Herrin der sieben Meere

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Auf welchem Kurs sich die HMS Brexit zurzeit in rauer See befindet, weiß wohl so recht niemand. Auch und gerade in London nicht. Vor allem scheinen sich Admiral May und ihre Leichtmatrosentruppe keinen Deut um die zahllosen Klippen, Untiefen, Minen und Torpedos zu scheren, welche ihrer allerorten harren.

Viel lieber sprechen sie unter Absingen zünftiger Shanties einer ordentlichen Buddel Rum zu und vertrauen für den Rest darauf, dass all das schon irgendwie halbwegs glücklich ausgehen wird. Schiffbruch ist in ihrem Drehbuch nicht vorgesehen.

Denn Britannia rules the waves. So war es schon zu Zeiten der ersten Elizabeth und ihres Sir Francis Drake und so soll es auch bleiben. Wenn man der offiziellen Propaganda Glauben schenkt. Und so ist es wohl kein Zufall, dass diese dieser Tage eine heftige navale Schlagseite aufweist.

Großbritannien riskiert wg. Brexit bald enorme wirtschaftliche Probleme an der Backe zu haben, für welche die politisch Verantwortlichen ganz offensichtlich keine Lösung parat haben. Dies dem Volke zu beichten, dafür sind sie natürlich zu feige, also muss die Plebs abgelenkt werden.

Und zur Ablenkung gibt es kein probateres Mittel als eine ordentliche Dosis Jingoismus.
Vor wenigen Tagen stellte Ihrer Majestät Navy in der Tat das größte Kriegsschiff ihrer Geschichte in Dienst: Die Queen Elizabeth verdrängt 70.500 Tonnen und ist somit – Hurra! Hurra! Hurra! – rund 70% größer sowohl als das Hunnen-Schlachtschiff Bismarck als auch der FrogsTräger Charles de Gaulle.

Der First Sea Lord, Sir Philip Jones, meint sogar, in dem Pott der „Verkörperung Britanniens in Stahl und Geist“ ansichtig werden zu können, und seine Chefin May verkündete feierlich, sie vermöge darin „ein klares Signal dafür, dass Britannien eine neue, positive, selbstsichere Rolle auf der Weltbühne schmiedet“, zu erblicken.

So geht Propaganda: Durch die rücksichtslose Politik der Tories droht der britischen Volkswirtschaft aus schierer Mutwilligkeit schwerster Schaden zugefügt zu werden und Abertausende Briten darob ihre Jobs zu verlieren.

Doch die Regierenden wollen wohl das Volk glauben machen, dass man mit einer schimmernden Flotte Glanz und Gloria des verblichenen Imperiums wieder auferstehen lassen könne. Nebst einem damit unausweichlich einhergehenden Zeitalter des ökonomischen Überflusses.

Patriotisches Gedöns und chauvinistische Klimmzüge als Ersatz für eine verantwortungsvolle Politik. Die Methode ist so alt wie die Menschheit, aber darum nicht weniger verwerflich.

Und Admiral May könnte am Ende viel eher als ein Byng denn als ein Nelson in die Geschichtsbücher eingehen.

GuyT
6. September 2017 - 11.04

Nach dem Austritt gelten WTO Regeln, die zwar nicht so vorteilhaft für die EU und GB sind aber trotzdem eine solide Basis für Handel darstellen. Natürlich werden die Briten einen Preis zu zahlen haben für das Wiedererlangen ihrer Souveränität, aber langfristig ist nicht klar wer als lachender Gewinner da steht. Als Beispiel kann man sich Island ansehen welches ohne sich um EU Vorgaben zu kümmern in nur 10 Jahre alleine aus der Krise schaffte. Fraglich ist auch, welche Leichen man nach den Wahlen in Deutschland im Keller entdeckt, von den tickenden Zeitbomben in Italien und Griechenland ganz zu schweigen.

Marius
24. August 2017 - 18.47

Freier Handel führt dazu, dass mehr Waren im- und exportiert werden. Dadurch steigen das Bruttoinlandsprodukt und der Wohlstand. Verlässt Großbritannien die EU endgültig, geht das mit einer Einschränkung des freien Handels einher und mit einem geringeren Wohlstand für die Untertanen ihrer "Majesty". Daher werden unsere Freunde jenseits des Ärmelkanals bald schon wieder zu den Urnen gehen und darüber entscheiden ob die vorhergehende Wahl rechtkräftig werden soll. Wenigstens 80 % werden ein lautstarkes "JA" zur EU abgeben. Dabei gehe ich jede Wette ein.

Jeannosch
24. August 2017 - 7.24

@Johnny44: Ich bin kein Freund von Monarchien, allerdings diese durch ein Präsidialsystem zu ersetzen, das bekanntlich auch etliche Sümmchen verschlingt, scheint mir sinnlos.Also lassen wir dem Bürger die Befriedigung am Glanz der Monarchie, es sei denn man fände einen Präsidentn wie "El Pepe" ,der auf sein Gehalt verzichtet, mit seinem Kleinwagen zur Arbeit fährt .

Johnny44
23. August 2017 - 18.57

Ganz einfach:Die Seifenopermonarchie abschaffen,dass würde das Volk schon an Steuergeld um einige Millionen Pfund entlasten,denn was bringt ihnen die Monarchie noch heute?

Jeannosch
23. August 2017 - 18.20

@Horst: Wenn es schlichtweg am Geld fehlen sollte, werden die Briten schon Wege finden sich dies beim Bürger zu besorgen.

H.Horst
23. August 2017 - 17.54

Die Rolle, die GB nach Ways Absicht spielen soll, ist zwei Nummern zu gross für das Rest-UK. Globale militärische Präsenz, in Anlehnung an vergangene Glorien, kann sich GB schlicht nicht leisten.

MarcL
23. August 2017 - 12.25

@Jeannosch Oh wie wahr. Und dass ausgerechnet Kriegsmaterial eine bessere Zukunft symbolisieren soll ist schon sehr abwegig.

Jeannosch
23. August 2017 - 8.21

Mir scheint es unwahrscheinlich, daß die Briten enorme wirtschaftliche Probleme nach dem Austritt an der Backe haben .Das Kapital wird schon wachen damit seine Schäfchen nicht abhanden kommen.In den Nachrichten werden wir schön lesen, wie hart und zäh die Austrittsverhandlungen geführt werden, Kompromisse werde man keine machen, geschweige extra Würste für die Briten backen. Hinter den Kulissen hat man sich dann schon lange geeinigt, unsere Politiker haben im Interesse des Kapitals verhandelt, gehandelt, die Vierte Macht im Staate klatscht Beifall und der Bürger freut sich über den europäischen Zusammenhalt.Nun mag ich wohl überspitzt die Situation beschrieben haben, aber im Endeffekt hätte dieser Brexit ein Neuanfang sein können .Die Politik hat den Warnschuß der Bürger überhört, hätte es einen Neuanfang für ein soziales, gerechtes Europa sein können.Ein Europa der Bürger, für die Bürger und nicht ein Europa im Interesse des Kapitals, der Bourgeoisie.