Kinder brauchen Geschichten

Kinder brauchen Geschichten
(François Aussems)

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Was macht man in den Ferien mit seinen Kindern? Warum nicht mal ins Theater gehen, und sich eine Fabel ansehen und -hören? Im Rahmen der „Congés annulés“ in den Rotunden erzählt Larisa Faber die Geschichte des „schmocken“ Fuchses.

Dass Kinder ein schwieriges Publikum sind, sagt Ihnen jeder Schauspieler. Der Erfolg einer Darbietung für sie lässt sich sehr einfach messen, da sie so etwas wie Anstandsapplaus nicht kennen. Sie klatschen, wenn es ihnen gefällt, oder gähnen und laufen fort, wenn es nicht der Fall ist.

Infos

„Schmock“:
frei nach der rumänischen Fabel „Ursul pacalit de vulpe“ von Ion Creanga

Übersetzung & Adaptation: Serge Tonnar

Idee und Spiel: Larisa Faber

Regie: Linda Bonvini

Bühne & Kostüm: Anouk Schiltz

Wo: Rotonde 1

Weitere Vorstellungen:
Heute um 10.30 u. 14.30 Uhr
Morgen Samstag, 11.00 Uhr

Infos: www.rotondes.lu

Die luxemburgische Schauspielerin Larisa Faber erzählt und zeigt die Geschichte des Fuchses „Schmock“, dem es vor allem darum geht, „bella figura“ zu machen. Zum Futter fangen ist er zu eitel. Den großen starken Bären, wie soll es anders sein, haut er natürlich über’s Ohr.

Ausdruckstarkes Spiel

Larisa Faber ist nicht nur eine Geschichtenerzählerin, sondern schlüpft abwechselnd in die Rolle des Fuchses, des starken Bären und eines Fischers. Ganz auf ihr kleines Publikum zugeschnitten ist ihr sehr körperbetontes Spiel.

Und die Zuschauer waren zum größten Teil davon begeistert. Sie verfolgten die Geschichte nicht nur gespannt, sondern griffen auch selbst in den Handlungsablauf ein. Als der hungrige Bär sich auf die Suche nach Fisch macht, waren in der von uns besuchten Vorstellung am Mittwochnachmittag plötzlich alle Kinder ein Fisch. Den Bären machten sie außerdem lautstark darauf aufmerksam, dass er doch beim Fischefangen auf die Bienen aufpassen soll, und das so eindringlich, dass Larisa Faber kurzerhand improvisieren musste, und auf die Bienen einging.

Begeisterte Zuschauer

Einige der Zuschauer, im Alter zwischen fünf und sieben Jahren, verstanden vielleicht nicht alles, was gesagt wurde. Die Darstellung von Larisa Faber, eine Mischung zwischen Erzählkunst, Tanz, Bewegungstheater und Slapstick machte dies jedoch wett. Je verrückter und übertriebener ihre Bewegungen waren, umso mehr waren die Zuschauer begeistert. Und nicht nur die Kinder. Mehr als einmal lachten auch Eltern laut auf.

Die Vorführung war ein Beweis dafür, dass Kinder sich keineswegs nur für Computerspiele oder Smartphone interessieren. Man muss sie nur an der Hand nehmen und zu etwas anderem hinführen. 1977 schrieb der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim den Bestseller „Kinder brauchen Märchen.“ Dass die Grundaussage Bettelheims stimmt, nämlich dass Kinder Geschichten erzählt haben wollen, konnte man an ihren Reaktionen sehen. Die meisten Kinder verfolgten die Darbietung Fabers wie hypnotisiert.

Bilder im Kopf

Das Stück beginnt nicht auf der Bühne der Rotonde 1 (wo die Aufführung später stattfindet), sondern auf der Terrasse vor der Rotonde 2. Ein sonderbar und farbig angezogenes Mädchen mit einem großen Korb auf dem Rücken, taucht dort auf, und zeigt den dort wartenden Kindern eine Karte von einem geheimnisvollen Ort. Sie holt die Kleinen in der Welt der Erwachsenen ab, nimmt sie bei der Hand und führt sie in ein mysteriöses Fabelland.

Das Bühnenbild von Anouk Schiltz scheint einem unbewussten Bedürfnis der Kleinen nach eigenen Bildern im Kopf angepasst und ist auf ein Minimum beschränkt: Ein Teppich, der einen Teich darstellt und ein Stuhl. Der Rest der Landschaft, der Wald, oder der Baum, in dem sich der Fuchs versteckt, werden durch das Wort und die Darbietung erschaffen.

Geschichten erzählen ist eine jahrhundertalte Kunst, der Larisa Faber ihren eigenen, sehr körperbetonten Touch gibt.