Mojito und Humpen

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Am Wochenende fand auf Kirchberg das 35. „Migrations, cultures et citoyennetés“-Festival statt, wo man sich vom Kulturenreichtum unseres Landes ein Bild machen konnte, sofern man offen für fremde Kulturen ist. Wie der Zufall es so will, gab die Initiative „De Wee2050“ am Tag des Festivalbeginns eine Kooperation mit der ADR bekannt. Die Hauptsorgen der Vereinigung, die vor den Referenden von 2015 als „nee2015“ gegründet wurde, gelten dem Wachstum des Landes und der Zukunft unserer Sprache: „D’Zukunft vun der Lëtzebuerger Sprooch mat engem richtege Gläichgewiicht tëschent dem Däitschen, Engleschen a Franséischen, wéi och den onkontrolléierte staarke Wuesstem, sinn déi zwee wichtegst Theme fir d’Zukunft vun eisem Land an enger Zäit vu Wiessel.“

Wie bitte? Das sollen die zwei wichtigsten Themen für die Zukunft unseres Landes sein? Nun, das mit dem unkontrollierten Wachstum könnte stimmen, aber das ist keine Neuigkeit, und mittlerweile scheint sich diese Überzeugung parteiübergreifend zu etablieren (was aber nicht bedeutet, dass den Gedanken auch Taten folgen). Doch die Zukunft unserer Sprache als gleichwertiges Thema neben ein unkontrolliertes Wachstum zu stellen, ist – gelinde gesagt – ein klein wenig übertrieben, um nicht zu sagen „starker Tobak“. Ohne den richtigen Gebrauch der luxemburgischen Sprache gebe es keine richtige Integration, behauptet „De Wee2050“. Das ist wohl eher eine Sache des Standpunkts.

Wenn man mit jemandem das erste Mal ins Gespräch kommt, fragt man in der Regel zuerst, woher er/sie stammt und was er/sie arbeitet. Wohl stimmt es, dass Identität viel mit Sprache zu tun hat, die Integration in eine Gesellschaft jedoch läuft – so wagen wir zu behaupten – größtenteils über die Arbeit. Man ist wer in der Gesellschaft, wenn man arbeitet: Arbeitslosigkeit führt zur Ausgrenzung, nicht die „falsche“ Sprache.

Und was bitte soll „richtiges Gleichgewicht“ zwischen den Sprachen bedeuten? Eine Sprache ist lebendig (außer solche wie Latein oder Ruthenisch selbstverständlich) und alles Lebendige ändert sich im Laufe der Zeit. Sprachen bilden da keine Ausnahme. Sie durch Gesetze zu schützen, hat in der Regel begrenzten bis keinen Erfolg. Die Beliebtheit einer Sprache wird auch durch soziologische und ökonomische Faktoren beeinflusst; nicht jeder lernt Luxemburgisch, weil er Michel Rodange toll findet, manchmal stehen ganz simple wirtschaftliche Gründe dahinter. „De Wee2050“ sieht unsere Sprache in Gefahr, vermeidet aber sorgfältig, das Wort zu benutzen; es wird impliziert. Durch die Juxtaposition des Problems mit dem unkontrollierten Wachstum der Bevölkerung ist jedoch klar, wer die Sprache gefährden soll. („Wou sollen déi 500.000 nei Awunner iwwerhaapt hierkommen?“, fragt „De Wee2050“).

Unsere Sprache verdient es gewiss, gefördert zu werden, doch wahren sozialen Sprengstoff stellen wohl eher fehlender Wohnraum und Arbeitslosigkeit dar. Sprache ist Kultur, ergo ist Mehrsprachigkeit mehr Kultur, was auch den Reichtum eines Landes ausmacht. Davon konnte man sich am Wochenende in der Luxexpo überzeugen.

René Charles
8. März 2018 - 17.48

Dee Witz huet ee Bart, as awer ëmmer mol gutt fir een Zweck ze erfëllen.

Koneczny
6. März 2018 - 19.48

(T) ==> Arbeitslosigkeit führt zur Ausgrenzung, nicht die “falsche” Sprache. Dach, bei mir secherlech. (T) Sie durch Gesetze zu schützen, hat in der Regel begrenzten bis keinen Erfolg. ( Die Sprache ) Probéieren d'Sprooch duerch Gesetzer ze verbidden huet awer och keen Erfolleg....

Josiane
6. März 2018 - 16.25

"Wenn man mit jemandem das erste Mal ins Gespräch kommt, fragt man in der Regel zuerst, woher er/sie stammt und was er/sie arbeitet." Jo, ech hunn engem Här vun der ADR d'lescht nogelauschtert, wéi hien e schwaarze Matbierger gefrot huet vu wou deen hierkoum. Den huet geäntwert: "Vun Déifferdeng!" Ech konnt bal net méi, wéi ech dem säi Gesiicht gesinn hunn.

Josiane W.
6. März 2018 - 13.00

Et wonnert mech guer nët datt dén Här do ausgerechent bei déi Partei do ënnerdag kënnt.