Ein Zug für Kirchberg

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ERNSTZUNEHMENDE KONKURRENZ FUR DIE TRAM AUF KIRCHBERG ?

Nach der Tram erhält Luxemburg nun auch eine Seilbahn, ergänzend zu einer neuen Zug-Haltestelle in Pfaffenthal, welche den täglichen Berufsverkehr nach Kirchberg vereinfachen oder entlasten soll. Synthetische Videobilder anlässlich der Pressevorstellung zeigten Züge, aus Luxemburg oder aus dem Norden kommend, die anhielten und Passagiere ausluden, die dann zackigen Schrittes in die Kabinen der Seilbahn stiegen welche sie zugs nach oben brachten, wo sie dann ihre Reise per Bus, Tram oder zu Fuss zu ihren Büros, Schaltern, Kontoren, Logen und Hängematten fortsetzten. In den meisten Fällen muss man oben wieder auf Bus oder Tram umsteigen, wenn aus dem Arbeitstag etwas werden soll. Ist fast wie Disneyland. Eine Stunde anstehen um sich 5 Minuten durchschütteln zu lassen.

Einst fuhren nur Autos auf Kirchberg. Dann verengte man die Fahrbahn, schaffte die Autobahn ab und erfand die Gelenkbusse, die auf dem Weg vom Bahnhof nach Kirchberg eine Spur hemmungsloser Verwüstung auf den Kreuzungen der Stadt hinterlassen. Dann erfand man den Turbokreisverkehr, doch wie jeder Turbo läuft auch ein solcher mal heiss. Nämlich durchgehend in den Hauptverkehrszeiten, sprich von halb acht morgens bis halb acht abends. Man musste sich also neue Lösungen einfallen lassen.

Demnächst kommt die Tram auf Kirchberg, sehr zum Verdruss der Busunternehmen und ihrer Fahrer, die im Gegenteil zu den lieblichen Stofftieren keinen Knopf, sondern immer ein Handy am Ohr haben. Ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf wird demnächst am Luxemburger Bahnhof toben. Hier die Busse, gelenkig und gross, da die Tram, neu, modern und sicher.

Und jetzt kommt die neue Alternative, die Eisenbahn. Mit dem Zug nach Kirchberg. Das hätten Sie nicht erwartet, was? Zugegeben, der Weg nach Pfaffenthal ist nicht gerade der direkteste Weg nach Kirchberg, sondern benutzt die bestehenden Gleise der Zugstrecke nach Norden, aber man konnte nicht extra neue Gleise nach Kirchberg verlegen, da hätte man sich ja die Tram sparen können. Jetzt können nicht nur Zugreisende vom Luxemburger Bahnhof, sondern auch alle, die aus dem Ösling, aus Ettelbruck oder aus Mersch zum Luxemburger Bahnhof fahren und dann wieder per Bus zurück nach Kirchberg pendeln, gleich in Pfaffenthal aus- und unter dem Gejohle der Einheimischen in die Seilbahn umsteigen.

Positiv ist hier, dass man durch die ausbleibenden Autos auf der Nordstrasse wieder mehr Platz für die notwendigen Reparaturarbeiten in den Tunnels hat. Über Treppen und Aufzug von der Strasse im Pfaffenthal gelangt man ebenfalls zur Plattform. Busse werden hier die Werktätigen absetzen, von denen man nicht genau weiss, wo sie herkommen sollen, und da hier ziemlich viele Autos verkehren, die auf dem Umweg über Clausen und Grund in die Stadt fahren, ist das Chaos vorprogrammiert.

Die Einheimischen sind nicht gerade erfreut. „Zuerst die Rote Brücke und jetzt eine Seilbahn. Und am Ende kommen noch die Touristen. Also, wann eng domm Sau sech op main Trottoir parkt, dann ginn et der op d’Maul!“