Versuch einer Zwischenbilanz

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Das erste Wochenende des Wiltzer Festivals gehörte mit „Schwanensee“ und „Don Quixote“ dem Ballett. Das zweite war mit „Tosca“ und „Traviata“ der Oper gewidmet.

Mit dem Cécile McLorin Salvant Quartet beginnt am Mittwoch der musikalische Teil des traditionsreichen Festivals. Eleganz, Humor, Intelligenz, Sensualität, Kraft und Sicherheit. Die Spezialisten sparen bei der Vorstellung der Jazzsängerin nicht mit Lob.

Die 25-jährige Franco-Afrikanerin Cécile McLorin Salvant wird als eine der aussichtsreichsten Jazzsängerinnen gehandelt. Dies besonders seit sie 2010 den prestigeträchtigen Thelonious-Monk-Jazzwettbewerb in Washington D.C. gewann. Mit entsprechender Spannung wurde ihr erstes Album erwartet.

„Woman Child“, das 2013 erschien, hat nicht enttäuscht. Das Repertoire umfasst drei Jahrhunderte amerikanische Musik.

Als Tochter eines haitianischen Arztes und einer Schulleiterin mit französisch-guadeloupischen Wurzeln wuchs Cécile McLorin in Miami auf. Als Kind nahm sie klassischen Gesangs- und Klavierunterricht. Dann ging sie nach Aix-en-Provence, um Politwissenschaften und Jura zu studieren, endete jedoch beim klassischen Gesang und beim Jazz. Mit Jean-François Bonnel machte sie eine erste Platte, die prompt einen Preis erhielt.

Cécile McLorin Salvant wird bei ihrem Konzert am Mittwoch um 20 Uhr von Aaron Diehl am Klavier, Paul Sikivie an der Bassgitarre und Jamison Ross am Schlagzeug begleitet.

Das Vorprogramm des Konzertes bestreitet das Wiltzer Marly-Marques-Quintett mit portugiesisch-angolanischen Klängen

Mit einem „Tribute to Glenn Miller“ beginnt am Freitag das dritte Festival-Wochenende. Weiter geht es mit „Zehn Sopranstimmen“, die gleich mehrere Musikgenres wieder aufleben lassen.

Die Mischung macht es

Kubanische Buena-Vista-Musik und Abba bestimmen das vierte Festival-Wochenende, das dann am letzten Juli-Wochenende mit der Aufführung von „Porgy & Bess“ zu Ende geht.

Die Zäsur zwischen Ballett, Oper und Musik sagt viel über die Orientierung des Festivals aus. Das Gleiche gilt auch für die Mischung aus der Vorstellung von jungen Jazzmusikern und der Verpflichtung von Revivals. Sie steht für die Bemühungen des Wiltzer Festivals, sich trotz der anspruchsvollen Angebote der Hauptstadt zu behaupten.

Seit der Eröffnung der Philharmonie vor zehn Jahren, seit der hochkarätigen Programmierung des hauptstädtischen Theaters, das erfolgreiche Ballett- und Opernaufführungen bekannter Ensembles verpflichtet, ist es für das Wiltzer Festival noch viel schwieriger geworden, echte Alternativen zu bieten.

Seine Trümpfe sind die herrliche Schlosskulisse, die jeder Aufführung einen ganz speziellen Charakter verleiht, aber auch die Freilicht-Atmosphäre, für die viele Liebhaber bis nach Montreux, Avignon, Orange oder Juan-les-Pins fahren. Sie gibt den Aufführungen ein unverwechselbares, sommerliches Urlaubsfeeling.

Im Gleichgewicht

Als Negativpunkt gilt häufig die Anreise, wobei im Sommer zumindest der Anfahrtsweg noch bei Tageslicht gefahren werden kann und der Besuch des abendlichen Spektakels sich durchaus mit einem schönen kulturellen, kulinarischen oder sportlichen Ausflug in den Norden des Landes kombinieren lässt.

Das Wetter kann den Genuss des Schauspiels vermindern, darf aber mitten im Sommer niemanden von einem Besuch abhalten. Eine größere Herausforderung ist die Tatsache, dass das Festival in Wiltz integral von freiwilligen Helfern organisiert wird, während die großen Häuser, mit denen es konkurriert, von professionellen Verwaltern gemanagt werden.

Präsident Roland Kinnen, der das Festival seit 43 Jahren mitgestaltet und seit 22 Jahren leitet, hat zweifellos viel Erfahrung und gute Kontakte zur Welt der Musik. Allerdings hat er niemanden, dem er seine Erfahrungen weitervermitteln könnte. „Ich würde problemlos einen Nachfolger finden. Aber nur gegen Bezahlung“, hatte er im Interview gesagt.

Und genau da liegt die Schwierigkeit eines Festivals, das nur mit der unentgeltlichen Unterstützung der vielen Freiwilligen und dank der Großzügigkeit seiner Sponsoren noch über die Runden kommt.