Zwei starke Frauen

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Mittwoch, 17. Mai. Ich texte Claire Leydenbach, erkundige mich nach einem Artikel, den sie für unsere Kulturseiten schreiben soll. Eine Buchbesprechung. In meiner Nachricht schreibe ich: „Herzlichen Glückwunsch für den Preis, ma vieille.“ Einige Sekunden später vibriert mein Telefon. Claire entschuldigt sich für den verspäteten Artikel, fragt dann, was es mit dieser Preissache eigentlich auf sich habe. Wir sind beide ungläubig – sie, dass sie den „Prix d’encouragement“ der Fondation Servais erhalten haben soll, ich, dass sie tatsächlich noch nichts davon weiß. „Deswegen wohl diese Anrufe aus Luxemburg … die ich allesamt verpasst habe.“

Leicht verpeilt ist sie schon, Claire Leydenbach. Ein bisschen wie eine der Figuren aus Nora Wageners „Larven“. Da gibt es z.B. den Leonard, der immer im falschen Park auf seine Freundin wartet. Ob Germaine Goetzinger ihre einleitende Rede deswegen, sozusagen augenzwinkernd, mit einem kleinen Exkurs über Pannen und unerreichbare Schriftsteller beginnt, weiß man nicht. Sie erwähnt Jean-Paul Sartre, der den Nobelpreis anfänglich abgelehnt, es sich dann aber viel später anders überlegt hatte. Und das Preisgeld trotzdem haben wollte. Aber die Entscheidung kam zu spät.

Problematische Preisträger

Oder Bob Dylan, der zwar kein Schriftsteller ist, der Nobelakademie aber mit einer orientierungslosen, nicht ganz assumierten Verweigerungshaltung viel Kopfzerbrechen brachte – so schnell wird wohl kein Popstar mehr den berüchtigten Preis bekommen.
Vielleicht tut Germaine Goetzinger es auch aus der Freude, Anekdoten zu erzählen.

Eine Freude, die sie mit anderen Rednern teilt: So erzählt Ian De Toffoli in seiner Laudatio, wie die drei Köpfe von Hydre Éditions, die Nora Wageners Buch herausgebracht haben, eine der bereits im Vorfeld veröffentlichten und preisgekrönten Kurzgeschichte entdeckten.
Schauspieler Pitt Simon sei aus der Hängematte aufgestanden und habe sich an einen Tisch gesetzt und behauptet, da müsse man sich ja wirklich anstrengen, um dies zu lesen, das könne er jetzt nicht liegend machen.

Komplexität lohnt sich

Und in der Tat wurde am Dienstagabend stilistische Komplexität belohnt: Ian De Toffoli betonte, welche Freude es war, bei Nora Wagener die „Sprache in ihrer Plastizität“ zu empfinden. Wenn er einen Text zum ersten Mal lese, würde es ihm weniger darum gehen, zu erfahren, welche Themen in diesem und jenem Text angeschnitten werden, sondern zu verstehen, wie der Text gemacht sei. Deswegen würde es ihn freuen, dass der „stilistische Manierismus“, für den Hydre Éditions stehe, sich gegen die Trends von Kochbüchern, Nachkriegserzählungen und Krimis durchsetzen konnte.

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Donnerstagsausgabe des Tageblatt (Print und E-Paper).