Geist der Guillotine

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„C’est à ce moment que je vois qu’il commence vraiment à réaliser que c’est fini – qu’il ne peut plus échapper –, que c’est là que sa vie, que les instants qui lui restent à vivre dureront tant que durera cette cigarette.“

Viel zu oft vergisst man, wie jung die Errungenschaften unserer halbwegs zivilisierten Zeit sind. Denn das obige Zitat stammt von der Richterin, die jenen Franzosen dabei beobachtete, der auf seinen Tod per Fallbeil wartete. Er starb gegen 4.40 Uhr, hingerichtet durch den Staat, präziser: durch eine Guillotine. Was heute völlig absurd, ja barbarisch wirkt und vor allem an den IS erinnert, liegt nur eine Generation zurück. Ein Land, das sich immer wieder als „pays des Lumières“ bezeichnet, hatte es 1977 immer noch nicht fertiggebracht, die Todesstrafe abzuschaffen. Es sollte vier weitere Jahre dauern, bis unter dem damaligen Präsidenten François Mitterrand und seinem Justizminister Robert Badinter ein Schandfleck der westlichen Unzivilisiertheit der Vergangenheit angehörte. Selbst Luxemburg hatte den Sprung zwei Jahre früher geschafft.

Dass die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich dieses Wochenende nicht wie so oft mit großen Feierlichkeiten und dem üblichen Pomp verbunden ist, gehört eindeutig in die Kategorie verpasste Chance. Denn in einer Welt, in der die Hinrichtung durch den Staat immer noch von selbst ernannten zivilisierten Nationen wie den USA angewendet wird und NATO-Staaten wie die Türkei mit ihrer Wiedereinführung liebäugeln, sollte sich ein Land wie Frankreich daran erinnern, weshalb es diesen wichtigen Schritt vollzog. Was im EU-Sprech „acquis“ heißt, ist mehr als nur eine Errungenschaft. Denn welcher Rechtsstaat kann allen Ernstes als solcher durchgehen, wenn er seine eigenen Bürger tötet und dies im Strafgesetzbuch auch noch verankert? Die Absurdität, Menschen im 21. Jahrhundert zu enthaupten, könnte nicht größer sein. Vor 40 Jahren gehörte dies – etwas mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – in unserem Nachbarland zum guten Ton. Die Hinrichtung per Guillotine.

Gerade deswegen sind die aktuellen Entwicklungen in der Europäischen Union und rund um den Globus so gefährlich. Wer immer noch nicht begriffen hat, dass Kräfte am Erstarken sind, die sich eine Welt zurückwünschen, in der nach Belieben geköpft, erhängt, erschossen und gesteinigt werden kann, wird sein blaues Wunder erleben. Denn man muss nicht mehr nur nach Saudi-Arabien blicken, um darauf hinzuweisen, dass wir in einer Zeit leben, in der Menschen immer noch per Schwert hingerichtet werden. Selbst die amerikanischen Moralapostel haben mittlerweile einen Präsidenten, der seine Polizeikräfte offen zu mehr Gewalt auffordert, protestierende Afroamerikaner daran erinnert, dass man sie vor Jahrzehnten krankenhausreif geprügelt hätte, und Signale des Hasses in die Welt schickt: In der Trumpschen Ära sind Menschenrechte und die Errungenschaften progressiver Kräfte stärker denn je unter Beschuss. Umso intensiver muss der Widerstand gegen jene sein, die sich die Zeiten des Fallbeils und der westlichen Barbarei zurückwünschen.

Factchecker P
11. September 2017 - 19.30

Ech hunn dat emol zesumme gezielt. Vun den 14 vote "contre", waren der 3 vun der CSV, 5 vun de Sozial-demokraten (gëtt et net méi) a 6 vun der DP. Zu der CSV: 15 Voten, dovunner 4 derfir, 3 dergéint an 8 Enthalungen (3 Deputéiert schengen net do gewiecht ze sinn). Zu der DP: 14 Voten, dovunner 7 derfir, 6 dergéint an 1 Enthalung. D'Kommunisten hunn all derfir gestëmmt, an d'LSAP bis op eng Enthalung och. Interessant fannen ech, dass DP deelweis dergéint stëmmt obwuel se an der Regierung waren. Als Konklusioun kann een also der CSV (net alleng) de schwaarze Péiter zouschreiwen. Erwähnenswäert ass awer dass och d'Astrid Lulling (deemools nach bei de Sozialdemokraten) dergéint gestëmmt huet.

Een Toopert vu Lezebuerg
11. September 2017 - 19.06

Was ist Panzerschokolode

Luxusbutger
11. September 2017 - 18.29

@Student Waren Sie aktiv im Ersten und Zweiten Weltkrieg? Oder Sind Sie ein Spion? Panzerschokolade ist ohne Relevanz für mich

Volksgeist
11. September 2017 - 17.45

@Student Erklären Sie uns dies mit der Panzerschokolode Wir haben nicht alle Ihr Wissen?

