Erschlagend

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LUXEMBURG - Der erste Spielfilm des Franzosen Jean-Baptiste Leonetti, der sich in unserem Nachbarland bislang vor allem einen Namen als Regisseur von teils preisgekrönten Werbespots gemacht hat, schockiert auf vielfache Weise.

„Carré Blanc“ zeichnet das Bild einer düsteren, herzlosen Welt, in der Brutalität und Gewalt vorherrschen.

Jean-Baptiste Leonetti
„Carré Blanc“

Eine Co-Produktion von Solair Films und Tarantula.

Ab 16 Jahren.

www.caramba.lu

Dass ein Film erst fünf Tage, nachdem er in den Kinos angelaufen ist, in der Vorpremiere gezeigt wird, ist ungewöhnlich. Dass diese Vorpremiere dann noch im Mudam stattfindet zumindest genauso. Doch wie Hauptdarstellerin Julie Gayet, die am Mittwochabend präsent war, treffend meinte, handelt es sich bei dem Streifen von Jean-Baptiste Leonetti ja nicht um irgendeine Komödie wie etwa „Bienvenue chez les Ch’tis“. Ganz im Gegenteil!

„Carré Blanc“ ist ein schwer verdaulicher, ein stellenweise abstrakt wirkender, dunkler, um nicht zu sagen tiefschwarzer, Film. Zeitgenössisches Kino in einem Museum für zeitgenössische Kunst? Ja, das klappt! Vor allem, weil der erste Spielfilm des französischen Regisseurs viele Fragen aufwirft, ohne darauf logische Antworten zu geben. Der Film bewegt! In „Carré Blanc“ geht es um die Lebensgeschichte von Marie (Julie Gayet) und Philippe (Sami Bouajila), die als Waisenkinder zusammen aufwachsen und sich 20 Jahre später als Ehepaar in einer Welt wiederfinden, in der Menschlichkeit ein Fremdwort ist.

Zappenduster

Marie sehnt sich nach einem Kind, doch Philippe kann oder will nicht Vater werden. Was auch irgendwie verständlich ist, betrachtet man das trostlose Umfeld, in dem die Protagonisten leben (müssen). Der Kindeswunsch-Konflikt droht, zur Trennung zu führen. Doch alles kommt anders – wenn auch nicht besser.

Eiseskälte und Brutalität ziehen sich wie ein roter Faden durch den 77-minütigen Film, sinnlose Gewalt beherrscht über weite Strecken das zappendustere Bild. Leonettis Erstlingswerk hinterlässt einen bleibenden Eindruck und regt zum Nachdenken an über die Welt, wie sie heute bereits teilweise ist und wie sie schon in naher Zukunft sein könnte.

Die Leistungen der beiden Hauptdarsteller sind grandios, in einer Nebenrolle übrigens ist auch die Luxemburgerin Valérie Bodson (Lise) zu sehen.

Die exzellente Kameraführung und die spannungsgeladene Inszenierung erinnern an Namen wie Lynch oder Kubrick. Kein Wunder, dass der Film für das „Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya“ selektioniert wurde, wo er im Wettbewerb laufen wird.