Atemlos durch Italien

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Am vergangenen Sonntag ging die erste große Landesrundfahrt der Radsportsaison zu Ende. Was nach drei Wochen Giro d’Italia bleibt, sind Zweifel und Unverständnis. Zweifel über die Leistung des Gesamtsiegers Christopher Froome und Unverständnis darüber, wieso der Brite überhaupt an den Start gehen konnte.

Aber erst einmal ein kleiner Rückblick auf das Renngeschehen: Nach dem Abstecher nach Israel, wo die diesjährige Italien-Rundfahrt begann, übernahm Froomes Landsmann Simon Yates nach der ersten Bergetappe das Rosa Trikot des Gesamtführenden. Der 25-jährige Asthmatiker (Yates musste 2016 eine viermonatige Dopingsperre aufgrund der unerlaubten Einnahme eines Asthmamittels absitzen) dominierte die Konkurrenz über zwei Wochen nach Strich und Faden. Er verteidigte nicht nur das Leadertrikot, sondern gewann auch noch drei Etappen. Bis Froome, der nicht nur Asthmatiker ist, sondern auch noch an einer Nierenfehlfunktion leiden soll, aus dem Tiefschlaf erwachte und am vergangenen Freitag der Konkurrenz über 80 km alleine und uneinholbar davonfuhr und sich so den nicht mehr für möglich gehaltenen Gesamtsieg sicherte.

Dabei steht Froome seit seinem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt 2017 unter Dopingverdacht. Damals wurde bei einer Probe das Asthmamittel Salbutamol gefunden, und zwar in einer Konzentration, die den zugelassenen Wert um 100 Prozent überschritten hatte. Angeblich soll eine Fehlfunktion der Nieren für den hohen Wert verantwortlich gewesen sein. Auch wenn die Probe bereits aus dem vergangenen September stammt, hat der Radsportweltverband UCI immer noch kein Urteil gefällt. Was dem Briten wiederum ermöglichte, beim Giro an den Start zu gehen.

Für eine Sportart, die seit Jahrzehnten um ihre Glaubwürdigkeit kämpft, nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Dass gerade dieser Fahrer dann auch noch auf der vorletzten Bergetappe eine unglaubliche Solofahrt hinlegte, trug nicht unbedingt dazu bei, dass die Zweifel weniger werden. Ob sein Husarenritt nun im Bereich des Menschlichen lag oder nicht, werden wie so oft die kommenden Jahre zeigen.

Jedenfalls erinnert Froome immer mehr an den amerikanischen Dopingsünder Lance Armstrong. Während Armstrong erst nach seiner Krebserkrankung seine sieben Tour-Erfolge feiern konnte, war es bei Froome die Tropenkrankheit Bilharziose, an der er 2010 erkrankte. Bis dahin war die Karriere des Briten eher mittelmäßig verlaufen, bevor bei der Vuelta 2011 sein Stern aufging.

Ob die Krankenakte von Froome etwas mit seinem Erfolg zu tun hat oder nicht, sei einmal dahingestellt. Bleibt die Frage, ob der Radsport sich seit der Ära Armstrong wirklich grundlegend verändert hat oder nicht. Hier gehen die Meinungen auseinander und auch der Giro 2018 konnte keinen Aufschluss geben.

Fest steht allerdings, dass die Leistungen wesentlich kritischer beäugt werden. Und das kann dem Sport nur hilfreich sein, auch wenn einige das nicht wahrhaben wollen.

Josy Miersch Junior
29. Mai 2018 - 14.44

Seit der historischen langen Solofahrt von Andy SCHLECK zum Izoard hat FROOME dies im modernen Radsport ähnlich wiederholt ! Die legendären Attacken von unserem Radsportheld und schnellster Bergfahrer aller Zeiten Charly GAUL weit vom Ziel in Bergetappen scheinen heute für sehr starke Bergfahrer also noch immer möglich, dies im Gegensatz zu den Attacken im letzten Kilometer wie jetzt üblich und langweilig. Festhalten und gratulieren muss man aber dem Hoffnungsträger in unserem Radsport Michel RIES der in der Tour de l'Ain in der schweren letzten Etappe mit Bergankunft als 11ter knapp die Top ten verpasst hat. Noch einmal, sehr beachtliche Leistung im Bergfahren !

Bio Tom
28. Mai 2018 - 23.18

Man wird diesen Mann später in einem Atemzug mit Namen wie Armstrong,Ullrich oder Wiggins nennen. Schade für diesen schönen Sport. Kommt der Mann auch zur Tour? Dann hätte er Mut.