Student
11. September 2017 - 17.24

Ich liege wohl nicht so falsch mit der Panzerschokolade ; )

jang_eli
10. September 2017 - 17.40

Merci Max. Just als kleng "geschichtlech" Erennerung un déi vun der CSV déi sech elo sou "fortschrëttlech" gin an hei ans do vergiessen wéi et deemols "an der gudder aaler Zäit" war.

Max
10. September 2017 - 16.19

De Link vun virdrun funktionnéiert anscheinend net... Dofir deen hei: http://www.chd.lu/wps/PA_ArchiveSolR/FTSShowAttachment?mime=application%2ftif&id=191317&fn=191317.tif

Max
10. September 2017 - 16.16

Ont voté oui: MM. Krier, Meintz, Meis, Prussen, Regenwetter, Rippinger, Santer, Schaffner, Schlechter, Urbany, Wehenkel, Ackermann, Backes, Bernard, Mme Bigelbach-Fohrmann, Birtz, Bisdorff, Boden, Brebsom, Van den Bulcke, Burger, Dondelinger, Dupong, Duprel, Mme Flesch, MM. Hansen; .Haupert, Hengel, Hildgen, Kirsch, Knauf, Konen. Ont voté non: Mme Lulling, MM. Margue, Mart, Mme Thyes-Walch, MM. Urwald, Winkin, Bousser, Cravatte, Elvinger, Eyschen, Hellinckx, Hurt, Schleimer (par M. Bousser) et Wagner (par M. Eyschen). Se sont ahstenus: MM. Mosar, Spautz, Wantz, Werner, Wolter, Abens, Bollendorf, Gerson, Glesener, Juncker. Le projet de loi portant abolition de la peine de mort a donc été approuvé par 32 voix contre 14 avec 10 abstentions. Quell Chambre des Députés, ganz ënnen op der Säit: http://www.chd.lu/wps/portal/public/Accueil/TravailALaChambre/Recherche/RechercheArchives/!ut/p/z1/nZC7DoJAEEW_hS_YYXiXvDK7QEDABdzGUBESRQvj92uIhTQrcbqbnHMzuUyxgallfM7T-Jhvy3h555Nyz-hzHpbpEakqUghl4ucZHEziDutXIMGka4SN4McBgqC6yGPTAWotpvb4sLkQogYjC4Aq_Mf_btrnawClr--ZWhHdAluAvNoGzNLMk21pUeB-AN0Gv764X6WUA8xiMowX6GTAgg!!/dz/d5/L0lDU0lKSWdrbUEhIS9JRFJBQUlpQ2dBek15cXchLzRKQ2lqb01MdEJqZFJQWVZERUEhL1o3XzI4SEhBTkVUMkdPTEUwQVVEOEtKMFAxOFU3LzA!/?PC_Z7_28HHANET2GOLE0AUD8KJ0P18U7019404_action=document&PC_Z7_28HHANET2GOLE0AUD8KJ0P18U7019404_secondList=&PC_Z7_28HHANET2GOLE0AUD8KJ0P18U7019404_selectedDocNum=37#Z7_28HHANET2GOLE0AUD8KJ0P18U7

Marlyse
10. September 2017 - 12.02

Hat anscheinend auch irgendwie etwas mit modernen "Raubrittern" zu tun, dies sollte gegenfalls näher analysiert werden, wer will schon Haus und Hof verkaufen um seinen ach so gut "gewillten" und politisch angesehenen Anwalt bezahlen zu können um dann festzustellen, dass man von ihm aufs Gröbste im Stich gelassen wurde.

jang_eli
10. September 2017 - 12.01

Haben die CSV Abgeordneten im Parlament dem Gesetz zur Abschaffung zugestimmt ?? Nicht alle, oder erinnere ich falsch ?

KTG
10. September 2017 - 11.27

"Unter einer CSV geführten Regierung hätte es wesentlich länger gedauert." Oder es wäre noch immer nicht geschehen... Unterdessen brüllen die CSV-Wadenbeißer die Foren voll, wie schrecklich es ist, dass die arme CSV doch gerade nicht regiert und ihren Anspruch auf die Rolle der Staatspartei ausleben darf...

Marius
10. September 2017 - 9.59

Letzte Hinrichtung: Februar 1949. Abschaffung der Todesstrafe: 20 Juni 1979 unter der Regierung Gaston Thorn. Loi sur l'abolition de la peine de mort. Federführend bei der Ausarbeitung dieses Gesetzes war Robert Krieps, LSAP. Zu jener Zeit war dieser Justizminister. Unter einer CSV geführten Regierung hätte es wesentlich länger gedauert.

Dhiraj Sabharwal
10. September 2017 - 9.52

Steht alles am begleedenden Artikel, den dozou an der Zeitung war:-) Den Här Krieps gëtt do natierlech erwähnt.

