Ohne Spitzenschuhe spitze

Ohne Spitzenschuhe spitze
(Jos Scheeck)

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Selten gab es bei einer Vorstellung des Wiltzer Festivals so viel Applaus wie am Samstagabend beim Ballett „Zorba le Grec“, aufgeführt vom Ballett Maribor aus Slowenien.

Im Auftrag der Arena in Verona im Jahr 1988 entstanden, gilt „Zorba le Grec“ als erfolgreichstes Ballett des 20. Jahrhunderts und wurde bis heute von über zwei Millionen Menschen besucht. Die Handlung basiert auf dem Roman des kretischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis, welcher im Jahr 1964 mit Anthony Quinn in der Hauptrolle verfilmt wurde.

Festival de Wiltz

Noch bis zum 27. Juli

• Highlights aus dem Programm:
– Pado Fresu Quintet
– Nabucco
– Rigoletto
– Maria de Barros
– Zaz
– José Carreras
– Seven Kings, The Family of Gypsy Kings
– The Puppini Sisters
– Christina Stürmer

• Informationen & Tickets:
www.festivalwiltz.lu

Das Ballett soll allerdings eigenständig von seiner Filmvorlage betrachtet werden, da es dem Geschehen der Verfilmung nicht eins zu eins folgt. Die Filmmusik sowie die Musik des Balletts, die einige Elemente des Filmsoundtracks enthält, stammen aus der Feder des beliebten griechischen Komponisten Mikis Theodorakis; die Choreografie ist von Lorca Massine.

Das Ballett in zwei Akten folgt der Geschichte des Amerikaners John, der in einem kretischen Dorf versucht, Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen und sich nach einigen Schwierigkeiten mit Zorba anfreundet, der ihn seine Lebensphilosophie lehrt – zu leben und zu genießen. John verliebt sich daraufhin in eine junge Witwe, die bereits einem anderen versprochen ist, während Zorba einige Zeit mit der älteren Künstlerin Madame Hortense verbringt. Beide Liebesgeschichten finden ein tragisches Ende und die zwei Protagonisten trauern um ihre Geliebten, bis sich John wieder an Zorbas Lebensweisheiten erinnert und seinen Freund zum Tanz des Sirtaki auffordert. Das gesamte Dorf tanzt mit.

Alles andere als typisches Ballett

„Zorba“ ist alles andere als ein typisches Ballett; auffallend war bereits zu Beginn die komplette Abwesenheit der sonst nicht wegdenkbaren Spitzenschuhe. Auch anders, als man es normalerweise beim Ballett gewohnt ist, stehen bei „Zorba le Grec“ nicht die Prima Ballerina im Vordergrund, sondern ihre männlichen Gegenspieler. Meist gibt es für die Tänzer auf der Bühne nicht viel mehr zu tun als ihren Partnerinnen bei Hebefiguren zu assistieren oder sie herumzutragen, und vielleicht auch noch das eine oder andere Solo.

Hier hingegen konnten die beiden Haupttänzer, Sergiu Moga in der Rolle des Zorba und Anton Bogov als John, ihr komplettes Repertoire mit atemberaubenden Sprüngen und komplizierten Pirouetten präsentieren. Sie genossen die Performance sichtbar und rissen mit ihrer guten Laune das gesamte Publikum mit.

Die Kulisse der steinernen griechischen Häuser sowie die farbenfrohen Kostüme versetzten einen sofort nach Kreta. Während die männlichen Dorfbewohner in schwarzen Hosen und weißen Hemden tanzten, trugen die Tänzerinnen Pasteltöne in warmem Rosa, Orange und Gelb. John war ganz in Weiß gekleidet, während Zorba durch seine gestreifte Hose und Hosenträger auffiel. Das Kleid der Witwe war mit dem mit schwarzer Spitze verzierten Oberteil und dunkelrotem Rock besonders schön; Madame Hortenses hingegen trug eine bunte Mischung aus verschiedenen Stoffen und Materialien.

Gelungene Kombinationen

Tänzerisch war das Ballett eine gelungene Kombination aus klassischen Balletteinlagen und anderen Tanzstilen, wie etwa modernerem Contemporary Dance und natürlich auch den Schritten des typischen griechischen Sirtaki. Die fünf Solisten überzeugten mit unglaublich professionell ausgeführten Bewegungen, doch auch das Corps de Ballet stand ihnen in nichts nach.

Die in Wiltz gezeigte Aufführung des slowenischen Balletts Maribor unter der artistischen Leitung Edward Clugs war kurzweilig und unterhaltsam. Das Ballett dauerte nur knapp zwei Stunden und es gelang den Tänzern in dieser Zeit das Publikum komplett mitzureißen.

Seinen Abschluss fand die Vorstellung schließlich mit dem wahrscheinlich jedermann bekanntem Sirtaki. Bereits bei den Anfangsnoten war die Begeisterung des Publikums spürbar; und es wurde auch sofort eifrig mitgeklatscht. Mit tosendem Standapplaus wurden die Tänzer am Ende gelobt und gebeten, den Sirtaki noch ein weiteres Mal zum Besten zu geben.

Schlussendlich gab es nicht nur eine, sondern ganze drei Zugaben, denen die Zuschauer mit großem Enthusiasmus beiwohnten, um dann gut gelaunt nach Hause zu gehen.

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