Medienkritik tut gut …

Medienkritik tut gut …
Dhiraj Sabharwal (Foto: Editpress)

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... aber nicht, wenn sie um „Fake News Awards“ kreist, findet Tageblatt-Chefredakteur Dhiraj Sabharwal.

Wie feiert man sein einjähriges Amtsjubiläum am besten? Richtig: mit den eigens kreierten „Fake News Awards“. So in etwa könnte die dunkle, verkrustete, greisige, autoritäre Logik von Medienprofi und Hobbypräsident Donald Trump funktionieren. Kein Satiriker dieser Welt hätte sich vor seinem Amtsantritt ausmalen können, mit welchen hirnrissigen Fake Events Trump die Öffentlichkeit vor sich hertreiben würde.

Es gelingt dem amtierenden US-Präsidenten wie fast keinem anderen Politiker auf der Weltbühne, durch seinen unterirdischen Stil eine Medienöffentlichkeit zu schaffen, die sich vor allem auf seine Ausreißer konzentriert, statt sich mit politischen Inhalten auseinanderzusetzen. Und genau dieses Element ist die wichtigste Waffe, die sich Trump im Gegensatz zu vielen seiner Amtsvorgänger zu eigen gemacht hat: Er ist das Produkt einer kaputten Medienwelt und weiß nur allzu gut, wie er diese zu bedienen hat, um seine eigene Klientel zufriedenzustellen und die dafür nötigen Feindbilder aufzubauen.

Das eigentlich Tragische an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die ohnehin seit Jahrzehnten global quasi inexistente Medienkritik mittlerweile von Populisten aller Couleur monopolisiert wird. Dies führt wiederum dazu, dass jegliche sinnvolle und teils bitter nötige Kritik an den unterschiedlichen Mediensystemen rund um die Welt – die oft an den gleichen Problemen leiden – als Angriff auf die Medien-, Meinungs- und Pressefreiheit wahrgenommen wird.

Im Falle Trumps und ähnlich vulgär agierender Politiker stimmt dies auch. Selbst wenn er punktuell bei seinen Hinweisen auf Falschmeldungen recht hat, benutzt er die leere Worthülse „Fake News“ vor allem als feiges Angriffsmittel auf Gegner aus Politik, Journalismus, der Zivilgesellschaft, seinem inneren Führungsteam – also auf so ziemlich jeden Kritiker.

Allerdings muss sich auch die Journalistenzunft die Kritik gefallen lassen, dass es sich zwar oft nicht um „Fake News“, dafür aber einfach um miserablen Journalismus oder zumindest „bad news“ handelt. Da hilft auch kein Wiederholen der ewig gleichen Floskeln des „Vertrauen wiedergewinnen“ und „mehr Lesernähe wagen“, wenn sich nicht an die eigene Nase gefasst und die Frage gestellt wird, wieso eigentlich dieses Vertrauen enttäuscht wurde und die Nähe verloren ging.

Journalismus, der einer gesunden Gesellschaft eine gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion sowie die gegenseitige Beobachtung erlaubt und dadurch Forumcharakter hat, ist das beste Mittel gegen „Fake News“-Angriffe, aber auch gegen den oft lächerlich oberflächlichen Journalismus, den viele nicht mehr von ernst zu nehmenden Publikationen unterscheiden können.

Gerade deshalb muss der integrative Charakter von Journalismus darin bestehen, sich einer ernst gemeinten Wahrheitssuche zu verpflichten. Wer mündigen Lesern verspricht, stets objektiv zu sein oder immer die Wahrheit zu kennen, wird nie das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen. Denn ähnlich wie ein Forscher kann ein Journalist eben nicht immer alle Details und Wahrheiten herausfinden. Ist dies transparent und der Journalist bereit, Karl Poppers Falsifikationsprinzip anzuwenden, sind „Fake News Awards“ schlecht besuchte Events …

 

armand
20. Januar 2018 - 21.03

jede zeitung hat seine eigene richtung, links, rechts.neoliberal. alles läuft nach der methode: wessen brot ich fress, dessen lied ich sing. beispiel? chef-redakteur beim LW. einem "abtrünnigen" TB schreiber würde es auch nicht besser ergehen.

Jürgen Klute
20. Januar 2018 - 15.58

Ich teile Ihre Position. Aber eine Frage lassen Sie unbeantwortet: was muss wer tun, damit Journalismus sich so verändert, wie Sie es zum Ende Ihres Artikels skizzieren?

Jürgen Klute
20. Januar 2018 - 15.54

Das ist aber ein Problem auf der Leser*innenseite, zu glauben, dass es objektive Artikel gibt. Jeder Artikel ist aus einer bestimmten Perspektive geschrieben. Die Frage ist nur, ob ein Journalist / eine Journalistin seine / ihre Position offengelegt und offen damit umgeht oder den Eindruck zu erwecken versucht, objektiv zu sein. Und ob er / sie seine / ihre Position mit Argumenten unterlegt oder nur eine Meinung in den Raum wirft und diese als objektive Wahrheit ohne weitere Begründung verkaufen will. Es liegt auch am Leser und an der Leserin, ob sie sich das verkaufen lässt oder einfach mal auf Argumente besteht.

Scholnier
19. Januar 2018 - 17.17

Vielleicht fehlt vielen Journalisten heute der Mut , sich der Kritik zu stellen, den politischen Leitlinien der an der Macht weilenden Politiker zu trotzen.Wer will sich schon den Ast absägen auf dem er sitzt.Da sind doch Fake oder Bad News willkommener Anlass den politischen Kontrahenten den Marsch zu blasen oder Andersdenkende im Morast der heutigen Politik zu ertränken.Was nun den mündigen Leser angeht, obliegt ihm die Qual und Wahl noch objektive wie unparteiische Artikel im Mediendschungel zu orten, obschon solch Artikel immer mehr unter Artenschutz zustellen sind , da das Unkraut parteinehmender Artikel diesen Mediendschungel immer mehr überwuchert.