Thomas
10. September 2017 - 9.42

@kleines Wuerstchen +- 350 Euro Stundenhonorar für einen Anwalt der seinen Mandanten bewusst gegen die Wand fährt?

kleines Wuerstchen
9. September 2017 - 22.12

@Dommage Hab nachgelesen: Gaston Thorn, Premier?

Dommage
9. September 2017 - 21.51

Schued dass den Artikel net erwäänt wien hei zu Lëtzebuerg Doudesstrof ofgeschaaft huet...

Peter Mutschke
9. September 2017 - 21.22

Im US-Bundesstaat Texas wo die allermeisten Todesurteile verhängt werden kostet ein zum Tode verurteilter vom Urteil bis zur Hinrichtung durch die Spritze drei mal mehr als ein Lebenslänglicher. Nachzulesen bei John Grisham (Das Geständnis)

BillieTH
9. September 2017 - 20.57

peut etre in sujet pour un referendum. nos politiciens ne sont pas capables de nous representer ds de telles questions car ils/elles obeissent tous/toutes aveuglement aux instructions des parties et le monde juridique bien pensant.

Koneczny
9. September 2017 - 19.26

Ech sinn dofir.

kleines Wuerstchen
9. September 2017 - 19.22

@Marius Wirtschaftspoker und Profitgier zieht mehr Sanktionen, Geldbussen und Anwaltskosten mit sich als Tod und Mordschlag, scheint also lukrativer zu sein. Hab auch in einem Kommentar beim TB gelesen, dass der Richterspruch bei uns zwischen den Anwaelten ausgemacht wird, von der von ihnen ausgemachten "Bonitaet" der "Kunden" abhaengt und nicht "objektiv " sei. Ich glaube und hoffe nicht dass dies stimmt, ansonsten waere eine gewaltige Reform unserer Justiz noetig.

Marius
9. September 2017 - 18.15

Laut Definition ist die Todesstrafe, die absolute Strafe für ein begangenes schweres Verbrechen. Lange Zeit hatte man auf Abschreckung gesetzt, konnte jedoch bis heute nicht erwiesen werden, ansonsten es in den USA und China fast keine Verbrechen mehr geben dürfte. Der Tod durch irgendeine Hinrichtungsart, ist laut meiner Betrachtungsweise keine Strafe im Sinne einer zu erduldenden, langen und fühlbaren Strafe. Die Jenseits Beförderten wissen nach ihrem Tode eben nicht, dass sie eines unnatürlichen Todes gestorben sind. Strafe für schlimme Verbrechen, wie Mord und Totschlag, soll ausnahmslos mit lebenslangem Freiheitsentzug geahndet werden, was bei weitem, auch in kleinen Grossherzogtum so gut wie niemals zutrifft. Hierzulande muss kein Gefangener seine volle Strafe verbüssen. Hierzulande scheint es nur mitfühlende Richter zu geben. (?) Mildernde Umstände wegen schwerer Kindheit oder unter Einfluss von Drogen und Alkohol oder wegen beschönigender Gutachten von Psys, sollten nur unter sehr besonderen Umständen in Erwägung gezogen werden. Auch eine gute Führung im "Prisong" dürfte keinen Einfluss auf die Haftdauer haben. Die in Luxemburg und Frankreich angewandte "peine compressible", um Unterbringungskosten zu reduzieren oder um Platz zu schaffen, für die Einkerkerung von neuen Verbrechern, dürfte kein Argument sein, die Haftanstalt frühzeitig zu verlassen.

Thomas
9. September 2017 - 11.57

Hexenverfolgungen und Hexenprozesse, erschauernd bis aufs Mark, gab es auch hier in der Region. Daran sollen wir uns auch erinnern und uns nicht ins Mittelalter zurueckversetzen lassen.

Fettes Marc
9. September 2017 - 10.24

In einem Nachbarland (Deutschland) hat ein grosser Führer aus den bekannten bayrischen Bierkellern gefordert, dass "Blasphemie" wieder als schwerer Straftatbestand in die Verfassung aufgenommen wird. wohl wissend dass zu jeder Zeit weltweit ein solcher Vorwurf einem Todesurteil gleichkam und heute in Ländern wie Iran, Pakistan, Saudi-Arabien oder afrikanischen Staaten immer noch ein Todesurteil ist. Blasphemie bedeutet Gotteslästerung und setzt eigentlich den Gottesbeweis voraus, ohne den Blasphemie nur ein Hirngespinst wäre. Selbst den schlimmsten Sekten wie dem Christentum und dem Islam ist bis dato dieser Gottesbeweis nicht gelungen, was diese aber nicht davon abhält, munter solch schwachsinnige Forderungen zu stellen. Die weltweite Entwicklung zeigt, mittlerweile ist wieder alles möglich.