Dunkle Erinnerungen

Dunkle Erinnerungen
(Bohummil Kostohryz)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das „Théâtre national du Luxembourg“ (TNL) zeigt ein Stück über das Vergessen und das Erinnern, die Liebe und den Tod. Und auch über das Theater.

Marguerite Duras habe das Stück 1982 als Ode an die Schauspielerin Madeleine Renaud geschrieben, heißt es in der Beschreibung von „Savannah Bay“. Das Stück bietet wenig Handlung und viele Worte.

Zwei Frauen, eine junge (Ludmilla Klejnak) und Madeleine (Marja-Leena Junker), eine frühere Schauspielerin, versuchen, Erinnerungen aus Madeleines Vergangenheit nachzugehen. Vor allem ein Ereignis aus Madeleines Leben steht dabei im Vordergrund. Ihre Tochter hatte sich am Tag nach einer Entbindung umgebracht. Sie und ein junger Mann hatten sich am Meer kennengelernt, das Mädchen war sehr jung. Getroffen hatten sie sich stets auf einem weißen Felsen im Meer. Der größte Teil der Spielzeit (ein Stunde) besteht aus den Dialogen der beiden Frauen.

Die Schauspielerin will oder kann sich nicht an das Geschehene erinnern. Nicht nur weiß sie nicht mehr, was damals geschah, auch kann sie sich nicht mehr an die Rollen erinnern, die sie mal spielte.

Erwartungen an Sprechtheater

Von einem Sprechtheater wie diesem sollte man erwarten dürfen, dass die Schauspieler durch ihre Stimme und ihre Mimik Emotionen vermitteln. Die Darstellerinnen bringen es jedoch nicht fertig, dem Zuschauer das, was sie empfinden sollen, glaubhaft vorzuspielen. Marja-Leena Junkers Mimik genügte jedenfalls nicht, um uns davon zu überzeugen, dass Madeleine tief sitzende Erinnerungen und Emotionen der Außenwelt zugänglich macht. Schreien im Theater ist anscheinend seit Jahren modern, die zwei Schreiszenen von Madeleine wirkten jedoch chargiert.

Handlung gibt es auf der Bühne fast keine, abgesehen von jener, die sich bei dem Wasserbecken abspielt, das auf der Bühne steht. In dessen Mitte befindet sich eine weiße Plattform. Auf dieser befinden sich die beiden Frauen anfangs. Dieser Felsen ist das einzig Sichere in ihren Erinnerungen. Er steht wie ein Fels in der Brandung. Um diese Plattform herum ist Wasser.

Bühnenbild

So wie der Felsen im Leben der Madeleine eine zentrale Stellung einnimmt, nimmt die Handlung auf der Bühne auch dort ihren Anfang und dreht sich fortan um das Becken.

Das Bühnenbild (von Stéphane Roussel und Gaspard Pinta) bleibt einer der wenigen Höhepunkte des Stückes. Und es sind auch die Szenen, die sich im Wasser abspielen, in denen die beiden Darstellerinnen noch am überzeugendsten sind.
Beim TNL ist man zwar an Überraschungen gewöhnt, dass es aber ein solch handlungsarmes Stück auf die Bühne bringt, ist schon eine kleine Überraschung an sich.

Bei einigen Zuschauern dürfte jedoch die Enttäuschung über das Resultat überwiegen. Ein Grund, warum sich der Applaus trotz proppenvoller Vorstellung mit drei „Vorhängen“ (die es im TNL zwar nicht gibt) doch sehr in Grenzen hielt.
_____

Info:
Savannah Bay
Autor: Marguerite Duras
Regie: Stéphane Ghislain Roussel
Mit: Marja-Leena Junker und Ludmilla Klejniak
Kostüme: Annabelle Locks
Bühnenbild: Stéphane Ghislain Roussel und Gaspard Pinta
Weitere Vorführungen:
12., 16., 18. und 20. Februar
jeweils um 20 Uhr
Wo? Théâtre national du Luxembourg