Sous le ciel de Mersch

Sous le ciel de Mersch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Lädt das Merscher Literaturhaus zur Servais-Preisverleihung, dann kann man sich auf interessante Vorträge im Namen der Literatur freuen.

Und auch in diesem Jahr hatten sowohl der Laudator, besonders aber der Preisträger eine Botschaft loszuwerden: Wolle man ernsthaft die Luxemburger Literatur fördern, so müsse man in Übersetzungen investieren, so Roland Meyer.

Ventilatoren wirbeln die heiße Luft durch den Saal im zweiten Stock des Merscher Literaturhauses, das Programmheftchen dient als Fächer und die Rollläden der Fenster sind heruntergezogen. Nicht nur die Hitze, sondern auch mindestens 150 Besucher hatten sich am Mittwochabend im CNL eingefunden, um mit Roland Meyer seinen mit dem Servaispreis ausgezeichneten und damit zum besten Buch des Jahres gekürten Roman „Roughmix“ zu feiern.

Nachdem Germaine Goetzinger in ihrer Funktion als Präsidentin der „Fondation Servais“ das Publikum und vor allem natürlich den Preisträger begrüßt, Pierre Marson als Jurypräsident die Begründung für die Wahl des diesjährigen Gewinners vorgelesen, Bob Krieps eine kurze Message der – wie nicht anders zu erwarten – abwesenden Kulturministerin von sich gegeben und Romain Sahr, ein alter Freund Roland Meyers, seine Laudatio gehalten hatte, war es an Meyer selbst, ein paar Worte zu sagen:

Selbstironie und Sarkasmus

Davon, dass Roland Meyer neben seinen Funktionen als Lehrer, Schriftsteller, Regisseur und Jazzmusiker auch Kabarettist ist – er ist Gründungsmitglied des Kabarett-Ensembles „Sténkdéier“ – konnte sich das Publikum von Anfang an überzeugen lassen: Mit donnernder Stimme, einer Bühnenpräsenz, die alles andere als der eines scheuen Schriftstellers glich und einer Bestimmtheit und Präzision in seinen Aussagen sprach er über das letzte Jahr. Von der Fertigstellung des Romans, seinem Auftritt auf dem Buchmarkt bis hin zur jetzigen Preisverleihung. Davon, dass der Servaispreis „ein totgeglaubtes Buch reanimiert habe“. Weder die Medien noch die Buchhändler hätten beim Erscheinen des Buches Interesse gezeigt. Das habe sich schlagartig geändert, nachdem die „Fondation“ ihre Wahl bekannt gemacht habe. Interviewanfragen, Stapel auf den Tischen in den Buchläden und sogar einen Platz weit oben auf der nationalen Bestsellerliste! Ein und das selbe Buch – vor dem Preis unbeachtet, noch dem Preis gehypt …

Dennoch: Wie viele Leser habe das Buch? Schon hier im Saal, alles literaturinteressierte Menschen, seien es sicher nicht mehr als 20 Prozent, die „Roughmix“ auch wirklich gelesen hätten …

Meyers Rede war voller Selbstironie und Sarkasmus. Dennoch war seine Botschaft klar und deutlich: Luxemburger Literatur gehört gefördert und zwar ernsthaft. Man müsse sie aus ihrer Alibifunktion befreien und aus dem Nischenprodukt ein echtes Kulturgut des Landes machen.

Der Weg könne nur über das Übersetzen von in Luxemburger Sprache verfassten Büchern laufen. Denn die Schnittmenge der Leser, die noch übrig bleibe, wenn die Bücher nur auf Luxemburgisch erscheinen, sei einfach zu klein. Für den Autor und für den Verlag sowieso, aber auch für die Leser selbst. Wie viele Menschen im Land, die sich für Literatur interessieren und Zeit zum Lesen haben, seien in der Lage, Luxemburgisch zu lesen und zu verstehen? Um die Zahl der potenziellen Leser zu erhöhen, wünscht sich Roland Meyer Übersetzungen ins Französische, Portugiesische, Englische und Deutsche. Es ist kein neues, aber dennoch immer wieder aktuelles Thema, mit dem sich Roland Meyer in seiner Rede beschäftigte, vielleicht hat ihn ja jemand gehört, der am Geldhahn sitzt und „Roughmix“ übersetzen lassen möchte. Der Titel jedenfalls, könnte schon einmal stehen bleiben …