Notwendige Einsicht

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Lucien Montebrusco geht in seinem Editorial darauf ein, warum sich der öffentliche Dienst öffnen sollte.

Ist es ein Zeichen von Mut, von Unvorsichtigkeit oder von kalkuliertem Risiko? Knapp ein Jahr vor den nächsten Parlamentswahlen legt sich Innenminister Dan Kersch (LSAP) mit dem öffentlichen Dienst an. Für jeden Politiker ein gefährliches Unterfangen, womöglich sogar politisches Harakiri. Ausgerechnet bei der Feier zum 50. Jubiläum des Dachverbandes der Gewerkschaften der Staatsbeamten und -angestellten CGFP schlug Kersch vor, den öffentlichen Dienst für in Luxemburg lebende Nicht-Luxemburger weiter zu öffnen.

Der Vorschlag stößt bei der CGFP nur auf wenig Gegenliebe. In die Haare gerieten sich insbesondere Kersch und die Vertreter der Gefängniswärter. Letztere wollte der Minister so verstanden haben, als seien sie seinem Vorschlag nicht abgeneigt, was jedoch nicht ganz der Wahrheit entspreche, so die Betroffenen. Gemäßigter reagierte der Dachverband selbst. Man verschließe sich keiner Öffnung, solange der Betreffende die luxemburgische Sprache beherrsche. Alle hoheitsrechtlichen Bereiche müssten jedoch von Beamten mit luxemburgischer Nationalität besetzt werden.

Die Aufregung um Kerschs Vorschlag scheint überzogen. Immerhin stellen Nicht-Luxemburger seit der Öffnung des Staatsdienstes im Jahr 2009 rund zehn Prozent der Mitarbeiter. Und das nicht ohne Grund. Bis zur Öffnung des öffentlichen Dienstes musste das staatliche Informatikzentrum mangels Luxemburger Fachkräfte Arbeiten an Privatunternehmen outsourcen. Später dann wurden die gleichen Experten beim Staat eingestellt, führte Kersch als Beispiel an. Den Vorteil von Nicht-Luxemburgern weiß auch die Armee seit Jahren zu schätzen.

Interessant in dieser Diskussion ist der Hinweis auf die hoheitsrechtlichen Bereiche, die laut CGFP unbedingt mit „echten“ Luxemburgern besetzt werden müssten. Fällt die Landesverteidigung etwa nicht darunter? Oder die Gewährleistung höchstmöglicher Sicherheit der digitalen Netze, und das insbesondere in einem Zeitalter zunehmender Vernetzung von Verwaltungen, Energieversorgung, Haushalten, Unternehmen? In Zeiten von Malware und Cyberattacken, die den gesamten Staatsapparat buchstäblich lahmlegen könnten, müsste die Netzsicherheit oberste staatliche Pflicht sein und folglich eine hoheitsrechtliche Frage erster Güte.

Dass man alles, was mit Steuereinnahmen und Polizei zu tun hat, darunter versteht, mag einleuchten. Aber warum dürfen nur Beamte mit Luxemburger Pass die Steuererklärungen der Untertanen prüfen? Ist diese Arbeit etwa verantwortungsvoller als jene medizinischer Spezialisten, die in Luxemburgs Krankenhäusern oftmals von Fachkräften ohne Luxemburger Pass geleistet wird? Ist die Gesundheit der Bürger weniger wichtig als die korrekt ausgefüllte Steuererklärung?

Vor nicht allzu langer Zeit noch durften nur luxemburgische Bürger die Post austragen. Heute arbeiten etliche Nicht-Luxemburger beim Postunternehmen. Ist diese Arbeit deshalb unzuverlässiger oder gar von geringerer Bedeutung geworden?

Kerschs Vorstoß war wohl kaum ein „coup de tête“ oder gar eine Provokation. Er hat einfach pragmatische Gründe. Es sei schwierig, ein Land mit 600.000 Einwohnern (tagsüber annähernd 900.000) mit einem Staatsdienst zu verwalten, der aus einem Potenzial von 300.000 Menschen rekrutiert, so Dan Kersch (s. Tageblatt vom 14.11.2017). Rein rechnerisch wäre das durchaus machbar: Jeder Luxemburger wird Staatsbeamter ab Geburt. Nur, ob daraus später der benötigte Spezialist wird, den der Staatsapparat dringend braucht, wagen wir zu bezweifeln.

Mick
22. November 2017 - 17.10

Lieber GuyT, wenn der Staatsdienst nur Mitarbeiter einstellen würde die die notwendigen sprachlichen Qualifikationen in den von Ihnen aufgelisteten Sorachen hätten, dann würden viele von den heutigen Beamten nicht im Staatsdienst arbeiten, da die Qualifikationen bei vielen in Französisch wohl kaum ausreichend sind und vom Englischen ganz zu schweigen!

GuyT
22. November 2017 - 13.51

Für den Staatsdienst kommen nur Mitarbeiter in Frage die die notwendigen sprachlichen Qualifikationen haben also 3(D,F;E) &lux. Erfreulicherweise sind auch etliche tolle 5-Sprachler in den Staatsdienst die noch zusätzlich eine Sprache beherrschen. Auch dies ist ein Grund warum internationale Firmen und Banken unser Land schätzen und viele kluge ausländische Mitbewohner ihre Kinder lieber in die trad. lux. Schule zu schicken anstelle an die ISL und Co. Dieser Sprachenvorteil wird immer wieder unterschätzt und sollte in National Branding noch mehr hervorgestrichen werden und auf keinen Fall durch Oeffnen des Staatsdienstes an Wenig-Sprachler aufs Spiel gesetzt werden.

johnny 44
22. November 2017 - 10.56

Et wär mol eppes neies,ee Nigerianer an der Douane,ee Syrer beim Srel,een Eskimo bei der Police an ee Bayer am Steierbüro.Dat ass also dem Här Kersch séng Visioun.2018 si gottseidanck Wahlen.

