Sie ist weg: Die Escher LSAP verliert ihre Hoffnungsträgerin

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Nach den überraschenden Verlusten der LSAP und den Zugewinnen der CSV bei den Gemeindewahlen 2017 fand in der Stadt Esch ein historischer Wechsel statt. Das Schuldeingeständnis der Sozialisten ließ nicht lange auf sich warten. Zu selbstgefällig, zu siegessicher, zu links sei die LSAP in den vergangenen Jahren in Esch aufgetreten. Abhilfe sollte eine Verjüngungskur schaffen. Zur neuen Symbolfigur der Escher LSAP wurde Taina Bofferding auserkoren. Gerade jene Taina Bofferding, die die Sektion Ende 2013 nach dem Weggang von Lydia Mutsch in die Regierung noch zugunsten von Dan Codello verschmäht hatte. In einer Kampfabstimmung unterlag die junge Gemeinderätin damals ihrem Parteirivalen, der daraufhin den Schöffenposten übernahm, der eigentlich ihr zugestanden hatte. Vorausgesetzt, die LSAP hätte den Wahlausgang von 2011 respektiert.

Nach der Wahlniederlage von 2017, zu der auch die „Affäre Codello“ ihren Teil beitrug, ruhte plötzlich die gesamte Hoffnung der Escher Sozialisten auf der 36-Jährigen. Auf einmal galt Taina Bofferding als die neue Lydia Mutsch. Ehrgeizig, fleißig, weniger links als Vera Spautz, zudem jung und elegant, schaffte sie es, den sozialdemokratischen und den in Esch überdurchschnittlich repräsentierten linken Flügel der Partei gleichermaßen hinter sich zu vereinen. Trotz ihrer vorübergehenden Anstellung beim OGBL haftet ihr nicht der Ruf einer Gewerkschafterin an.

2020 sollte Taina Bofferding den Fraktionsvorsitz im Gemeinderat von Vera Spautz übernehmen. Spätestens bei den Gemeindewahlen 2023 würde sie die LSAP in Esch wieder zurück in die Verantwortung führen. Auf der Generalversammlung im vergangenen März herrschte Aufbruchstimmung. Nach dem Parteiaustritt des spätestens seit den Kollektivvertragsverhandlungen für Gemeindeangestellte in Ungnade gefallenen Dan Codello und der Wahl des verjüngten Vorstands spürte die Escher LSAP wieder Aufwind. „Mär sinn Esch“, skandierte die frisch gekürte Sektionspräsidentin auf der Generalversammlung.

Doch damit ist es nun vorbei. Am Mittwoch wurde die Escher Hoffnungsträgerin als neue Ministerin für Inneres und Chancengleichheit vereidigt. In ihrer Lokalsektion hinterlässt sie eine sehr große Lücke. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren verliert die Escher LSAP eine Spitzenpolitikerin an die Regierung.

Der 35-jährige Jeff Dax wird Taina Bofferding am Freitag „rechtmäßig“ im Gemeinderat beerben. Er ist (noch) kein Hoffnungsträger und unter anderem wegen seiner Nähe zu Codello in der Sektion nicht unumstritten. Eine Nachfolgerin für Bofferding ist kurz- bis mittelfristig nicht in Sicht. Die nächstgewählte Frau, Joëlle Pizzaferri, liegt immerhin noch sechs Plätze hinter Jeff Dax. Wie nach dem Weggang von Lydia Mutsch wird auch diesmal wohl wieder Vera Spautz vorübergehend in die Bresche springen und Verantwortung übernehmen. Ab Freitag ist sie die einzige Frau, die für die LSAP im Escher Gemeinderat sitzt.

Präsidentin der Escher Sektion wird Taina Bofferding wohl vorerst noch bleiben. Ihr Mandat geht noch bis März 2020. Bis dahin sollten die Sozialisten sich unbedingt um ihre Nachfolge kümmern. Ansonsten könnte ihr Albtraum, die CSV werde noch die nächsten 20 Jahre in Esch regieren, tatsächlich wahr werden.

roger wohlfart
7. Dezember 2018 - 10.11

Das ist das Problem , nicht nur bei den Sozis, bei den meisten Parteien : es fehlt einfach an kompetenten Personen vor allem im Nachwuchsbereich.