Visionärer Autor: Arthur C. Clarke wäre heute 100 Jahre alt

Visionärer Autor: Arthur C. Clarke wäre heute 100 Jahre alt

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„Kann mir einer sagen, worum zum Teufel es geht?“ Mit
diesen Worten soll der Filmstar Rock Hudson die Premiere von „2001:
Odyssee im Weltraum“ verlassen haben. Heute gilt die bildgewaltige
Weltraum-Symphonie als einer der besten Science-Fiction-Filme
überhaupt. Drehbuchautor war neben Regisseur Stanley Kubrick Arthur
C. Clarke, der am 16. Dezember vor hundert Jahren geboren wurde.

„2001: A Space Odyssey“ ist die Geschichte des Bordcomputers HAL, der
seinen Auftrag so ernst nimmt, dass er die menschliche Besatzung
opfern will. Als Vorlage diente Clarkes Kurzgeschichte „The
Sentinel“. Für das Drehbuch wurde der Brite 1969 zusammen mit Kubrick
für einen Oscar nominiert. Als Clarke 2008 im Alter von 90 Jahren
starb, hatte der Physiker mehr als hundert Fachbücher und Romane
verfasst und wie kein anderer die Zukunftsliteratur beeinflusst.

Geboren am 16. Dezember 1917, wuchs der junge Arthur auf einem
Bauernhof im englischen Somerset auf und verschlang amerikanische
Science-Fiction-Hefte. Dafür ging sein gesamtes Taschengeld drauf,
erinnerte er sich in seinem letzten Interview mit der Fachzeitschrift
IEEE Spectrum: „Sie kosteten die astronomische Summe von drei
Pennys. Das konnte ich mir nicht immer leisten.“

Viele Entwicklungen vorausgesehen

Weil das Geld nicht fürs Studium reichte, wurde er Rechnungsprüfer im
Schatzamt in London – das ließ ihm genügend Freizeit, um
Kurzgeschichten zu schreiben. Mit 24 entdeckte Clarke seine wahre
Berufung bei der britischen Luftwaffe und wurde Radarspezialist.

Dank seiner technischen Ader sagte der Schriftsteller viele
Entwicklungen voraus. In den 40er Jahren prophezeite er, dass die
Menschen noch vor dem Jahr 2000 den Mond erreichen würden – eine
Idee, die damals eher als verrückt galt. Und 1945 veröffentlichte er
das Arbeitspapier „Extraterrestrial Relays“, in dem er einen
geostationären Satelliten für die Kommunikationstechnologie beschrieb
– Voraussetzung für Mobilfunk und Fernsehsatelliten.

Nach dem Krieg studierte der Visionär Physik und Mathematik in London
und machte sich einen Namen als Fachautor, der Wissenschaft
verständlich machte. Dafür gewann er Preise. Seinen Durchbruch als
Science-Fiction-Schriftsteller hatte er 1953 mit „Childhood’s End“.

Lebensabend auf Sri Lanka

Nachdem eine kurze Ehe in die Brüche gegangen war, entdeckte der
Hobbytaucher Clarke auf seinen Reisen die Unterwasserwelt rund um Sri
Lanka und ließ sich dort nieder. Homosexualität war damals in England
noch strafbar; in Sri Lanka konnte er diskret sexuelle Beziehungen
pflegen, ohne seine Familie in Verlegenheit zu bringen. Er lebte dort
bis zu seinem Lebensende.

Nach seinem kommerziellen Erfolg mit „2001: Odyssee im Weltraum“
verfasste er drei weitere Folgen; nur eine davon wurde verfilmt. Doch
inzwischen griff Clarke die Idee eines Weltraumlifts auf und schrieb
den preisgekrönten Roman „Fahrstuhl zu den Sternen“ (1979), in dem
Ingenieure einen Aufzug von der Bergspitze einer fiktionalen Insel zu
einem Satelliten errichten.

Noch kurz vor seinem Tod sagte er: „Ich werde oft gefragt, wann ich
glaube, dass der Weltraumlift gebaut wird. Meine Antwort ist:
ungefähr zehn Jahre, nachdem alle aufhören, zu lachen. Vielleicht 20
Jahre.“

„Das goldene Zeitalter des Weltraums beginnt erst“

Zusammen mit Isaac Asimov und Robert A. Heinlein wird er als einer
der einflussreichsten Science-Fiction-Schreiber der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts gefeiert. 1987 finanzierte er einen nach ihm
benannten Preis, den die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood
als erste für ihren dystopischen Roman „Der Report der Magd“
(Originaltitel: The Handmaid’s Tale) erhielt.

Der Futurist demonstrierte zeit seines Lebens wie eng die Verbindung
zwischen Science und Fiction ist. Softwarekonzerne wie Microsoft,
Google und Apple lernten davon und laden Science-Fiction-Autoren zu
Vorträgen ein, um ihre Entwickler und Forscher zu inspirieren.

Zwei Monate vor seinem Tod machte Sir Arthur C. Clarke seine letzte
Prophezeiung vom Krankenbett aus: „Ich würde sagen, dass wir in zehn
Jahren einen bemannten Flug zum Mars schicken könnten, wenn es einen
Ansporn gäbe; aber sicherlich in 20 Jahren“, sagte er der
Fachzeitschrift IEEE Spectrum. „Wir haben in dieser Zeit sehr viel
erreicht, aber das goldene Zeitalter des Weltraums beginnt erst.“