Der gute Mensch von Hybridstan

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Als Toyota die 4. Generation des Prius vorstellte, zeigte sich, dass er der Vorgabe, neben Wirtschaftlichkeit und Effizienz auch etwas Fahrspaß zu bieten, ein großes Stück näher gekommen ist.

Schüssel für den Rüssel

Die keilförmige, zackige Linie des Prius wurde noch verschärft, das Interieur ist betont nüchtern, übersichtlich die Anzeigen und Bedienungsschalter, das Platzangebot hinten gut und die Fahrleistungen besser als vorher. Man sagt, der vorherige Prius war so langweilig, dass ihn die Besitzer glatt vergaßen und sich bei Büroschluss erst an der Bushaltestelle an ihn erinnerten. Dass man den Neuen nicht vergisst, dafür sorgt allein schon die Mittelkonsole in weißem Plastik, die in einem roten Prius aussieht wie eine Kloschüssel in einer Arztpraxis.

Geringe Emissionen

Ein 1,8-Liter-Benziner und ein Elektroaggregat ergeben eine Systemleistung von 122 PS, bei einem Ausstoß von nur 70 Gramm CO2 pro km. Der Prius ist das Hybridauto schlechthin, seine Eco-Displays sorgen dafür, dass es auch so bleibt. Hier erfährt man digital und grafisch, ob man umweltbewusst oder rücksichtslos gefahren ist. Am Ende einer sehr komfortablen Fahrt über 200 km erhielt ich die Bewertung „Good Eco Driving“ und erfuhr, dass ich 30% der Distanz im Elektromodus absolviert, nur 4,2 Liter verbraucht und mir damit eine Belohnung verdient hatte.

Oma mit den Springerstiefeln, die absolut dabei sein wollte –„Möchte doch mal erleben, womit ihr euch in Zukunft den Fahrspaß verderben wollt“ –, schenkte mir ein paar Gummibärchen und ein mitleidiges Grinsen. Aber es ist nun mal so: die Zukunft wird elektrisch sein, wenn auch mit Unterstützung eines Explosionsmotors für eine lange Übergangszeit und Toyota hat sich diesem Ziel voll und ganz verschrieben. Also fährt man relax, ohne Hetze und Angriffslust und fährt lautlos mit 57 km/h an der Radarsäule vorbei, aber die Säule sieht alles und kann leider nichts für sich behalten.

Etwas lebendiger und lustiger

Der Prius kann aber mehr als nur dahingleiten, Toyota hat ihm endlich etwas Leben eingehaucht, damit Natur und Kühe nicht nutzlos herumstehen, als ob jemand die „Pause“-Taste gedrückt hätte. Der Prius lässt sich auf „Normal“, „Power“, „Eco“ und „EV –nur elektrisch“ einstellen. Bei „Power“ geht es voran, man ist voll im Benzinmodus, und das merkt man bei Durchzug und Antritt. Dann ist er ganz lustig auf der Landstraße zu fahren, lenkt sich präzise in die Kurven hinein, die er als braver Mitbürger langsamer verlässt, als es sich der Fahrer vorgenommen hat. Dennoch: man kann mit ihm auch schon mal einen holländischen Dosenfutter- und Kartoffeltransporter sprich Wohnwagen auf der Landstraße überholen, es sei denn, der Wohnwagen schiebt einen kräftigen Land Cruiser vor sich her, aber das bleibt ja dann in der Familie.

Nicht schlecht auch die Niederquerschnittreifen bei einem Auto, das hauptsächlich für wirtschaftliche Komfort-Fortbewegung mit hohem Sicherheitsaufwand konzipiert wurde. Ihr Beitrag zur Verbrauchsersparnis ist so groß wie die Wahrscheinlichkeit, in der Politik einen ehrlichen Menschen zu finden. Oma bemerkte sie auf den ersten Blick. „So etwas hatte nicht einmal mein Manni auf seinem Opel Manta! Und der verbrauchte 15 Liter!“ Und einen Haufen Fahrer, sei gesagt. Das wird dem Prius nicht passieren.