Keine Rose ohne Dornen

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"De Rousegaart" von Jean-Paul Maes feierte am Mittwoch (17.12.14) im Bettemburger Schloss Premiere. Überzeugen konnte die Aufführung nicht, trotz guter Momente.

In einem CD-Geschäft schlägt Alain (Marc Olinger) Jacques (Al Ginter) mit der Faust aufs Auge und (ent)führt ihn in seinen Rosengarten. Er kennt ihn von früher, Jacques kann sich jedoch nicht daran erinnern. Alain will da anknüpfen, wo ihre Bekanntschaft endete. Alains Frau trat beim Gesangswettbewerb „Micro d’Or“ an, hatte im Finale allerdings gekniffen. Jacques spielte damals Manager, obwohl er es niemals war. Alain will, dass Jacques seine Frau nun, Jahre danach, zum Erfolg führt.

Info

De Rousegaart
Text und Regie von Jean-Paul Maes

Es spielen:
Raoul Albonetti, Mady Durer, Al Ginter, Marc Olinger

Weitere Vorführungen
15., 16., und 17. Januar 2015 um 20.00 Uhr
18.01.2015 um 17.30 Uhr

Virverkaf:
www.luxembourg-ticket.lu
Tel.: 47 08 95-1
info@kaleidoskop.lu

www.kaleidoskop.lu

Im ersten Akt sitzen die beiden im Rosengarten, und sie reden eine Zeit lang aneinander vorbei. Jacques glaubt zuerst, Alain sei jemand, der ihm aufgelauert habe, ein Angehöriger oder Freund der vier Menschen, die er bei einem Autounfall getötet hatte, wofür er im Gefängnis saß. Kann man verlorene Zeit wieder aufholen oder das wieder gutmachen, was man versäumt hat? Alain zitiert hierzu sogar Proust. Die beiden Männer rätseln darüber, während sie auf Alains Frau warten. Die taucht im zweiten Akt auf und Jacques entdeckt seine Liebe zu ihr wieder. Ob sie ihn wieder will, ist nicht klar, und eigentlich auch nicht wichtig. Augenscheinlich geht es ihr nur darum, das Haus endlich zu verkaufen.

Das Stück, das im ersten Akt durchaus gute Momente und Lacher hat, flacht im zweiten Teil merklich ab. Gab es im ersten Akt durchaus einiges zu lachen, schauten wir im zweiten mehrere Male auf die Uhr.

Leider wird nach der Pause deutlich, dass der erste Akt vor allem von einem überragenden Marc Olinger getragen wird. Es gelingt ihm, erst nach und nach beim Zuschauer den Zweifel zu wecken, ob mit Alain vielleicht etwas nicht stimmt. Langsam dämmert es dem Zuschauer, dass er in einer anderen Welt lebt. Die letzten Zweifel darüber werden von seiner Frau Josiane (Mady Durrer) aus der Welt geschafft.

Sehr gefallen haben uns die Momente, wo Alain sich in seiner Gedankenwelt verliert und nicht versteht, dass andere ihn nicht verstehen. Unser Lob für Olinger bedeutet aber nicht, das sein Gegenüber Al Ginter schlecht wäre. Die Darstellung des vom Leben gezeichneten Ex-Häftlings gelingt ihm stellenweise gut.

Mady Durrer in der Rolle der Josiane hat ihren stärksten Moment in dem Augenblick, wo ihr Jacques seine Liebe gesteht, und sie ihn erst mal eiskalt reden lässt.

Überlanger Monolog

Und da gibt es im zweiten Akt den überlangen Monolog eines Immigranten (Raoul Albonetti), der sich über die Russen aufregt. Der Mann kommt aus Russland und gehört dem Volk der Tschuktschen an, eine Minderheit in Russlands Fernem Osten.

Als Zuschauer fragt man sich: Was soll dieses Russland-Bashing? Jedem seine Meinung zu einem politischen Thema in Ehren, aber muss diese minutenlang vorgebracht werden? Der Monolog hängt in der Luft und trägt nichts zur Dramatik der Geschichte bei, außer dass der Einwanderer die beiden Männer Jacques und Alain als typische Kleinbürger enttarnt, denen alles Fremde suspekt ist. „Man weiß ja, wie die so sind.“ Eigentlich schade, denn der junge Raoul Albonetti in der Rolle des Ausländers zieht sich nicht schlecht aus der Affäre. Sein Monolog mit aufgesetztem Akzent ist nicht ohne Charme. Auch die Darstellung des einerseits liebenswürdigen, stolzen und andererseits leicht zu beleidigenden Mannes gelingt ihm. Die Frage, ob Tschuktschen so sind, lassen wir außen vor, doch uns erinnert die Figur an das Bild des „typischen“ Russen (Ja, diese Klischees!).

Frank Feitler, Direktor der hauptstädtischen Theater, bedauerte im Tageblatt-Gespräch, dass es nicht genug Autoren gibt, die auf Luxemburgisch schreiben. Nun, hier ist wieder einer, der sich traut. Dafür gebührt ihm Respekt! Allerdings scheint das Problem des Stückes darin zu liegen, dass Autor und Regisseur in einer Person (Jean-Paul Maes) auftreten. Autoren kleben oft zu sehr an „ihrem“ Text, als dass sie auch nur einen Deut davon aufgeben wollten. Maes zeigt sich zu sehr mit seinem Text verhaftet, um als Regisseur mit neuen Einfällen zu glänzen.

In den beiden Rollen aufzutreten, hat seine Nachteile, genau wie die Rosen. Die duften zwar gut, andererseits aber verletzt sich „Alain“ an ihren Dornen beim Versuch, an der Mauer hochzusteigen. Der Rosengarten hält sowohl Maes wie auch Alain in ihrer Welt gefangen. Den einen als Spießer, den anderen als Autor.