktioun“ von September bis Mai oder gar auf das ganze Jahr sinnvoll? Schätzungen der Caritas zufolge sind in Luxemburg 2.800 Menschen obdachlos. Die ganzjährig geöffneten Unterbringungen „Foyer Ulysse“ und Abrisud sind überlastet und können den Bedarf an Schlafplätzen nicht decken. Zudem sind dort nur Menschen mit sozialen Rechten (Daueraufenthaltsbescheinigung, RMG) zugelassen. Zwar gibt es seit diesem Jahr zwei neue „Haltes de nuit“ von Caritas und „Croix-Rouge“ mit 20 zusätzlichen Betten, doch auch diese Initiativen stellen, genau wie die „Wanteraktioun“, nur Notlösungen dar.

Es fehlt nicht nur an Sozialwohnungen

In Luxemburg mangelt es vor allem an bezuschusstem Wohnraum. 30.000 Sozialwohnungen fehlen, schätzte die Caritas Anfang Oktober dieses Jahres. Programme für Mietzuschüsse seien ineffizient und nur zwei Prozent aller Wohnungen subventioniert. Die aktuelle Regierung hat einige Maßnahmen ergriffen. Die Mittel der staatlichen Agenturen für sozialen Wohnungsbau, „Fonds du logement“ und SNHBM, wurden für 2018 erneut erhöht. Auch die Schaffung der „Agence immobilière sociale“ zeigt erste zaghafte Erfolge. Doch all diese Maßnahmen reichen nicht aus, um die Unterlassungen der vergangenen Jahrzehnte wettzumachen und den hohen Bedarf an Wohnungen zu decken. Auch die Gemeinden müssen künftig stärker aktiv werden. Dabei reicht es nicht, dass sie sich gegenseitig Versäumnisse im sozialen Bereich vorwerfen. Der Staat und die Gemeinden müssen mehr Verantwortung übernehmen, wenn es darum geht, ihre Bürger zu schützen. Auch und insbesondere die Schwachen.

Laird Glenmore
20. November 2017 - 15.29

@marek Sie vergessen die nukleare Strahlung, die kennt keine Grenzen. Wenn Trump und Kim Yon Un irgendwann durchdrehen ist eh alles vorbei.

marek
20. November 2017 - 13.34

@ Laird, doch zb: die türkische Agäis oder im weiten Pazifik, da fliegen die Bomben drüber...

Laird Glenmore
20. November 2017 - 12.32

@ marek wenn Krieg wird sind das die ersten die verduften… Wohin es ist doch nirgendswo mehr sicher

marek
20. November 2017 - 12.02

passen Sie auf, dass keiner kommt und sagt "hätten sie was gelernt". Meine Meinung dazu ist die, wenn Krieg wird sind das die ersten die verduften...

marek
20. November 2017 - 11.58

ich habe mich schon immer gefragt ob ich nicht die teuere Wohnung aufgeben soll, und mich für die kalte Jahreszeit in den Süden begebe, und wenn Schönwetterzeit ist komm ich wieder zurück. In der Natur kann man Sauwohl schlafen, Fernsehen kann man über Post-Go, und waschen kann man in Waschstuben, usw.

Laird Glenmore
20. November 2017 - 11.31

Wenn die Regierung leerstehende Häuser die in deren Besitz sind nicht als Spekulationsopjekte sehen würde könnten man diese renovieren und für diese Menschen benutzen aber das paßt ja nicht in die schöne heile reiche Welt die wir als Luxemburger Staat nach außen tragen. In dieser Egoistischen Welt haben nur die eine Chance die zum Establishment gehören z.B. Rolls fahren für € 300,-- in luftiger Höhe essen gehen usw. usw. so nach dem Motto mir geht es doch gut was interessieren mich die anderen. Besser ist es auch zig Millionen in ein Raumfahrtprojekt oder andere Dummheiten zu stecken um dabei zu sein, aber nicht mal in der Lage zu sein seinen eigenen Leuten hier auf dem Boden der tatsachen zu helfen was sind wir doch für eine verlogene Gesellschaft man sollte sich, nein man muß sich schämen das wir so etwas zulassen, denn schließlich waren diese Menschen warum sie auch immer in diese Situation gekommen sind mal eine Stütze der Gesellschaft und vielleicht auch angesehene Bürger die man einfach hat fallen lassen weil sie nicht mehr ins ach so schöne reiche Luxemburg passen. Ich kann nur sagen Pfui Deibel an alle die in den Ämtern und Positionen sitzen und dieses ändern könnten wenn sie nur nur wollten, aber ein es ist besser in Gruppen ( Stadtverwaltung und Regierung ) sich auf dem Weihnachtsmarkt kostenlos den Wanst vollzuschlagen es geht uns ja gut im reichen Luxenburg.

Gege
20. November 2017 - 9.49

Ech kann net verstoen dass se wellen "warden" bis et Dagsiwwer och sch....kaal as. dovunner oofgesin sin hei bei mer 4 Grad an wunn net am Norden. Get lo Wanteraktioun gestart?

Peter Mutschke
20. November 2017 - 8.08

Es sind nicht nur Die 2800 Obdachlosen um die es sich zu kümmern gilt.Bedenken Sie nur die vielen Mindestlöhner/innen in der Privatwirtschaft ,Die einerseits von Arbeitsplatzverlust und andererseits von steigenden Wohnkosten bedroht sind und mit einem Bein auf der Strasse stehen. Da tickt eine Zeitbombe.