Das grüne China

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Die Volksrepublik China ist mit einem Anteil von rund einem Drittel der globalen CO2-Emissionen der größte Kohlenstoffdioxid-Emittent der Welt. Doch das muss nicht immer so bleiben. Das rote China wird zunehmend grüner.

66 Milliarden Bäume wurden bereits für das größte jemals unternommene Aufforstungsprojekt – die grüne Mauer – gepflanzt. In der Folge wurden aus kargen Wüsten grüne Oasen, dies soll sich nun in anderen Bereichen wiederholen.

Das Land emittierte im vergangenen Jahr „grüne Anleihen“ im Wert von 36 Milliarden Dollar und erreichte damit einen Anteil von 40 Prozent des globalen Marktes. Diese Milliarden werden für den Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt werden. In Zukunft erblicken voraussichtlich eine ganze Reihe „grüner Projekte“ das Licht der Welt.

Die Volksrepublik hat auch das COP-21-Übereinkommen in Paris unterschrieben. Die Klimarahmenkonvention ist im Reich der Mitte nun schon seit einem Jahr ratifiziert. Sie trat sogar einen Monat früher als in Luxemburg in Kraft. Selbst als Donald Trump verkündete, dass die USA sich vom Pariser Abkommen verabschieden würden, stand China eisern zu seiner Entscheidung.

Als Trump „goodbye“ sagte, befand sich der luxemburgische Premier gerade in China. Dort lobte er in einem Interview mit der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur die Führung des Landes, weil sie „politische Verantwortung für Entscheidungen übernimmt, die nicht immer populär, aber notwendig sind“.

China meint es also ernst mit dem Klimawandel. Die Einführung eines CO2-Emissionshandelssystems – ähnlich dem europäischen – unterstreicht dies. Die Treibhausgasemissionen vieler energieintensiver Wirtschaftszweige werden noch in diesem Jahr erfasst und zu einem handelbaren Gut. Zu den Sektoren, die von dem System betroffen sind, gehören – wie in Europa – die Eisen- und Stahlverhüttung.

Dies könnte die Wettbewerbsvorteile, die die chinesische Stahlindustrie im Moment hat, teilweise reduzieren. Die europäische Stahlbranche wird’s wohl freuen, wenn diese ungeliebten Vorschriften nun auch im Fernen Osten gelten. Durch die Umsetzung von „grünen Projekten“ und den Bau der neuen Seidenstraße wird die Nachfrage nach chinesischem Stahl anziehen. Dies könnte die angespannte Situation auf dem globalen Stahlmarkt zusätzlich entspannen.

Die chinesische CO2-Steuer wird auch für die Luftfahrt obligatorisch sein. Die Fluggesellschaften, im Personen- wie im Frachttransport, brauchen demnächst für die Abgase ihrer Maschinen Verschmutzungsrechte. In Europa zahlen Airlines diese Steuer erst seit kurzem.

Die Kosten der Umweltverschmutzung werden also bald in die Preise der in China hergestellten Produkte eingerechnet werden. So wird der Endverbraucher dieser Waren, egal an welchem Ort des Planeten er sich befindet, für die Verschmutzung, die er zu verantworten hat, zahlen müssen.

Denn auch wenn China der größte CO2-Produzent der Welt ist, die Einwohner Chinas sind es nicht. Bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt die Volksrepublik nur im Mittelfeld. Doch auch dies könnte sich in den kommenden Jahren wohl ändern.