Eine bewegte Geschichte

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Vor rund einem Jahrzehnt,im Mai 2004, nahm das Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Neumünster (CCRN) im Stadtgrund seinen Betrieb auf.

In den zehn Jahren davor war der historische Gebäudekomplex von Grund auf renoviert und umgebaut worden. Am morgigen Mittwoch und am darauf folgenden Feiertag begeht das CCRN seinen „Geburtstag“ mit einer akademischen Sitzung, Konzerten, Showeinlagen und einem großen Volksfest (sieheunten stehenden Kasten).

Die Abtei Neumünster hat eine lange und bewegte Geschichte. Diese reicht bis ins Mittelalter zurück.

Von Alt- zu Neumünster

Im Jahr 1083 wurde von den Benediktinern zunächst die Abtei Altmünster gegründet, die sogar eine eigene Brauerei hatte, die 1511 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Unter der Besetzung Luxemburgs durch die Franzosen wurde die Abtei Altmünster Mitte des 16. Jahrhunderts zerstört. Um 1606 errichteten die Benediktinermönche dann ihre neue Kirche nebst den dazugehörigen Abteigebäuden im Grund, dem heutigen Standort des CCRN. Doch die Abtei Neumünster wurde, wie alle anderen Klöster im Land, im Zuge der französischen Revolution im Jahre 1796 säkularisiert, als die Besatzer die Gesetzgebung des französischen „Directoire“ im damaligen Herzogtum, das zum französischen „Département des forêts“ erklärt wurde, einführten. Nach den wirren Revolutionsjahren diente die zum einstigen Kloster gehörende Kirche ab 1815 den in Luxemburg stationierten Truppen des Deutschen Bundes bis 1867 als Militärhospital.

Als die deutschen Truppen 1867 definitiv das dreieinhalb Jahrzehnte zuvor in die Unabhängigkeit entlassene und mittlerweile zum Großherzogtum gewordene Land verließen, wurde die Abtei vom Luxemburger Staat übernommen und als Männergefängnis genutzt. Im Zweiten Weltkrieg bemächtigten sich die Nazis des Komplexes und brachten hier politische Häftlinge unter.

Robert Krieps’ Wunsch wurde erfüllt

Dazu zählte auch der spätere LSAP-Kulturminister Robert Krieps. Als das Gefängnis 1980 endgültig seine Türen schloss, war zunächst unklar, wie die Zukunft des historischen Gebäudekomplexes aussehen sollte. Der Wunsch von Krieps war, dass daraus einmal eine Kultur- und Begegnungsstätte werden soll. Dieser Wunsch sollte schließlich, wenn auch lange Jahre nach dem Tod des Politikers, in Erfüllung gehen: Die gesamte Anlage wurde soziokulturellen Zwecken zugeführt und bildet heute den „Kulturtreffpunkt Neumünster“.

An Krieps erinnert heute der Hauptsaal des Zentrums, der 283 Besuchern Platz bietet: Die „Salle Robert Krieps“ befindet sich im einstigen, umgangssprachlich als „Tutesall“ bekannten Atelier des Grundgefängnisses. Weitere Räumlichkeiten tragen die Namen anderer bekannter Luxemburger aus dem kulturellen Bereich wie Edmond Dune (Dichter), José Ensch (Dichterin), Lucien Wercollier (Bildhauer) oder Nic Klecker (Schriftsteller und Menschenrechtler).

Seit 2004 bis zum Ende vergangenen Jahres leitete der ehemalige Koordinator von „Luxemburg Kulturhauptstadt 1995“, Claude Frisoni, die Abtei und drückte dem Programm seinen ganz eigenen Stempel auf.

Was seine Nachfolge angeht, so gab es zunächst Unstimmigkeiten bei der Personalsuche, so dass sogar eine Beraterfirma eingesetzt wurde. Mehr als 60 Kandidat(inn)en standen schließlich zur Wahl. Eine davon war die ehemalige Direktorin des „Centre des arts pluriels Ed. Juncker“ (CAPE), Ainhoa Achutegui. Wie sie sich die Zukunft des CCRN vorstellt, lesen Sie im unten stehenden Interview.