Eine gute Investition

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Es braucht grenzüberschreitende Lösungen für grenzüberschreitende Verkehrsprobleme, findet Francis Wagner. Eine aktuelle Initiative geht den richtigen Weg.

Frankreich und Luxemburg investieren gemeinsam in die Verkehrsinfrastruktur im Grenzraum. Und das ist zu begrüßen. Zwar gerieten auf den asozialen Netzwerken ungezählte Luxemburger vor Empörung außer Rand und Band, doch es hilft alles nichts: Grenzüberschreitende Verkehrsprobleme verlangen nach grenzüberschreitenden Lösungen.
Luxemburg und Lothringen sind in einer Symbiose eng verbunden. Wären morgen keine Grenzgänger mehr da, stünden hier im Lande ganze Branchen still, während es auf der Lothringer Seite ohne die 95.000 Gehälter, die im Grand-Duché verdient werden (Tendenz stark steigend), gerade im nördlichen Rust Belt von 54 und 57 reichlich trostlos und wüst aussehen würde.

Luxemburg und Frankreich führen natürlich zähe Verhandlungen darüber, wer nun für was finanziell geradezustehen hat. Es ist aber klar, dass unser Land nicht so tun kann, als gingen uns die durch die tägliche Völkerwanderung auch auf der französischen Seite der Grenze entstehenden Probleme nichts an.

Was die Verkehrsprobleme anbelangt, so sind konsequente Investitionen in den öffentlichen Transport (ÖT) der wirksamste Weg, um Abhilfe schaffen zu können. Zwar sorgen zusätzliche Spuren auf der Autobahn kurzzeitig für Linderung, doch haben unsere amerikanischen Freunde gezeigt, dass selbst auf zehnspurigen Freeways über kurz oder lang die Fahrzeuge zu Stehzeugen verkommen. Es sei denn – und das ist im Rahmen der franco-luxemburgischen Kooperation ebenfalls vorgesehen –, man motiviert die Navetteurs dazu, Fahrgemeinschaften zu bilden und schafft Spuren, die diesen vorbehalten sind.
Zurzeit sitzen in der Rushhour in zehn Autos nur elf Menschen: Das typische Auto ist ausgerechnet in den Spitzenstunden zu 80 Prozent leer unterwegs. Eine hirnlose Verschwendung von Kapazität, die eine der Hauptursachen der immer schlimmer werdenden Staus darstellt. Säßen inskünftig in jedem Auto zwei Passagiere, würde man die Kapazität der Autobahnen auf einen Schlag um fast 80% steigern. Deshalb ist die geplante Schaffung von speziellen Covoiturage-Parkplätzen als eine äußerst sinnvolle Maßnahme zu begrüßen.

Auf der Bahn sollen Triebwagenzüge mit einem auf 1.000 Fahrgäste erweiterten Fassungsvermögen im 7,5-Minuten-Takt über den Sillon Lorrain rauschen. Im Verein mit zusätzlichen Gleisen, längeren und zusätzlichen Quais sowie einem leistungsfähigen Signalsystem werden sie die Kapazität dieser Verkehrsarterie auf 8.000 Passagiere pro Stunde und Richtung verzweieinhalbfachen.

Es liegt in Luxemburgs ureigenstem Interesse, die Pendler möglichst früh – also durch P&R-Plätze auch auf französischer Seite – „abzufangen“ und zum Umstieg auf den ÖT zu bewegen. Das kann aber nur funktionieren, wenn in der Praxis die Zuverlässigkeit des Angebots stimmt.

In der Schweizer Wirtschaftsmetropole Zürich läuft ein riesiges und extrem leistungsfähiges S-Bahn-System mit der Präzision des sprichwörtlichen Schweizer Uhrwerks. Davon sind wir in unserer Region weit entfernt: Chronische Verspätungen oder Züge, die einfach ganz ausfallen, sowie die dadurch verursachten verpassten Anschlüsse bürden den Pendlern einen täglichen Stress auf, der für viele das eigene Auto als die bessere Alternative erscheinen lässt. Allem Straßenchaos zum Trotz.
Investitionen in Bahnen, Busse, Parkplätze oder – wer weiß – einen Monorail gehen richtig schön ins Geld, doch sie werden die Lebensqualität auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig steigern. Die 120 Millionen, die Luxemburg in Lothringen investiert, werden daher mit großer Wahrscheinlichkeit gut angelegt sein.

Claude Oswald
22. März 2018 - 13.30

Die Sache mit den Fahrgemeinschaften klingt in der Theorie relativ logisch. In der Praxis kann ich mir aber vorstellen, dass viele Menschen davor zurückschrecken, fremde Personen in ihrem Auto mitzunehmen. Ich kann mir eher vorstellen, dass Besitzer von Minibussen diese Leistung im Rahmen einer öffentlichen Dienstleistung anbieten. Vielleicht tut sich hier eine Marktnische für dynamische Jungunternehmer beziehungsweise für eingesessene Busunternehmer auf. Der Minibus mit 8 + 1 Plätzen wäre sozusagen das Zwischending zwischen Auto und Bus oder Zug.

John
21. März 2018 - 23.55

Ma daat seguer zu 100% recht an gudd geäntwert .

armand
21. März 2018 - 13.42

dass "wir" nicht ungerupft aus dieser bredouille rauskommen würden war klar. aber mit diesen 120 millionen (während 10 jahre) in konkrete projekte kann man leben.... solange es kein fass ohne boden wird.

Jacques Zeyen
21. März 2018 - 8.31

Äpfel mit Birnen,Herr Scholnier. Setzen-Sechs. ...was Waffenexporte usw. anbelangt,da schenken sich die grossen Nationen nichts und AKW's abschalten um KKW's einzuschalten oder die Landschaft mit Windrädern zuzuspargeln ist auch keine Lösung.

Scholnier
21. März 2018 - 6.39

Dass der Ausbau einer Zugstrecke oder das Anlegen von P&R Parkplätzen zu begrüßen ist, widerstrebt es mir luxemburgische Steuergelder in ein Land zu investieren , wo Gewinne durch Waffenexporte die Einnahmen unseres Staates deutlich übersteigen. Ebenfalls kann man einem Land keine Steuergelder zukommen lassen, das seine Nachbarn durch ein marodes AKW Gefahren aussetzt und nicht bereit ist dieses Übel abzustellen.