Mick
22. November 2017 - 10.12

Wou ass dann den Probleem? Waat méi Auslänner déi keen Waalrecht zu Letzebuerg hun beim Staat « schaffen », emmsou einfacher gett et an der Zukunft fir eng Regierung sech nit méi vun den Staatsbeamtenwieler an hieren Famillen am Hinbleck ob déi nächst Waalen « erpressen » ze lossen!

weit
21. November 2017 - 22.31

Und wenn man vor dass kein Komma macht darf man nicht zum Staat

plappermäulchen
21. November 2017 - 21.02

jo, an wann een den Staat dann bräuch an urifft, kritt een dann och geäntwert: *en français s.v.p.*?

J.C. KEMP
21. November 2017 - 19.57

En Etablissement public ass keng Staatverwaltung: eng Uni, e Musée, d'SNCT oder de Luxairport sin zB Etablissements Publics A wéi gesicht Staatsplaaze si, beweist de Mangel u Kandidaten am Enseignement, wou se mol d'Halschent vun dene Kandidaten hate, wéi se gebraucht hätten. (Und, vor 'dass' steht ein Komma!)

Wat dann elo??
21. November 2017 - 17.21

De @ Jemp schreift - Tatsache, dass man bei gleicher Ausbildung anderswo mehr verdienen kann, als beim Staat an de @ weit seet - Jede Studie zeigt dass die Gehälter beim Staat weit über dem Durchschnitt liegen @ weit - Erkläert dach emol wei e kann un der Wourecht zweiwelen w.e.g

Serenissima, en Escher Jong
21. November 2017 - 16.26

Das Problem dass viele zu ignorieren scheinen, ist auch dass wenn nicht- Luxemburger einige hohen Jobs ergattert haben, dass sie nur andere Ausländer einstellen lassen und die Luxemburger einfach abweisen oder rausekeln....z.B Abtei Neumünster oder Cargolux sind da Paradebeispiele...

weit
21. November 2017 - 11.13

Also ich möchte gerne mal die Wahrheit bezweifeln es gebe nicht Kandidaten für Staatsposten .Aus Erfahrung weiss ich dass wer sich auf Govjobs anmeldet überhaupt keine Antwort bekommt. Die Behauptung von Kersch betreffend der Informatik des Erziehungsministerium ist falsch da qualifizierte Luxemburger an dieser Dienstelle abgelehnt wurden .Oft werden Jobs so ausgeschrieben dass nur eine Person in Frage kommt. Jede Studie zeigt dass die Gehälter beim Staat weit über dem Durchschnitt liegen und der Kandidaten Mangel eine Geschichte ist die uns zum weinen bringen soll.Und EU Bürgern steht der öffentliche Dienst so weit offen dass verschiedene Etablissements publics schon von Frontaliers beherrscht werden.

Jemp
21. November 2017 - 10.12

Nein, Herr Montebrusco, das Rekrutierungsproblem beim Staat hat ganz allein 2 Gründe: 1. Der unsinnige 80/80/90-Stage 2. Die Tatsache, dass man bei gleicher Ausbildung anderswo mehr verdienen kann, als beim Staat. Auch wenn jetzt einige Beamtenhasser sich jetzt vor Wut die Haare ausreissen werden, aber das sind die einzigen Gründe.

Marius
21. November 2017 - 10.10

Der Luxemburg Zwergstaat ist kein normaler Staat, Herr Serenissima, müsste ihnen doch aufgefallen sein. Somit dürfen sie Luxemburg nicht vergleichen mit anderen Staaten. Zum einen gibt es hierzulande mehr als 50 % Ausländer und 200.000 Pendler. Reif für das Guiness Book of records! Mehr als jeder zweite ist beim Staat beschäftigt , die Staatspensionäre nicht mit inbegriffen, das wären etwa 30.000. Auch dies sind Weltrekorde. A propos Luxemburger Wähler, da gäbe es eine lange Geschichte zu erklären. Doch das möchte ich mir für ein andermal aufbewahren. Also was wollen sie uns mitteilen. Wollen sie etwa die Luxemburger Festung für Staatsbeamte ausbauen und der CGFP Schiessscharten gegen die Auslänger empfehlen.

Marius
21. November 2017 - 9.50

Auch ich versuche meiner Freundin zu gefallen, kriege aber keinen Dank dafür. Irgendwie normal, nicht wahr? Sollten sie auch eine Freundin haben, dürfen sie's gerne ausprobieren. Selbstverständlich hat das Verhältnis zur EU einen ganz anderen Stellenwert. Neben Deutschland ist Luxemburg der grösste Profiteur im System und beide betrachten die anderen Länder als ihre Milchkühe und ihre Sponsoren. Wie lange diese sich das noch bieten lassen, ist nur eine Frage der Zeit. Das bin ich mir sicher.

Serenissima, en Escher Jong
21. November 2017 - 7.47

Auch in anderen EU Ländern ist der Staatsdienst nur den eigenen Staatsangehörigen vorbehalten mit einigen wenigen Ausnahmen: in keinem EU werden so viel Ausländer beim Staat beschäftigt als in Luxemburg also sollte man den Vorschlag von Kersch einfach sang und klanglos abschmettern....und in einem Jahre werden wir ja sehen was die Wähler von diesem Vorschlag halten werden..