Hinter den Kulissen des Festivals

Hinter den Kulissen des Festivals
(AFP/Loic Venance)

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In aller Munde ist an und rund um die Croisette die Fernsehplattform Netflix.

Die Plattform hat gleich zwei der offiziell im Wettbewerb vertretenen Filme, den pseudo-ökologischen Film „Okja“ des südkoreanischen Regisseurs Boong Joon-Ho und das Altersdrama „The Meyerowitz Stories“ des amerikanischen Regisseurs Noah Baumbach finanziert. Beide Filme werden demnach nach dem Wettbewerb nicht ins Kino kommen, sondern gleich im Fernsehen abgerufen werden können. Das sorgt in der Kinometropole Cannes und auf dem Fernsehmarkt, natürlich für viel Gespräch.

Es widerspricht nämlich der Regelung, wonach Spielfilme erst nach einer gewissen Zeit ins Fernsehen kommen dürfen, um die Kinos nicht auszuschalten. „Die digitalen Plattformen sind eine neue Art, um Kinofilme unter die Leute zu bringen“, hatte der Präsident der Jury, Pedro Almodovar, zu Beginn des Festivals gesagt. Gleichzeitig hatte er jedoch durchblicken lassen, dass es doch ein gewaltiges Paradox wäre, wenn ein solcher Film einen Preis bekommen würde, man ihn aber nicht im Kino sehen könnte.

Es sei durchaus üblich, dass Filme, die in Cannes einen Preis bekommen, letztendlich nicht ins Kino gelangen, hatte man daraufhin bei Netflix antworten lassen.

Frauen im Blickpunkt

Das Filmfestival in Cannes richtet dieses Jahr den Blick auf die Frauen. Das beginnt mit Jurypräsident Pedro Almodovar, dessen Filme häufig eine Hommage an die Frauen sind und Themen wie Mutterliebe, Prostitution oder Transsexualität behandeln.
Das geht weiter mit dem „Woman Award“, den die Stiftung „Kering“ (finanziert von den Luxusmarken LVMH) an die französische Schauspielerin Isabelle Huppert verleiht. Mit dieser Ehrung ist eine tägliche Diskussion über die Arbeit der Frauen im Filmgeschäft angesagt.

Und das endet mit den 12 Regisseurinnen, die ihre Werke in die einzelnen Wettbewerbe schicken, davon drei, Sofia Coppola (The Beguiled), Naomi Kawase (Hikari) und Lynne Ramsay (You were never really here) im Hauptwettbewerb.

Nicole Kidman ihrerseits ist gleich in drei Filmen zu sehen, bei Sofia Coppola, in „The Killing of a sacred dear“ von Yorgos Lanthimos und in „How to talk to girls at parties“ von John Cameron Mitchell, der außerhalb des Wettbewerbes gezeigt wird.
Zwei Frauen sind Jurypräsidentinnen: Sandrine Kimberlain wird mit ihrer Jury über die Geschicke der „Caméra d’or“ entscheiden, Uma Thurman präsidiert die Jury von „un certain regard“.

Frankreich hat die Nase vorn

Und dann erstaunt es natürlich nicht, dass Frankreich beim Festival mit vier Filmen vertreten ist. „120 battements par minute“ von Robin Campillo hat am Samstag den Auftakt der „sélection officielle“ gemacht, gefolgt am Sonntag von „Le Redoutable“ von Michel Hanzanavicius.

Am Dienstag ist „Rodin“ von Jacques Douillon und am Donnerstag „L’amant double“ von François Ozon programmiert. Den Auftakt der Festlichkeiten hatte mit „Les fantômes d’Ismaël“ von Arnaud Desplechin auch bereits ein französischer Film gemacht, erwartet wird jetzt noch die Ehrung von André Téchiné.
Französisch geprägt ist auch „Un certain regard“ mit „Barbara“ von Matthieu Amalric und „l’Atelier“ von Laurent Cantet. Mit „Ava“ von Léa Nysius, „Makala“ von Emmanuel Gras, „Le petit paysan“ von Hubert Charuel sowie den Kurzfilmen „Les enfants partent à l’aube“ und „Le visage“ ist die „semaine de la critique“ ebenfalls stark französisch geprägt.