Sklaven heute

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Claude Molinaro zum europäischen Tag gegen den Menschenhandel.

Heute gedenken wir unserer Sklaven. Das klingt leider zynisch, ist aber so. Die legale Sklaverei wurde zwar in den meisten westlichen Ländern schon im 19. Jahrhundert abgeschafft, illegal blüht sie jedoch weiter und sorgt weltweit für Milliardenumsätze.

Die EU-Kommission führte deshalb 2007 den Europäischen Tag gegen Menschenhandel ein, der alljährlich am 18. Oktober begangen wird. Die Definition des Menschenhandels im Palermo-Protokoll der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000 beinhaltet sowohl die Vermittlung, das Schleusen wie auch die direkte Ausbeutung. Konkret gehören dazu: Haushaltssklaverei, falsche Au-pair-Mädchen, Organhandel, Zwangsarbeit, -bettelei und -heirat und natürlich sexuelle Ausbeutung. Weltweit seien 2,5 Millionen Menschen davon betroffen, davon allein 1 Million in Europa. Aber doch nicht in Luxemburg? Doch!

Im Zeitraum von 2010 bis 2016 hat es den Zahlen der luxemburgischen Menschenrechtskommission (CCDH) zufolge 79 (offizielle) Fälle bei uns gegeben. „Offizielle“, weil erstens die mit dem Phänomen befassten Organe Statistiken auf unterschiedliche Art erfassen und man zweitens davon ausgehen kann, dass sich viele Betroffene aus Angst nicht bei den zuständigen Stellen melden, weswegen die tatsächliche Zahl vermutlich viel höherist (was aber in den meisten Ländern der Fall sein dürfte). Die am meisten betroffenen Bereiche hierzulande sind laut CCDH übrigens neben der Prostitution der Gaststätten- und der Bausektor.

„Nicht zuletzt ist Menschenhandel auch nach wie vor mit niedrigen Risiken und hohen Gewinnen für die Täter und Täterinnen verbunden“, schreibt das Deutsche Institut für Menschenrechte. Diese niedrigen Risiken scheinen zumindest in Luxemburg der Fall zu sein, wo die Justiz – und das ist der Hauptkritikpunkt in dem insgesamt positiven Bericht des US State Department über Luxemburg – ziemlich milde mit den Tätern umspringt. 2017 habe es sieben Ermittlungsfälle gegeben: fünf wegen Zwangsarbeit und zwei wegen Prostitution. Allerdings: „Die Gerichte verhängten schwache Strafen für Verurteilungen wegen Menschenhandels und untergruben die Bemühungen, die Menschenhändler zur Verantwortung zu ziehen“, schreibt das State Department. Die durchschnittliche Gefängnisstrafe für Menschenhändler habe 2017 bei 15 Monaten gelegen. Eine skandalöse Praxis, die die CCDH bestätigte. In ihrem Bericht von 2017 fordert die Kommission u.a. regelmäßige Fortbildung der Richter und Staatsanwälte zum Thema Menschenhandel.

Angesichts aller angesprochenen Mängel in diesem Bericht stellt sich die Frage, ob es am politischen Willen, am Geld oder an beidem fehlt. Oder aber die meisten Menschen sind sich des Problems einfach nicht bewusst. Die CCDH weist deshalb auch darauf hin, wie wichtig eine Sensibilisierungskampagne diesbezüglich sei. Aber eines sollte uns klar sein: Auch wenn den Behörden alle nötigen Mittel zur Verfügung stünden, um den Menschenhandel bei uns zu unterbinden, förderte weiterhin unser Konsumverhalten dieses Phänomen. Die Nachfrage nach billiger Massenware ist auch ein Grund für sklavenähnliche Zustände in den Produktionsländern.

Jacques Zeyen
18. Oktober 2018 - 17.01

Das ist aber ein Fass ohne Boden. Schon einmal ein Billy-Regal bei Ikea gekauft? Schon mal mit Ryan-Air oder anderer Billiggesellschaft geflogen? Die Jeans aus Indien für 22,90€ ? Spenden sie den rumänischen Bettlern in Luxemburg-Stadt fleißig? - Nein. Dann gratuliere ich ihnen,sie haben keinen Beitrag zur Sklaverei oder Kinderarbeit geleistet. Erklärung: Ikea hatte sich damals nicht gescheut sein Regal in DDR-Gefängnissen herzustellen. Wenn Ryan-Air für 50€ nach Malle fliegt,dann ist das nur möglich weil eine Putzfrau oder ähnliches Personal für 1 Euro die Stunde arbeitet. Über Kinderarbeit in Indien ist alles gesagt... Die rumänischen Bettlerkolonnen sind auch nichts anderes als Sklaven die das Stadtbild nicht gerade bereichern.

Mephisto
18. Oktober 2018 - 14.32

Internationale Gross- Sklavenhändler sind gewissermassen das IOC und die FIFA. Die Stadionbauten für Olympia und WM werden oft von Sklaven bewältigt ( Katar 2022 zb ). Die obigen Institutionen verweisen zwar auf die Verantwortung des organisierenden Landes aber bei der Vergabe wissen sie genau über die Menschenrechtslage Bescheid. Also Heuchelei auf sehr hohem Niveau.

Micha
18. Oktober 2018 - 11.00

"Die Nachfrage nach billiger Massenware ist auch ein Grund für sklavenähnliche Zustände in den Produktionsländern." Und dennoch fördert auch die öffentliche Hand diese Entwicklung, zum Beispile indem sie iPad-Klassen in Lyzeen einführt. Apple-Produkte haben zwar Software-seitig einen vergleichweise langen Support-Zeitraum, aber die Wartbarkeit der Produkte gehört zu der schlechstesten aller Hersteller. Sie setzen alles daran die Reparaturen gesetzlich verbieten zu lassen. Und die Arbeitsbedingungen bei den eigentlichen Hersteller FoxConn und Co sind hinreichend belegt. (Erinnert noch jemand sich an die Fangnetze um gegen Selbstmorde vorzugehen?)