Die Grünen und die innere Sicherheit: Von Daten und Kameras

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Die Grünen schwimmen nicht nur auf einer elektoralen Erfolgswelle, sind für den gehobenen Mittelstand, ja selbst für die Bourgeoisie attraktiv: Wer will nicht ein bisschen die Welt retten oder zumindest den nachfolgenden Generationen eine einigermaßen intakte Umwelt hinterlassen. Grüne Politiker, so sehen es viele, haben die größte Kompetenz in Sachen Klima und Natur, sie werden als das Original gesehen, das wohl besser ist als die mittlerweile zahlreichen Kopien.

Dass die Wahlerfolge und das damit verbundene Ausüben von Macht die einstige Sponti-Bewegung in das realpolitische, technokratische und wohl auch langweiligere und kompromissorientierte politische Leben der Regierenden führte, mag wohl kaum zu verhindern gewesen sein. Die Frische der Anfangsjahre fehlt allerdings und der einstige konsequent linke Anspruch verwässert zunehmend. Bekämpften die frühen Grünen die Industrie noch, so versuchen die aktuellen führenden Köpfe der Partei, sich mit ihr zu arrangieren. Aus Umweltrevoluzzern sind Reformisten geworden, ständig auf der Suche nach Nachhaltigkeit und ausgeglichenen CO2-Bilanzen.

Dies alles ist nicht neu. Dass aber ein grüner Justizminister (Braz) im Rahmen der wenig bekannten Datenbank von Staatsanwaltschaft und Polizei im RTL-Gespräch bemerkte, ohne eine solche Datensammlung wäre Strafverfolgung nicht möglich, lediglich auf frischer Tat ertappte Bösewichte könnten ohne dieses Instrument dingfest gemacht werden, erstaunt schon.

Die gute alte Polizeiarbeit, das Auswerten von Spuren, das Befragen von Zeugen, das Verhör eines Verdächtigen geht doch wohl immer noch ohne riesige Datenbank. Diese eignet sich hingegen ausgezeichnet zur Rasterfahndung und ähnlichen Methoden, die dem Recht der Bürger auf Privatsphäre diametral entgegenstehen. Wenn ein solches Register denn wirklich notwendig ist, dann müssen – und wenigstens darüber scheint inzwischen Konsens zu herrschen – klare und enge Regeln zur Nutzung her.

Ein anderer grüner Minister, jener, in dessen Zuständigkeit die Polizei fällt (Bausch), hat zwar mit Erstgenanntem einen ziemlich überflüssigen offenen Brief an die Presse in Sachen Datenbank veröffentlicht; dafür fiel er aber im Gespräch mit dem Tageblatt zum Thema Überwachungskameras durch eine reservierte Haltung diesen Beobachtungsinstrumenten gegenüber positiv auf. Er bremste den Eifer seines Vorgängers im Amt und reduzierte die Zahl der zusätzlich im Bahnhofsviertel der Hauptstadt vorgesehenen Kameras von 46 auf 9.
Die Wirkung solcher Geräte auf die allgemeine Sicherheit ist ohnehin umstritten und Videoüberwachung ist für niemanden angenehm. Die Urgrünen (siehe oben) hätten die Dinger übrigens ganz abgelehnt; ein Rest kritischen Geistes ist aber immerhin noch geblieben.

Pierre Schmit
5. Juli 2019 - 8.30

"Die gute alte Polizeiarbeit, das Auswerten von Spuren, das Befragen von Zeugen, das Verhör eines Verdächtigen geht doch wohl immerxxxx ". Majo an all dat muss jo wuel niedergeschriwen ginn, an dat as dann eng Datenbank.

Zahlen
4. Juli 2019 - 14.47

"Dass man ohne Datenbank Täter bei frischer Tat ertappen muss um sie dingfest zu machen leuchtet nicht ein." Wie wollen Sie denn feststellen ob ein Verdächtiger, der seit 20 Jahren bei einem Dutzend Verbrechen Zeuge, 'unschuldiger Zuschauer' angebliches Opfer oder sonstwie drin verwickelt war, wenn er niemals angeklagt war und sie diese Details und Tatsachen nicht irgendwo speichern?

MarcL
4. Juli 2019 - 12.12

Dass man ohne Datenbank Täter bei frischer Tat ertappen muss um sie dingfest zu machen leuchtet nicht ein. Andererseits versteht man aber, dass z.B. eine DNA in einer Datensammlung gespeichert, bei polizeilichen Ermittlungen Gold wert sein kann. Diese Information nach einer gewissen Frist einfach zu löschen scheint mir unsinnig.