„Schwarzwaldmädel“ Sonja Ziemann wird 90

„Schwarzwaldmädel“ Sonja Ziemann wird 90
(Ursula D?ren)

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Sie begeisterte das Kinopublikum der Nachkriegszeit. Später glänzt sie in Charakterrollen. Am 8. Februar feiert die Schauspielerin ihren 90. Geburtstag.

Lebensfroh, mädchenhaft und unkompliziert – in diesen Rollen traf Schauspielerin Sonja Ziemann zu Beginn der 1950er Jahre genau den Zuschauergeschmack. In Heimatfilmen wie „Schwarzwaldmädel“ und „Grün ist die Heide“ eroberte sie die Herzen des Publikums. Jedoch überschatteten private Schicksalsschläge die Karriere Ziemanns. Am Montag (8.2.) wird der einstige Kinostar 90 Jahre alt.

Den Geburtstag verbringt sie mit Freunden und Verwandten, wie ein langjähriger Freund Ziemanns der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Es geht ihr gut.“ Aus der Öffentlichkeit hat sich Sonja Ziemann in den vergangenen Jahren weitgehend zurückgezogen. Nachdem sie viele Jahre in Bad Wiessee am Tegernsee lebte, wohnt sie inzwischen in München.

Durchbruch mit Operettenverfilmung

Ihren Durchbruch hatte die in Eichwalde bei Berlin geborene Tochter eines Steuerberaters im Jahr 1950 mit der Operettenverfilmung „Schwarzwaldmädel“. Nach ersten Engagements im zarten Alter von 15 Jahren als Tänzerin im Berliner „Plaza“ trat sie schon bald als Soubrette in Operetten auf. Von 1942 an bekam sie erste Rollen in Ufa-Filmen. 1950 wurde sie als beliebteste Schauspielerin mit einem „Bambi“ ausgezeichnet. Ihre Rolle als „Schwarzwaldmädel“ – an der Seite von Curd Jürgens und Georg Thomalla – machte Ziemann bekannt und brachte ihr ihren ersten „Bambi“ ein.

1951 heiratete sie den Strumpf-Fabrikanten Rudolf Hambach. Am 7. Februar 1953 kam ihr Sohn Pierre zur Welt. «Das war der schönste Tag in meinem Leben», erzählte sie einmal in einem Interview. „Er war das größte und schwerste Kind in der Klinik und ich die schmalste Mutter.“ Die Ehe mit Hambach zerbrach.

Wechsel ins Charakterfach

Beruflich löste sie sich 1958 von ihrem mädchenhaften Image und wagte sich mit dem polnischen Film“Der achte Wochentag» ins Charakterfach. Bei den Dreharbeiten lernte sie ihren zweiten Mann kennen, den polnischen Autor Marek Hlasko. Er kam mit ihr nach Deutschland, drei Jahre später heirateten sie.

Nach „Der achte Wochentag“ spielte Ziemann in anspruchsvolleren Filmen wie „Hunde, wollt ihr ewig leben“ (1959), „Menschen im Hotel“ (1959) oder „Frühstück mit dem Tod“ (1964). In Produktionen wie „Geheime Wege“ (1960), „Der Tod fährt mit“ (1962) und „Die Brücke von Remagen“ (1969) war sie ebenfalls zu sehen.

Erfolg auf der Bühne

Seit Mitte der 60er Jahre konzentrierte sich Ziemann zunehmend auf Theater und Fernsehen. Großen Erfolg auf der Bühne hatte sie als Eliza in dem Musical „My Fair Lady“ in München (1962) oder in Tennessee Williams‘ Drama „Endstation Sehnsucht“, für das sie 1973 zusammen mit Götz George auf Europatournee ging. Für ihr Schaffen wurde Ziemann 1984 mit dem «Filmband in Gold» geehrt, 1990 erhielt sie einen zweiten „Bambi“.

Privat musste die Schauspielerin einige schwere Schicksalsschläge verkraften: Ihre Ehe mit Hlasko scheiterte ebenfalls. Kurz nach der Scheidung im Jahr 1969 starb Hlasko an einer Überdosis Schlafmittel. Ziemanns Sohn starb 1970, kurz vor seinem 17. Geburtstag, an einem Rückenmarkstumor. Nur mit Unterstützung von Familie und Freunden schöpfte Ziemann die Kraft, mit der Schauspielerei weiterzumachen. Der Schmerz über den Tod des einzigen Kindes ist geblieben. „Die Seele lässt sich nicht reparieren“, sagte sie einmal. Ihrem Sohn widmete Ziemann ihre 1998 erschienene Autobiografie „Ein Morgen gibt es immer“.

1989 heiratete die Schauspielerin ihren langjährigen Freund und Kollegen Charles Regnier, mit dem sie in Zürich und später am Tegernsee lebte. Regnier starb im September 2001 nach einem Schlaganfall. Zunächst blieb Ziemann am Tegernsee wohnen, wo sie gerne Spaziergänge unternahm und Besuch von der Familie und Freunden bekam. Inzwischen ist sie nach München gezogen. Rummel um ihren runden Geburtstag möchte sie vermeiden.