Manoel de Oliveira mit 106 Jahren gestorben

Manoel de Oliveira mit 106 Jahren gestorben
(Matt Sayles)

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Die preisgekrönte, portugiesische Regie-Legende Manoel de Oliveira ist am Donnerstag gestorben. Er wurde 106 Jahre alt.

Filmproduzent Luis Urbano verkündete am Donnerstag die Todesnachricht unter Berufung auf die Familie, de Oliveira wurde 106 Jahre alt. Portugiesischen Medien zufolge starb er in seinem Haus in Porto.

Der Tod des preisgekrönten Regisseurs rief in Politiker- und Künstlerkreisen des Landes große Anteilnahme hervor, Lissabon ordnete eine zweitägige Staatstrauer an. „Die portugiesische Kultur hat heute eine ihrer größten Persönlichkeiten verloren“, sagte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho. Präsident Aníbal Cavaco Silva nannte ihn einen „unvergleichlichen Zeugen“ der Landeskultur, der diese auch im Ausland bekannt gemacht habe. Margarida Gil, Präsidentin des portugiesischen Regisseursverbandes, sagte, de Oliveira sei durch seine Kinokunst „unsterblich“ geworden.

Karrierenbeginn zur Zeit des Stummfilms

De Oliveiras Karriere begann 1931 – noch in der Zeit des Stummfilms. Er war bis kurz vor seinem Tod aktiv und schuf mehr als 50 Spiel- und Dokumentarfilme. 1908 in Porto geboren, bekam de Oliveira von seinem filmbegeisterten Vater früh die Liebe zum Kino vermittelt. Erste Schritte machte er noch als Darsteller in einem Stummfilm, bis er mit der Dokumentation „Harte Arbeit am Fluss Douro“ auch selbst als Regisseur tätig wurde. Auch am ersten Film in portugiesischer Sprache wirkte er mit, allerdings wieder als Schauspieler. 1942 folgte als Regisseur der sozialkritische Spielfilm „Aniki-Bóbó“, dessen gesellschaftliche Bedeutung erst Jahre später gewürdigt wurde.

Unter der Diktatur von António Salazar konnte de Oliveira seine Arbeit nur stark eingeschränkt vorantreiben, intensivierte sein Schaffen jedoch nach dessen Tod umso mehr – die meisten seiner Werke entstanden nach seinem 60. Geburtstag. Trotz angeschlagener Gesundheit und Finanzierungsengpässen aufgrund jüngster Kürzungen der portugiesischen Filmförderung blieb de Oliveira bis zuletzt aktiv. Noch an seinem 106. Geburtstag im vergangenen Dezember stellte er seinen Film „O Velho do Restelo“ (Der Alte von Restelo) vor.

Im Laufe seiner langen Schaffenszeit gewann der Regisseur unter anderem den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig, die Goldene Palme von Cannes für sein Lebenswerk und wurde Mitglied der französischen Ehrenlegion. „Ich bin ein Waisenkind, sowie das Kino der ganzen Welt“, schrieb der frühere Präsident der Festspiele von Cannes, Gilles Jacob, im Kurznachrichtendienst Twitter. „Er war ein Meister.“