Von Welpen und Monstern – Monster Magnet in Escher Kulturfabrik

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Am 24. Januar waren Monster Magnet, quasi die Paten des Stoner Rock, nach 20 Jahren wieder in der Kufa in Esch zu Gast. Die Band um Dave Wyndorf blieb einst auch für die auf der Bühne in Brand gesetzte Gitarre im luxemburgischen Rockgedächtnis. Dieses Spektakel wiederholte sich nicht, trotzdem ließ die Show keine Langeweile aufkommen.

Von dem Support Act Puppy lässt sich gleiches leider nicht behaupten. Es ist natürlich bemerkenswert, wenn eine Band ein derart stimmiges Konzept hat und dem Namen entsprechend auch die Bühnenpräsenz eines schlafenden Hundewelpen an den Tag legt. Die Briten verorten sich allerdings selbst im Heavy Metal. Von beidem hätte man sich gewünscht, zumindest etwas zu sehen. Die gebotene Show war allenfalls die einer Linkin-Park-Coverband auf Valium.

Nachdem sie das Publikum also in kollektive Trägheit versetzt und die Bühne endlich verlassen hatten, folgten nach einer kurzen Umbaupause die Headliner. Wie bei fast allen Rockbands, die ihre Wurzeln in den 80ern und ihr Zenit in den 90ern hatten, wirkt der Auftritt etwas aus der Zeit gefallen – das martialische Auftreten, die Leinwand mit dem psychedelischen Lichtspiel im Hintergrund, die langen Haare und die obligatorischen Kutten. Allerdings versprüht gerade diese fast schon nostalgische Reliktartigkeit einen geradlinigen Charme, der neben der aktuell dominierenden Kopflastigkeit moderner Rockmusik geradezu erfrischend wirkt.
Dass Monster Magnet sich hinsichtlich ihres musikalischen Könnens nicht verstecken müssen, wissen die Zuhörer nach zehn Alben, die alle Pfade vom Krautrock über Grunge und Stoner zum Heavy Metal bewandert haben.

Deswegen können sie sich auf der Bühne auch das ein oder andere nonchalante Understatement erlauben – das Riff von „Spacelord“, ihres unbestritten größten Hits, begeistert nicht zuletzt dadurch, dass es unglaublich eingängig und auch für die meisten Amateurgitarristen leicht nachzuspielen ist. Das Konzert ist kein Showcase für technische Brillanz. Hier geht es um den Groove, um die gemeinsame Ekstase im Angesicht der Musik.
Konsequenterweise lässt sich ein Bühnenprofi wie Wyndorf auch nicht von der bekannten Apathie des luxemburgischen Publikums einschüchtern, sondern fordert das ein, was ihm als Prophet vom Mount Rock aus seiner Sicht rechtmäßig zusteht: erhobene Fäuste, begeistertes Brüllen und einen Moshpit.

Bei dem oben erwähnten „Spacelord“ zieht er das Intro auch konsequent in die Länge und erklärt auf unnachahmliche Weise, weshalb das Wort „Motherfucker“ zu seinen Lieblingsvokabeln gehört – bis auch die letzte Schlaftablette im hintersten Winkel des Raumes begriffen hat, dass sie genau dieses Wort gefälligst im Refrain mitgrölen muss. Und so passiert im letzten Drittel der Show schließlich etwas, was in den Konzertsälen des Ländchens selten geworden ist – das Publikum reagiert auf die Musik. Zwar noch verhalten, aber der Grundstein ist gelegt.

Vielleicht – nein, hoffentlich! – ist das die Lehre, die der ein oder andere beflissene Hobbyfotograf oder Bootlegger von diesem Konzert mit nach Hause genommen hat. Wenn eine schlechte Band auf der Bühne steht, ist das Publikum machtlos – die Zuschauer können nur leiden oder gehen. Aber wenn die Performance auf der Bühne stimmt, dann kommt ihnen auch eine Rolle zu. Ihnen obliegt die Aufgabe, ein gutes Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Denn das gelingt nur als Masse, als kollektives Ereignis vor der Bühne und erfordert die individuelle Bereitschaft, sich fallen zu lassen, um von der Musik aufgefangen zu werden. Zumindest dem Besucher, der diese Zeilen verfasst hat, wird das Konzert von Monster Magnet noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben.

 

Von Tom Haas