Die Macht des Geldes

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Transfer-Irrsinn im Fußball

Der „Deadline Day“ im europäischen Fußball wirkt nach. Während sich die Nationalmannschaften in der WM-Qualifikation mühen, zicken zwei Großklubs auch drei Tage nach dem Ende der Transferperiode herum. Das Wechseltheater um Liverpools Brasilianer Coutinho spiegelt den scheinbar ganz normalen Wahnsinn in der Geldvermehrungsmaschine namens Fußball wider.

Nach dem 220-Millionen-Euro-Transfer von Neymar nach Paris suchte der FC Barcelona Nachfolger, und Coutinho, der seinem Klub Liverpool bei der Vertragsverlängerung Anfang des Jahres (der ihn übrigens mit geschätzten 12 Millionen Euro Jahressalär zum bestbezahlten Angestellten der Vereinsgeschichte machte) die Treue geschworen hatte, sah seine Zeit gekommen. Doch der FC Liverpool stellte sich quer, lehnte die kolportierten 160 Millionen aus Spanien ab. Das, obwohl der Spieler den Wechsel forcierte, indem er sich bei seinem aktuellen Arbeitgeber mit Rückenproblemen den gesamten August krank meldete. Für die Nationalmannschaft freilich ging er nun auf Torejagd. Der FC Barcelona reagierte genauso beleidigt wie der Spieler und macht nun den Liverpoolern den Vorwurf, unseriös zu verhandeln. Willkommen im Profifußball des 21. Jahrhunderts!

Während im US-Sport Gehaltsobergrenzen und das Draft-System die Chancengleichheit zwischen Vereinen garantieren und damit die Spannung in den Meisterschaften aufrechterhalten, regiert in Europas Fußball der Turbokapitalismus. Irrwitzige Summen aus zum Teil dubiosen Quellen und zwielichtige Berater charakterisieren die Szene. Wobei spätestens nach dem Neymar-Deal (geschätztes Gesamtvolumen: 600 Millionen Euro) das Verständnis der Basis erschöpft ist.
Denn der Transfer-Irrsinn ist für die Fans nur noch schwer nachvollziehbar. Schlimmer noch, er hat konkrete Konsequenzen für sie. Die Überkommerzialisierung in den Stadien ist eine davon. Das Klassensystem eine andere. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Ganz oben thronen rund zehn Vereine, der ganze Rest fällt ab. Außenseiter haben kaum mehr eine Chance, weder international noch national.

Und was machen die Verantwortlichen? Der Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA verweist auf Arbeiten an einem neuen Financial-Fairplay-System und schiebt die Verantwortung für das Scheitern von Gehaltsobergrenzen der EU-Kommission zu. Dass im Fußball keine der handelnden Personen ein wirkliches Interesse an regulierten Geldströmen oder gar versiegenden Geldquellen hat, sagt Aleksander Ceferin freilich nicht. Genauso wenig wie die Bayern-Granden Rummenigge und Hoeneß, die öffentlichkeitswirksam den Transfer-Irrsinn geißeln, gleichzeitig aber für 8,5 Millionen Euro ohne Kaufoption einen Spieler für eine Saison nach England verleihen, was im Verhältnis nur unwesentlich weniger irrwitzig ist als der Neymar-Deal.

Wasser predigen und Wein saufen, das geht also auch im Fußball ganz vorzüglich. Und daran wird sich sobald nichts ändern. Die nächste Transferzeit wird neue Rekorde brechen. Die Macht des Geldes ist grenzenlos, vor allem in der „größten Unterhaltungsindustrie der Welt“, wie die Süddeutsche Zeitung den Fußball unlängst treffend bezeichnete.

Bpat
5. September 2017 - 9.13

Im Gegensatz zu Manager sind die astronomischen Transfersummen von Sportlern gewinnbringend . Leute wie Ackermann, Piech oder Mehdorn kostet den Steuerzahler Milliarden von € durch den Schaden den sie angerichtet haben .Ohne die 10.000nde Arbeitsplätze die sie vernichtet haben mitzuzählen Wenn sie dann endlich gefeuert werden bekommen sie noch einen goldenen Fallschirm . Danach bringen sie das nächste Unternehmen an den Rand des Ruins .

marek
4. September 2017 - 15.00

Herrn Michel, gegenfrage auf Ihr Artikel: ist ein IPHONE 8 oder Galixy Note 8 1300 Euro wert? Für mich bestimmen die Geldgeber der jeweiligen Klubs die Richtung. Nun wenn der Besucher diese Preise nicht mehr bezahlen will, muss halt auch die Gegenseite abspecken. Wenn man nun 1000 Euro auf dem Schwarzmarkt für WM-Finale oder Championsleague bezahlt, sehe ich noch Luft nach oben. Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden Klubs wie Bayern oder Dortmund von Chinesen oder Oligarchen übernommen werden. Und dann geht es rund. Es ist alles auf die Masse ausgerichtet, wenn die sich verblöden lässt ist man selber schuld. Die Genugtuung gestern abend hat aufgezeigt, dass Geld nicht immer Tore schießt.

Jean Bodry
4. September 2017 - 13.39

Den Transfert-Ierfsënn! Ass eng nei Wäschmaschinn fir Sue wäiss ze wäschen!