/ Pianistische Meisterleistung
Bela Bartoks leichtfüßige Orchestersuite Nr. 2 und Zoltan Kodalys Tänze aus Galanta haben weder den Charakter noch die Wirkung, um eine zweite Konzerthälfte auszufüllen. Besonders dann nicht, wenn im ersten Teil schon das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms, wohl eines der gewaltigsten, längsten und besten der gesamtem Klavierliteratur, auf dem Programm stand.
Nach einem etwas rustikalen Einstand fanden die Solistes Européens Luxembourg schnell zu einem sicheren und kraftvollen Spiel, das im Laufe der folgenden 45 Minuten immer wieder durch technische Brillanz, Klangschönheit und Wendigkeit beeindrucken sollte. Kein Zweifel, Christoph König holte klanglich aus seinem klassisch besetzten Orchester mehr heraus als so mancher Dirigent aus einem großen Symphonieorchester.
Engagiertes Spiel
Und so brauchte auch der Solist des Abends, Nicholas Angelich, keine Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Sein kraftvoller Anschlag konnte sich bestens entfalten und sein engagiertes Spiel wartete im 2. Satz, einem wunderschönen Andante, mit einer gefühlvollen, schön ausschwingenden Phrasierung auf, während er das Finale dank der unermüdlichen SEL mit größter Virtuosität und Fingerfertigkeit angehen konnte.
Ohne Zweifel war Nicholas Angelichs pianistische Darbietung für mich eine der besten der gesamten Philharmonie-Spielzeit. Der folgende Bartok wirkte dann etwa so, wie wenn man nach einem Glas schweren Burgunders einen spritzigen Rosé trinkt. Der Eindruck des Burgunder-farbigen Brahms-Konzertes war schwer abzuhaken und es gelang mir nicht, mich auf das Rosé-Aroma von Bartoks Orchestersuite einzustimmen.
Farbenreiches Orchester
Das war schade, denn die warmgelaufenen SEL gingen mit der gleichen Begeisterung an das Bartok-Stück heran wie vor der Pause an Brahms. Wir erlebten eine hundertprozentige Interpretation dieses selten gespielten Werkes. Auch die darauf folgenden Tänze aus Galanta von Bartoks Landsmann Kodaly profitierten von Königs gutem Gespür für diese Musik und natürlich vom Farbenreichtum des Orchesters, das mit diesen beiden Werken ja quasi ein Heimspiel bestritt.
So stimmte dann auch alles: Balance, Klangfarben, Rhythmus und Musizierlust fügten sich nahtlos zu einem überzeugenden Orchesterspiel zusammen. Und dass Kodalys populäre Tänze nicht unbedingt zu seinen besten Werken gehören, dürfte dabei niemanden gestört haben.
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