/ Meister der lyrischen Abstraktion
Das Gehen bereitet ihm Probleme, doch sein Blick ist immer noch klar. Heute wird einer der wichtigsten Maler Luxemburgs 90. Jim Junius, der am 28. Januar 1925 in Düdelingen geboren wurde, hat viel zur Entwicklung der bildenden Kunst im Luxemburg der Nachkriegszeit beigetragen.
Das Talent dazu wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Joseph Junius war technischer Zeichner bei der Arbed und in seiner Freizeit ebenfalls als Maler und Bühnenbildner tätig. Doch der Vater starb früh, erlag mit 38 Jahren einer Lungenentzündung. Sechs Monate später musste die Witwe mit ihren Kindern die Beamtenwohnung in Düdelingen verlassen. In Kopstal, im Haus der Großeltern, kam die Familie unter. Hier beendete Jim Junius auch die Primärschulzeit. Die ersten drei Jahre hatte er noch die Grundschule in Düdelingen besucht. Anschließend ging es ins hauptstädtische Athenäum und dann zur Lehrerbildungsanstalt, im Volksmund „Normalschoul“ genannt, wo er 1945 seinen Abschluss als Lehrer machte. Im Folgejahr besuchte Jim Junius Paris, wo er ein Beaux-Arts-Studium belegte. Es folgten erste Ausstellungsteilnahmen, etwa beim „Cercle artistique“ (CAL).
In seinem frühen Werk war Junius vor allem von Joseph Kutter beeinflusst. 1949 schrieb Professor Boris Kleint von der Saarbrücker Werkkunstschule über seine Bilder beim Salon des CAL: „… bei Junius, wo die Dorfhäuser, von ferne noch an Kutter gemahndend, etwas ganz anderes geworden sind, ein kastenförmiger Block, fast wie ein Tier, ‚Idee‘ der Behausung überhaupt.“
Und im Lëtzebuerger Journal konnte man lesen, der Künstler habe sich von der „abgedroschenen akademischen Konventionsmalerei abgewandt“ und „da ist etwas Neues, Seelisches, Aus-dem-tiefsten-Inneren-Geschöpftes.“ Junius hatte inzwischen begonnen, als Lehrer zu arbeiten, zunächst in Wiltz, später dann in Schifflingen. Er malte in seiner Freizeit im Dachatelier in einem Reihenhaus in Schifflingen, wo er auch heute noch lebt.
„Quatre mille oeuvres – quarante bonnes toiles“
Einige Jahre später wurde das renommierte französische Magazin Arts auf den jungen Luxemburger aufmerksam. Die Zeitschrift titelte anlässlich des Pariser „Salon des indépendants“ von 1956: „Quatre mille oeuvres – quarante bonnes toiles“. Eine dieser 40 „guten Leinwände“ stammte von ihm. „Von diesem Augenblick an meldeten sich ständig Galeristen bei mir, die mich unter Vertrag nehmen wollten“ erzählt uns der Künstler, als er uns die Dossiers mit Kritiken zu seinen Arbeiten zeigt. Aber Jim Junius, inzwischen zweifacher Familienvater, zog es vor, ein sicheres, festes Gehalt zu beziehen und Lehrer zu bleiben.
Die Malerei betrieb er weiterhin zwar mit Professionalismus, aber doch eben nur als „Hobby“. Eigentlich schade, denn er hätte mit Sicherheit eine große internationale Karriere machen können.
Der Übergang von der figurativen zur abstrakten Malerei kam übrigens Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre.
Beeinflusst unter anderem durch die „Ecole française“ löste sich der Künstler fließend von der gegenständlichen Malerei, ohne sie dabei vollständig aufzugeben. Immer wieder taucht auf seinen Leinwänden Figürliches auf. Schließlich malt Jim Junius, wie er selbst sagt, „nicht um des Malens willen“, sondern verarbeitet auf seinen Leinwänden Erlebnisse, Geschehnisse, Eindrücke.
Luxemburg ist sich der Bedeutung des Künstlers bewusst, schickt ihn zu wichtigen Gruppenausstellungen rund um den Globus. Wo ein Francis Bacon Großbritannien vertritt, ein Gerhard Richter Deutschland und ein Friedensreich Hundertwasser Österreich, ist es Jim Junius für Luxemburg. Paris, Monte-Carlo, Lissabon, São Paulo, Brüssel, Köln, Sevilla, Taipei, Seoul, Tokio und London sind nur einige Städte, in denen seine Werke gezeigt werden.
Seine Kunst ist keine „schnelle“: Junius geht sorgsam mit Farbe und Pinsel um, übermalt Bilder immer wieder, zeigt viel Liebe zum Detail.
Zurückgezogen lebt er heute, seit einigen Jahren verwitwet, inmitten seiner Kunst. Trotz seines hohen Alters arbeitet Jim Junius auch jetzt noch so oft es geht in seinem Atelier unter dem Dach.
Die letzte Ausstellung indes geht auf das Jahr 2002 zurück. Damals wurde die Galerie Gaasch in Düdelingen mit einer Schau seiner Arbeiten neu eröffnet. Einige Jahre zuvor, im Kulturjahr 1995, anlässlich seines 70. Geburtstags, hatte man ihm im „Tutesall“, im heutigen Kulturzentrum Neimënster, eine Retrospektive gewidmet.
Eigentlich hätte man erwarten können, dass das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) ihm dieses Jahr auch eine solche zum 90. anbieten würde. Doch die Gelegenheit hat man leider verpasst. Immerhin wird aber die Stadt Esch ihn noch in diesem Jahr in der Galerie im Theater mit einer Ausstellung ehren. Diese soll im Rahmen der „Nuit de la culture“ im Mai stattfinden. Ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest.
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